Essen-Überruhr. „Orte der Erinnerungen“ hat Olaf Eybe in Fotos festgehalten. Entstanden sind sie in Auschwitz und bei Kiew. Gezeigt werden sie in Essen-Überruhr.

Sein erster Kontakt nach Polen entstand per Zufall, als ein Lehrer mit einer Adresse ins Klassenzimmer kam. Das ist schon Jahrzehnte her, und das Ergebnis waren für Olaf Eybe erst eine Brieffreundschaft und dann regelmäßige Reisen ins Nachbarland. Inzwischen hat der 57-Jährige viele Länder bereist, kennt in Osteuropa jedes Land und hat neben Gedichten stets Fotos mitgebracht. Seine neue Ausstellung erinnert an den Holocaust. Eröffnet wird sie am Sonntag, 19. Januar, in der Stephanuskirche in Überruhr.

Eine Ansicht einer Eisenbahnschiene an der Endstation Auschwitz/Birkenau.   
Eine Ansicht einer Eisenbahnschiene an der Endstation Auschwitz/Birkenau.    © Olaf Eybe | Foto

Viele der Fotos zeigen Details, eine Schiene, eine eiserne Kette oder eine Schraube. Dass sich diese am Todesblock befinden oder zur Endstation Auschwitz/Birkenau führen, das zeigt jeweils eine Gesamtansicht, um die das jeweilige Motiv ergänzt wird.

Den Dingen auf den Grund gehen

Olaf Eybe ist mit seiner Kamera „schmerzhaft nah“ an die Objekte herangerückt, um mit diesen Ausschnitten den Dingen auf den Grund zu gehen. Über allem steht die Intention, gegen antisemitsche und fremdenfeindliche Auswüchse beherzt aufzustehen – „mit Kunst und Fantasie und allem, was der einzelne kann“, hat er als Einleitung zu seiner Schau formuliert.

Entstanden sind diese Bilder in Auschwitz und in Babyn Jar in Kiew, ein Konzentrationslager und eine Schlucht, zwei Orte, an denen zahllose Menschen ermordet worden sind. „Orte der Erinnerung“, hat Olaf Eybe seine Ausstellung überschrieben. „Erinnerungskultur beschäftigt mich bereits sei meiner Jugend“, blickt er auf seine private Passion, zu der die Texte und Fotos zählen.

Texte und Bilder gehören auch zu seinem Beruf

Vernissage, Öffnungszeiten und das Programm zur Ausstellung

Bei der Vernissage am Sonntag, 19. Januar, spielt das „Ensemble Unterwegs“ Stücke von Viktor Ullmann und Shane Woodborne. Der Komponist und Pianist Viktor Ullmann wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er unter widrigsten Umständen u.a. die „Lieder der Tröstung“ für Singstimme und Streichtrio komponierte. 1944 wurde Viktor Ullmann in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Der zeitgenössische Salzburger Cellist und Komponist Shane Woodborne hat mehrere Celan-Gedichte vertont, die das Ensemble ebenfalls in der Stephanuskirche präsentiert.

Eine Lesung wird es am Holocaust-Gedenktag, 27. Januar, um 17 Uhr geben. Die Finissage findet am Sonntag, 2. Februar, um 15 Uhr statt: Die aus Polen stammende Sängerin Iwona Bialek präsentiert Gesänge auf Deutsch, Polnisch und Jiddisch.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Die Ausstellung in der Kirche kann jeweils am Wochenende außerhalb der Gottesdienstzeiten und nach Vereinbarung besichtigt werden. Die Ausstellung auf dem Außengelände ist täglich bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet.

Veranstalter sind die Evangelische Kirchengemeinde Essen-Überruhr, die Kultur Offensive Ruhr und der Verein Kreative Klasse – Berufsverband Ruhr. Ausstellung und Begleitprogramm werden durch Mittel des Stadtbezirks Ruhrhalbinsel (VIII) finanziell gefördert. Weitere Infos: Internet: kirche.ruhr; photography-olaf-eybe.com

Auch beruflich beschäftigt sich der 57-Jährige mit Texten und Bildern. Nach dem Studium der Publizistik, Kommunikationswissenschaften und osteuropäischer Geschichte ist die Öffentlichkeitsarbeit sein Tätigkeitsfeld. Er verfasst Pressetexte, Broschüren und gestaltet Websites für mittelständische Unternehmen, für die Essener Stadtwerke oder den Regionalverband Ruhr.

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Ausgestellt hat der gebürtige Essener schon so manches Mal in seiner Heimatstadt, hat als langjähriger Vorsitzender der deutsch-polnischen Gesellschaft auch Ausstellungen organisiert. Nun zeigt er seine Werke in seiner Gemeinde Überruhr, wo er seit etwa 15 Jahren lebt: „Das Besondere wird sein, dass die Bilder nicht nur in, sondern auch um die Kirche ausgestellt sein werden“, erklärt Olaf Eybe.

Auf dem Außengelände sind die Motive im Großformat auf Lkw-Plane zu sehen

Die eiserne Kette befindet sich an einem Seiteneingang in Auschwitz/Birkenau. 
Die eiserne Kette befindet sich an einem Seiteneingang in Auschwitz/Birkenau.  © Olaf Eybe | Foto

Im Gotteshaus hat er die gerahmten Werke auf Papier aufgehängt, auf dem Außengelände sind die Motive im Großformat auf Lkw-Plane zu sehen. Motive und Orte seien so ausgewählt worden, dass sie in Dialog miteinander treten: „Eine Kellertür wird zur Zellentür. Ein Galgen ist von weither sichtbar. Eine Wand wird im übertragenen Sinn zur Erschießungswand.“ Ein Denkmal für die ermordeten Kinder erinnere in einem Spielbereich an die Gräueltaten der Nationalsozialisten.

„Die Auswahl der Präsentationsorte haben der Künstler und ich gemeinsam getroffen. Mit den Bildern in der Hand haben wir das Kirchengelände ganz anders wahrgenommen. Bei Wind und Wetter wird das ein besonderes Ausstellungserlebnis“, ist sich Pfarrer Markus Pein, der das Projekt engagiert unterstützt, sicher.

Kontakt zur Brieffreundin ist bis heute nicht abgerissen

Auch für Olaf Eybe ist es mit all seiner Erfahrung mit Ausstellungen ein durchaus ungewöhnliches Konzept, bei dieser Schau die Verbindung von innen und außen zu schaffen. Seine Verbindung nach Polen zur Brieffreundin sei übrigens nie abgerissen, erzählt der Überruhrer. Allerdings nutzt er für den Kontakt nun Medien wie Facebook und nicht mehr die Post.

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