Essen. In Borbeck-Mitte wird an einer ruhigen Seitenstraße, neben Grundschule und Friedhof, mit Heroin gehandelt. Das berichten besorgte Anwohner.
Mitten im Stadtteil Borbeck hat sich nach Angaben von Anwohnern ein Drogenhandel auf offener Straße etabliert – direkt an zwei Schulen und einem Friedhof. „Ich fühle mich nicht mehr sicher und habe jetzt den Waffenschein für eine Gaspistole beantragt“, berichtet Markus Alt (36), der gegenüber der Dürerschule wohnt, einer Grundschule in Borbeck-Mitte.
Zentral gelegen und trotzdem ruhig - ein idealer Platz für Dealer
Idyllischer könnte dieser Schauplatz kaum sein: Zentral gelegen und trotzdem ruhig liegt die Wallstraße zwischen Matthäusfriedhof und Bahndamm, stattliche Gründerzeitvillen stehen hier, Spaziergänger führen ihre Hunde aus, Radler rollen in Richtung Bahntrasse, die zum Bahnhof Borbeck führt, der wenige hundert Meter entfernt von hier liegt.
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„Seit einem halben Jahr werden hier Drogen auf offener Straße verkauft“, berichtet Markus Alt, „seitdem ist dreimal versucht worden, bei mir einzubrechen.“ Im Verdacht hat er nicht die Dealer, die vor allem nachmittags den zentral und gleichzeitig ruhig gelegenen Fußweg nutzen, um ihre Ware zu verkaufen. Er sorgt sich vor allem wegen der Süchtigen, die angezogen würden, „die konsumieren sofort und sind dann nicht mehr ganz bei Sinnen, die drehen durch. Ich sorge mich davor, angegriffen zu werden.“ Auch nüchtern seien die Süchtigen eine Gefahr: „Wenn kein Geld da ist für Drogen, werden wir angesprochen. Sie versuchen auch, Autos aufzubrechen.“
Fluchtwege müssen versperrt werden, fordert der Anwohner
Auf den Friedhofsbänken würden sie sich niederlassen, viele Friedhofsbesucher fühlten sich belästigt, „und meine Freundin“, berichtet Alt, „traut sich kaum noch, mit ihrem Vater auf den Friedhof zu gehen.“
Verkauft wird offenbar Heroin in Alufolie, die Süchtigen halten ein Feuerzeug an den Stoff und inhalieren den Rauch. Tatsächlich: Der Fußweg an der Wallstraße ist gesäumt von Fetzen aus Alupapier mit Brandlöchern. „Dieser Platz ist für Dealer ideal“, sagt Alt, „es gibt viele Fluchtwege, zum Beispiel über die Bahntrasse.“ Er fordert: „Man muss zwischen Fußweg und Bahndamm eine Mauer errichten, dass niemand mehr flüchten kann.“
Der Polizei sind die Vorgänge bekannt
An der Dürerschule, die gleich um die Ecke liegt, hat sich die neue Entwicklung schon herumgesprochen – doch bislang sind die Reaktionen verhalten. Das liegt vermutlich vor allem daran, dass die Dealer an der Wallstraße erst nachmittags auftauchen, wenn der Unterricht vorüber ist.
Die Vorgänge rund um die Wallstraße in Borbeck-Mitte sind der Polizei bekannt, doch mit Zahlen kann die Behörde noch nicht aufwarten. „Es gab zuletzt mehrere Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz“, sagt Polizei-Sprecherin Bettina Wehram, „doch die liegen mehrheitlich im Bereich des Borbecker Bahnhofs.“
Unterdessen betont Anwohner Markus Alt: „Ich hab’ hier nur noch Angst“. Der dritte Einbruchsversuch in sein Haus ereignete sich im Dezember; Alt will jetzt Sicherungsmaßnahmen am Gebäude treffen. Und, wie schon gesagt, sich mit einer Schreckschusspistole ausstatten.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels war von der Droge Crack statt Heroin die Rede. Die Polizei hat nach einer wiederholten Recherche jetzt betont, dass es keine Crack-Szene in Essen gebe. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.