Essen-Überruhr. . Seit 1901 gibt es die Frauenhilfe Überruhr, seit rund 40 Jahren zählt Dagmar Hamm dazu. Die Schriftführerin hofft auf Nachwuchs für ihren Verein.
Wer bei dem Vereinsnamen Frauenhilfe an ältere Damen denkt, die hilfsbedürftig sind, irrt gewaltig. Denn die Mitglieder des kirchlichen Vereins aus Überruhr sind nicht nur in ihrer Gemeinde immer da, wenn es etwas zu tun gibt. Sie stellen zudem zwei Mal im Jahr ihr Programm auf die Beine, mit Treffen, Bildungsangeboten, Fahrten und Ausflügen. Es ist eine gewachsene Gemeinschaft, die im Stadtteil seit 1901 besteht.
Dagmar Hamm (79), die heute Schriftführerin der Überruhrer Frauenhilfe ist, gehört bereits seit rund 40 Jahren dazu. Kennengelernt hat sie den kirchlichen Verein allerdings schon, als sie nach dem Krieg mit ihrer Mutter und Schwester aus Wilhelmshaven nach Überruhr zog. Dort lebte ihre Großmutter, die wie die Mutter zur Frauenhilfe zählte. Schließlich warb die damalige Vorsitzende, Gerda Neumann auch um die Tochter.
Positives Miteinander und schöne Gemeinschaft
„Ich fand wie manche heute auch, dass der Name eher altbacken klang“, erinnert sich die gelernte Industriekauffrau lächelnd und ist sehr froh darüber, damals eingetreten zu sein. Mit ihr endet allerdings diese Tradition in ihrer Familie, da ihre beiden Töchter beruflich eingespannt seien und nicht in Überruhr lebten. Dagmar Hamm schätzt nach wie vor das positive Miteinander und die schöne Gemeinschaft, die über die vielen Jahrzehnte stets geblieben sei, auch wenn sich manches in ihrem Verein durchaus verändert habe.
So gestaltete früher der Pfarrer der evangelischen Gemeinde Überruhr die
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Nachmittage der Frauenhilfe, in deren Satzung aus dem Gründungsjahr als Vereinszweck formuliert steht, „die Liebestätigkeit der evangelischen Frauen und Jungfrauen an den Gliedern der Gemeinde zu mehren und zu organisieren“. Als Pfarrer Markus Pein 1994 in die Gemeinde kam, „lernte ich den Verein als sehr selbstständige Gruppe kennen“.
Spenden gehen an evangelische Beratungsstelle
Er wird heute zu den nachmittäglichen Treffen eingeladen und spricht etwa über Reformatoren (11. Oktober). Bei seinem Vortrag wird jedoch keine der Zuhörerinnen mehr stricken oder nähen wie einst, wenn der Geistliche vorlas. Die Frauen arbeiteten damals so eifrig, dass daraus sogar ein Handarbeitskreis entstand, der viel Geld eingebracht habe, berichtet Dagmar Hamm. Viele Jahre lang gab es zudem eine Partnerschaft zu einer Gemeinde in der ehemaligen DDR, für die sie Spenden sammelten. Wenn heute die Kasse herumgeht, dann spenden sie den Betrag an die evangelische Beratungsstelle, die Ansprechpartner ist bei Fragen zu Schwangerschaft, Familie und Sexualität.
Tatkräftige Hilfe der Frauen aus Überruhr, die zwischen 50 und 93 Jahre alt sind, gibt es unter anderem beim Gemeindefest. Wenn Markus Pein bei der Jahreshauptversammlung der Frauenhilfe aus dem Berichtsbuch liest, erfahren die Zuhörerinnen noch viel mehr von dem, was die Frauen unternommen und geleistet haben. Denn mit diesem handschriftlich verfassten Buch ist über die Jahre eine Chronik entstanden. Verantwortlich dafür ist Dagmar Hamm, die viel Zeit am Schreibtisch investiert, aber auch Fahrten und Ausflüge wie zuletzt mit dem Oldtimerbus nach Brüggen organisiert, verrät der Pfarrer, während die Schriftführerin bescheiden auf die anderen Frauen verweist, die ebenso viel Einsatz zeigten.
Sechs sind es heute im Vorstand, nachdem die langjährige Vorsitzende Gerda Neumann ihr Amt 1992 aufgab und diese Aufgabe allein niemand annehmen mochte. Insgesamt hat die Frauenhilfe Überruhr 52 Mitglieder, weitere sind sehr gern gesehen, sagt Dagmar Hamm, die bereits vor 40 Jahren rasch gemerkt hat, dass ihr Verein eines nicht ist: altbacken.
>>TREFFEN UND KONTAKT
Mitglieder der Frauenhilfe Überruhr sollten Offenheit für die Gemeinde und Interesse an der Kirche und kirchlichen Themen mitbringen, evangelisch müssen sie nicht sein. Das Programm ist für alle offen, Treffen finden zweimal im Monat zu verschiedenen Themen, 15 Uhr, Stephanus-Gemeindezentrum, Langenberger Str. 434 a, statt.
Info und Kontakt: Pfarrer Markus Pein, 85 85 203 oder Dagmar Hamm, 58 66 67