Essen. Der Allbau 177 Wohnungen in Essen- Huttrop. Die Mieten steigen moderat. Für Menschen, die von Hartz IV leben, kann das aber zum Problem werden.
Die ersten Fassaden sind eingerüstet, die Handwerker sind bei der Arbeit: An der Vollmerstraße in Huttrop hat der Allbau mit der Sanierung seines Wohnungsbestandes begonnen. 177 Wohnungen verteilen sich dort auf 24 Häuser, die ältesten wurden 1926 erbaut, die jüngsten 1957. Bis Ende kommenden Jahres erhalten sie neue Fassaden, neue Dächer und Balkone. Die Fenster werden ausgetauscht, die Nachtspeicheröfen durch eine Gaszentralheizung ersetzt.
Für die Mieter ist das eine gute Nachricht. Sofern sie sich die Miete weiterhin leisten können, denn die steigt – von 5,40 Euro auf 6,20 Euro pro Quadratmeter. Dafür sinken die Heizkosten; zwischen 80 Cent und 1,20 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Unterm Strich bleibt alles wie gehabt, lautet die Botschaft des Allbau. Für Mieter, die Hartz IV beziehen und für deren Wohnung die Stadt aufkommt, könnte dies anders aussehen.
Dank öffentlicher Förderung hat der Allbau 1600 Wohnungen modernisiert
Im so genannten Schwanenbuschquartier setzt der Allbau fort, was die städtische Wohnungsgesellschaft andernorts in der Stadt bereits umgesetzt hat. In den vergangenen fünf Jahren konnte der Allbau dank öffentlicher Förderung 1600 Wohnungen modernisieren.
9,2 Millionen Euro fließen allein in die Modernisierung in Huttrop. Die Wohnungen fallen unter die Mietpreisbindung für den öffentlich geförderten Wohnungsbau. Dank eines Tilgungsnachlasses, den das Land gewährt, muss die Wohnungsgesellschaft lediglich 80 Prozent der Fördergelder zurückzahlen. Allein den günstigen Förderbedingungen sei es zu verdanken, dass die Mietsteigerung vergleichsweise moderat ausfalle. Müsste der Allbau die Modernisierung selbst finanzieren, wäre dies angesichts der Preissteigerungen in der Bauwirtschaft nicht möglich, betont Geschäftsführer Dirk Miklikowski.
Der Allbau-Chef macht damit auf ein Dilemma aufmerksam: Die auch aus ökologischer Sicht sinnvolle Modernisierung veralteter Wohnungen hat einen Preis, den Mieter, die nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, nicht begleichen können. Geringverdiener liefen Gefahr, „von der Modernisierung abgehängt zu werden“, formuliert Miklikowski.
In Essen fehlen Wohnungen für Alleinstehende und für kinderreiche Familien
Das gilt allen voran für Menschen, die von Hartz IV leben müssen. In Essen sind dies immerhin 45.000 Haushalte. Deren Kosten für eine Unterkunft orientieren sich an der Kaltmiete und sind gedeckelt. Steigt die Miete, müssen sie von dem Geld, das ihnen sonst zur Verfügung steht, draufzahlen – oder ausziehen. Das Problem: Sie finden häufig gar keine bezahlbare Wohnung.
„Der Markt zieht an“, berichtet Miklikowski. Der Wohnungsbestand des Allbau ist praktisch komplett belegt. Gerade einmal 196 Wohnungen stehen leer. Das entspricht einer Quote von gerade mal 1,2 Prozent. Vor allem kleine Wohnungen für Alleinstehende und große Wohnungen für kinderreiche Familien seien so gut wie gar nicht zu haben. „Wir müssen die Leute oft enttäuschen“, sagt Miklikowski.
Damit Hartz-IV-Bezieher überhaupt eine Chance auf eine Wohnung haben, müsse die Stadt Essen die Kosten für die Unterkunft dringend der Wirklichkeit auf dem Wohnungsmarkt anpassen, fordert die Mietergemeinschaft Essen.
Das Modernisierungsprogramm
Die Erneuerung der 177 Mietwohnungen ist Bestandteil eines Modernisierungsprogramms des Allbau mit einem Investitionsvolumen von rund 42 Millionen Euro. Es umfasst 750 Wohnungen in Huttrop, Altenessen, Bergerhausen, Schonnebeck, Dellwig, Bochold und in der Innenstadt. Zusätzlich baut die städtische Wohnungsgesellschaft rund 100 Wohnungen pro Jahr, ebenfalls mit öffentlicher Förderung.
Im Südostviertel hat der Allbau seinen Wohnungsbestand bereits modernisiert. Gleiches gilt für das Wohnungsunternehmen Vonovia im Eltingviertel. In beiden Quartieren läuft ein Pilotprojekt des Jobcenters. Kaltmiete und Heizkosten werden nicht getrennt betrachtet, die Kosten für die Unterkunft auch dann übernommen, wenn sie nach der Modernisierung oberhalb der von der Stadt festgelegten Grenze liegen. Teurer soll es für die Stadt Essen unterm Strich nicht werden. Ob das Pilotprojekt Schule macht, bleibt abzuwarten. 2021 soll eine erste Auswertung vorliegen.