Essen. Der alte Streit, ein neuer Anlauf: In Briefen an OB und Aufsichtsrat macht ein Teil der TuP-Belegschaft Front gegen Geschäftsführer Bergmann.

Ende Februar ist es wieder soweit; dann zeigen alle fünf Sparten von Theater und Philharmonie bei einem elftägigen Festival, was sie so zu bieten haben: „Unendliche Geschichten“ nämlich, zu denen allerdings auch eine gehört, die nicht im Programm steht – jene über den ewigen Zwist zwischen TuP-Geschäftsführer Berger Bergmann und dem Betriebsrat. Am Montag ist die Lage eskaliert, die Belegschaft macht nun auf breiter Linie Front gegen Bergmann. Mit 366 Unterzeichnern. Und einem Brief.

Der richtet sich an Oberbürgermeister Thomas Kufen genauso wie an den Aufsichtsrat von Theater und Philharmonie und knüpft an jenen Protest an, mit dem die Arbeitnehmer-Vertreter bereits vor zweieinhalb Jahren versuchten, eine Vertragsverlängerung für Bergmann zu verhindern.

Der Protest knüpft an die Vorwürfe vor zweieinhalb Jahren an

Damals vergeblich: Im Juni 2018 gab das Aufsichtsgremium seinen Segen dazu, Bergmann für fünf weitere Jahre bis 2024 auf dem Chefposten von Theater und Philharmonie zu halten. Der heute 57-Jährige habe, so hieß es zur Begründung, „die Theater und Philharmonie Essen in finanziell schwierigen Zeiten erfolgreich geleitet“.

An diesem wohlmeinenden Urteil gibt es für Franz-Josef Britz auch anno 2020 nichts zu korrigieren: „Ohne Bergmann und seinen Sparkurs“, so formuliert der CDU-Bürgermeister und Aufsichtsratschef des städtischen Bühnen-Unternehmens, „wäre die TuP schon längst zum Konkursrichter gegangen“. Dass die damit verbundenen Maßnahmen „nicht jedem gefallen, liegt auf der Hand“.

„Ein Klima der Verunsicherung, der inneren Kündigung und Angst“

In jenem Brief, den 366 TuP-Mitarbeiter unter dem Motto „Wir handeln jetzt“ an den OB gerichtet haben, klingt die Sache naturgemäß weit weniger freundlich: Man sei, so heißt es dort, „in großer und wachsender Sorge um unseren Betrieb“, was man vor allem an Geschäftsführer Bergmann festmacht, mit dem eine vertrauensvolle Zusammenarbeit „seit Jahren nicht mehr möglich“ sei: „In der TuP herrscht ein Klima der Verunsicherung, der inneren Kündigung und Angst.“

Unterfüttert wird die Breitseite auf offener Bühne unter anderem mit vermeintlich willkürlichen und unbegründeten Versetzungen, mit einer überzogenen Sparpolitik, nicht verausgabten öffentlichen Geldern und seit Jahren nicht angepassten Budgets. „In unserer Wahrnehmung hat Herr Bergmann ein sehr geringes Interesse an der Weiterentwicklung des Theaterbetriebs“, heißt es weiter, „das Fehlen von Perspektiven und Verlässlichkeit“ behindere die künstlerische Arbeit.

Für Geschäftsführer Berger Bergmann ist klar: „Da wird Stimmung gemacht“

Fazit: „Für viele von uns ist eine weitere Zusammenarbeit mit Herrn Bergmann schwer bis nicht vorstellbar“, heißt es in dem Schreiben. Noch forscher formuliert es der Betriebsrats-Vorsitzende Adil Laraki in einem weiteren Brief an den OB: „Wir sehen keinen anderen Weg, als Sie zu bitten, den Vertrag mit dem Geschäftsführer vorzeitig zu beenden.“

Der so geschmähte reagierte am Donnerstag kurz vor einer turnusmäßigen Aufsichtsrats-Sitzung irgendwo zwischen genervt und gelassen: „Da wird Stimmung gemacht“, betont Bergmann. Und jetzt, da die Probleme offen auf dem Tisch lägen, müsse die Politik Position beziehen.

Eine Arbeitsgruppe soll für den Aufsichtsrat sämtlichen Vorwürfen nachgehen

Die sieht sich derweil in einer ziemlich Zwickmühle: Einerseits schätzt man ausdrücklich den Sparkurs Bergmanns. „Wir stehen wirtschaftlich gut da“, so lässt sich Aufsichtsrats-Chef Britz vernehmen, dies sei „vor allem in Bergmanns Person begründet“. Und die Anwürfe aus der Belegschaft? Im Prinzip nicht neu, meint Britz, und auch sein Stellvertreter Hans Aring von der SPD vermag die Aufregung nicht so recht zu verstehen: „Wir haben eine höchst erfolgreiche Spielzeit hinter uns. Es läuft gerade top.“

Anderseits könne man den Protest von mehr als mehr als 366 Mitarbeitern selbstredend nicht mit einem einfachen Achselzucken abtun. Deshalb ist nun eine Arbeitsgruppe des Aufsichtsrates im Gespräch, die sich den Anschuldigungen widmen will, Punkt für Punkt, um dem Gremium am Ende gut recherchiert Bericht zu erstatten. Mancher Vorwurf wie etwa der, Landesgelder nicht rechtzeitig abgerufen zu haben, sind wohl unbestritten („Das darf nicht wieder passieren“). Andere wie die sinkender Auslastungszahlen offenbar schlicht falsch.

Ziel ist es, der unendlichen Geschichte ein Ende zu bereiten. Wie, darüber wird noch zu reden sein.