Essen. IDEE hat sich um Essens historische Hammerschmieden verdient gemacht. Nach 25 Jahren hat der Verein sich aufgelöst. Die Arbeit aber geht weiter.
Es war ein Abschied auf leisen Sohlen. Alles andere hätte auch nicht gepasst zum Verein Idee, der sich jetzt 25 Jahre nach seiner Gründung aufgelöst hat. Idee? Nicht jedem wird dies auf Anhieb etwas sagen. Dahinter verbirgt sich die „Initiative Denkmäler erhalten e.V“. Dessen Gründungsmitglieder hatten sich am 11. November 1994 im Stiftungszimmer auf der Margarethenhöhe zusammengefunden, quasi „unter den Augen von Margarethe Krupp“, erinnert sich Ulrich Borsdorf, Gründungsdirektor des Ruhr Museums und Vorsitzender des Vereins.
Anlass war die anstehende Instandsetzung des Halbachhammers. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach hatte das historische Hammergebäude 1915 erworben. Da stand es noch im Siegerland. Mitte der 1930er Jahre wurde es demontiert und im Nachtigalltal nahe der Margarethenhöhe als Freilichtanlage des Ruhrgebiets wieder aufgebaut. Zwischen 1994 und 1998 wurde die Hammerschmiede aufwendig restauriert – als Projekt im Rahmen des Essener Konsenses zur Qualifizierung von Arbeitslosen. Die Schmiedevorführungen im historischen Halbachhammer sind heute immer wieder aufs Neue eine Attraktion.
Der Verein Idee wirkte im Hintergrund und nutze seine Netzwerke
Der Verein Idee wirkte damals im Hintergrund, seine Mitglieder nutzen ihre Netzwerke, ließen ihre Beziehungen spielen. Fehlte auf der Baustelle ein Dixi-Klo, oder mussten kurzfristig 20 Gummistiefel her, dann machte Idee auch das möglich, erinnert sich Ulrich Borsdorf.
Die Netzwerke von einst, sie tragen heute nicht mehr. Die Protagonisten sind im Ruhestand oder weilen nicht mehr unter den Lebenden. Borsdorf, selbst inzwischen 75 Jahre alt, spricht von einem Mitgliederschwund auf natürlichem Wege. Die Arbeit habe zuletzt nur noch auf wenigen Schultern geruht; Vereinsgeschäftsführer Günter Samsel und Achim Mikuscheit vom Ruhrmuseum seien allen voran zu nennen. Deren Expertise wird noch benötigt. Idee mag sich aufgelöst haben, das Werk aber ist noch nicht vollendet. Denn am Eisenhammer im Deilbachtal bei Kupferdreh soll sich wiederholen, was im Nachtigalltal gelungen ist.
Dort, wo das Bergische Land in das Ruhrgebiet übergeht, wird derzeit der Eisenhammer nebst Meisterhaus und Arbeiterhäusern restauriert. Das denkmalgeschützte Ensemble geht bis auf das 16. Jahrhundert zurück und sucht nicht nur deshalb seines gleichen, handelt es sich doch um die einzige, an ihrem Originalstandort erhaltene Eisenschmiede ihrer Art weit und breit.
Die „Freunde und Förderer des Deilbachtals“ sind in die Fußstapfen getreten
Seit 1960 ist dieses Kleinod im Besitz der Stadt Essen, seit 1985 steht es unter Denkmalschutz. Die Wertschätzung aber, die es verdient, erfährt das Ensemble erst seit der Rat der Stadt 2011 beschlossen hat, den Deilbachhammer vor dem Verfall zu retten und das Projekt zwei Jahre später in die Hände eines Konsortiums legte, bestehend aus dem Ruhr Museum, dem Historischen Verein für Stadt und Stift, der Bürgerschaft Kupferdreh und eben dem Verein Idee. Nur so war es möglich, dass sich neben dem Bund und dem Landschaftsverband Rheinland auch die NRW Stiftung finanziell beteiligen, wie Borsdorf betont.
Mittlerweile sind die „Freunde und Förderer des Deilbachtals“ in die Fußstapfen von Idee getreten. Der Verein, der sich die Förderung der Kulturlandschaft Deilbachtal auf die Fahnen geschrieben hat, hat auch rechtlich die Nachfolge der Denkmalschützer angetreten. Ist doch sicherzustellen, dass die Fördergelder auch ihren Zweck erfüllen.
2021 soll der Eisenhammer im Deilbachtal Wiedereröffnung feiern
Die Arbeiten an der Hammerschmiede und an den Arbeiterhäusern sind inzwischen weit fortgeschritten. Vorführungen sind geplant, die Jugendberufshilfe soll einziehen, das Standesamt eine Außenstelle einrichten. Radfahrer und Spaziergänger sollen sich an einem Kiosk erfrischen können. Denn, da sind sich alle Beteiligten sicher: Die Zahl der Besucher dürfte steigen, wenn der Deilbachhammer erst einmal wieder eröffnet. 2021 soll es soweit sein.
Aufwendige Restaurierung
Die Sanierung des Deilbachhammers und seiner Nebengebäude ist aufwendig und kostspielig. 476.000 Euro veranschlagte die Stadt 2017 für die Restaurierung der beiden Arbeiterhäuser. Die Arbeiten dort sollen in diesem Jahr beendet werden. 293.000 Euro soll die Instandsetzung der historische Hammerschmiede kosten. Mit einem Finanzvolumen in Höhe von 784.000 Euro gestaltet sich die Restaurierung des Meisterhauses. Im kommenden Jahr soll fertig sein.
Vielleicht, so Borsdorf, gelinge es in naher Zukunft auch noch, die historische Wasserkunst, welche einstmals die Wasserräder der Hammerschmiede antrieb, wieder herzustellen. Das System aus Ober- und Untergraben ist verschüttet. Es freizulegen und wieder in Betrieb zu nehmen, gilt als aufwendig und teuer. Es könnte ein Projekt für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 im Ruhrgebiet werden, sagt Borsdorf und spricht für seine wenigen verbliebenen Mitstreiter von Idee, wenn er sagt: „Wir haben noch Träume.“ Andere müssen sie jetzt Wirklichkeit werden lassen.