Essen. . Streit auf offener Bühne: Der Betriebsrat macht Stimmung gegen eine Verbleib von TuP-Chef Berger Bergmann. Doch die Politik spielt da nicht mit.
- Für den Theater-Betriebsrat ramponiert Geschäftsführer Berger Bergmann den Ruf des Hauses
- Aufsichtsrats-Chef Britz hält dagegen: „Ohne ihn ginge es dem Laden deutlich schlechter“
- Bergmanns Vertrag läuft im Sommer 2019 aus. Ob er überhaupt verlängern will, ist noch unklar
Als gelernter Balletttänzer ist Adil Laraki geübt daran, seine Schritte vorsichtig zu setzen, doch diese seine Kunst ist derzeit nicht sonderlich gefragt. Dem Betriebsratsvorsitzenden von Theater und Philharmonie (TuP) geht es seit Wochen vielmehr darum, seinem Chef so gut es irgend geht auf die Füße zu treten. Das Ziel der Bemühungen formuliert Laraki ohne Umschweife in einem Brief an den Oberbürgermeister und den Aufsichtsrat des Kulturbetriebs: Er will TuP-Geschäftsführer Berger Bergmann loswerden.
Dessen Vertrag läuft im Sommer 2019 aus, und wenn auch noch nicht klar ist, ob Bergmann eine Verlängerung überhaupt anstrebt, so scheint die Politik doch durchaus gewillt, sie ihm anzubieten. Denn ohne Bergmann, so glaubt Aufsichtsrats-Chef Franz-Josef Britz (CDU), „ginge es dem Laden deutlich schlechter“.
Sparkonzert blieb nicht ohne Folgen
Was natürlich auch bedeutet: Das Sparkonzert der vergangenen Jahre ist an Theater und Philharmonie nicht spurlos vorübergegangen. Die Zahl der Veranstaltungen wurde seit Bergmanns Amtsantritt von 1138 auf 997 um gut zwölf Prozent heruntergeschraubt, die Zahl der Besucher sank entsprechend auf knapp 309 000. Zudem wurde das Personal als größter Posten in der Bilanz binnen sieben Jahren um 24 auf 647 Vollzeitstellen abgebaut. Nur so gelang es, unter dem Dach der Theater und Philharmonie GmbH alle fünf Sparten – Musiktheater, Ballett, Philharmoniker, Philharmonie und Schauspiel – zu erhalten und trotz der Tarifsteigerungen den städtischen Zuschuss auf rund 46 Millionen Euro zu deckeln.
Laraki macht demgegenüber eine andere Rechnung auf: Für ihn ist der gelernte Jurist Berger Bergmann ein regelrechter Spielverderber, unter dessen Leitung die TuP ihren guten überregionalen Ruf ramponiert und der es sich mit seiner „inakzeptablen“ unnachgiebigen Haltung mit der Belegschaft verscherzt habe. Statt „den künstlerischen Aufschwung zu ermöglichen und die finanziellen Gegebenheiten dementsprechend zu organisieren“, verkämpfe Geschäftsführer Bergmann sich mit den Mitarbeitern: Rund 50 Gerichtsverfahren seien beredter Nachweis für das arbeitnehmerfeindliche Gebaren, und deshalb „warnt der Betriebsrat vor einer weiteren Vertragsverlängerung über das Jahr 2019 hinaus“.
Kein Kuschelkurs um des lieben Friedens willen
Wahr ist wohl, dass der rhetorisch brillante Geschäftsführer keine sonderlichen Anstalten macht, um des lieben Friedens willen einen Kuschelkurs mit den Arbeitnehmer-Vertretern zu fahren. Er habe nun mal angesichts der finanziell heiklen Lage „jeden Stecker gezogen, den ich ziehen konnte“, lässt sich Bergmann vernehmen. Und dass sich mit mehr Geld mehr Veranstaltung und also bessere Zahlen produzieren lassen, liegt auf der Hand. Im Kulturausschuss des Rates hat ihn ein Sozialdemokrat jüngst gefragt, wie viel Geld denn erforderlich sei, und Bergmann sagte was von einer Million Euro.
Aber herzaubern kann er sie nicht, da müsste schon die Politik Beschlüsse fassen, und eine Aufstockung des Eigenkapitals um drei Millionen Euro ist wohl auch in Sichtweite, denn der aktuelle Etat ist auf Kante genäht, eine spürbare Schieflage jederzeit denkbar. Kein Wunder, dass Bergmann wenig Lust verspürt, sich da mit der Frage zu befassen, wo und wie Schwarze Bretter des Betriebsrates hängen dürfen, ob es die Mitbestimmung des Betriebsrates verletzt, wenn der Kantinen-Plan nicht vorab zur Kontrolle vorgelegt wird. Und ob ein Intendant „Die Liebe zu den drei Orangen“ mit eingekauften Tänzern aufführen darf – alles Themen, mit denen man vor Gericht über Kreuz liegt. Wobei Laraki betont, dass die Rechtstreitigkeiten nur geführt werden, weil der Betriebsrat seine Rechte als verletzt angesehen hat.
Britz findet Vorstoß „nicht gerade hilfreich“
Dabei sollte, so findet Aufsichtsrats-Chef Britz, alle Energie lieber der Frage gelten, wie man in Essen neue Besucherschichten erschließt. Die um Kleinstveranstaltungen bereinigte Auslastung, sie war, so zeigen interne Statistiken, schon unter früheren Intendanten und Geschäftsführern im Sinkflug begriffen. Das soll sich ändern, und nicht nur CDU-Mann Britz hätte dabei gerne Bergmann an der Seite. Larakis Vorstoß? Nun ja, „nicht gerade hilfreich“.