Essen. Die Nordwestbahn reagiert auf Anwohnerbeschwerden in Essen-Horst über Lärm. Das Problem ist damit aber nicht gelöst, es wurde nur verlagert.
Die Nordwestbahn hat sich bewegt: Damit Anwohner der Dahlhauser Straße in Steele-Horst weniger stark durch Lärm belästigt werden, warten die Züge des privaten Eisenbahnunternehmens nun etwas weiter entfernt von den Wohnhäusern auf die Weiterfahrt. „Es ist so, dass wir weiter in das Gleis reinfahren, so dass die Anwohner nicht so sehr belastet werden“, sagte die Sprecherin der Nordwestbahn, Karin Punghorst, im Gespräch mit der Redaktion und ergänzte: „Wir müssen das nicht tun, aber wir machen das.“
Wie berichtet, sehen sich Anwohner der Dahlhauser Straße seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember erheblichem Lärm ausgesetzt. Seitdem fährt der Regionalexpress RE 14 „Der Borkener“ bis nach Steele; für die Wendezeit nutzt die Nordwestbahn ein Gleis in Horst. Diesel betriebene Züge warten dort bei laufenden Motoren, beklagen Anlieger.
Die Züge stehen etwa 20 bis 30 Meter weiter entfernt von den Häusern
Mittlerweile stehen die Züge „20 bis 30 Meter weiter weg“, berichtet Anwohner Oktay Yasar. „Die Lokführer machen die Motoren öfter aus.“ Das Problem ist damit allerdings nicht gelöst, die Nordwestbahn hat es nur verlagert. Denn auch Anwohner nördlich der Gleise beschweren sich über Lärm und auch den Gestank von Diesel.
Daniel von der Heyde wohnt am Kanarienberg. Er hatte sich bereits an die Deutsche Bahn und an das Eisenbahnbundesamt gewandt. Bislang ohne Erfolg, beklagt der Anwohner. Neuerdings stünden die wartenden Züge direkt unterhalb des Hauses. Anders als die südlich der Gleise gelegene Dahlhauser Straße liegt der Kanarienberg oberhalb der Schienen. Durch die Hanglage seien die Anwohner dort sogar stärker belastet, so Daniel von der Heyde.
Auch Anwohner nördlich der Gleise beschweren sich über Lärm und Dieselgestank
Die Deutsche Bahn hat das Gleis an die Nordwestbahn vermietet, weist aber jede Verantwortung bezüglich der Lärmbelästigung von sich. Die Nordwestbahn verweist auf den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der die Verkehrsleistung bestellt habe. Der VRR hatte im Vorfeld geprüft, ob das Gleis in Horst aus betrieblicher Sicht als Wendestelle geeignet ist, so Sprecherin Sabine Tkatzik. Die Frage, ob Anwohner möglicherweise unverhältnismäßig starkem Lärm ausgesetzt sein könnten, spielte dabei aber keine Rolle.
Inzwischen hat das städtische Umweltamt Anwohnern, deren Häuser sehr nahe an den Gleisen stehen, angeboten, Lärmmessungen in den Räumen durchzuführen. Zuständig für Lärmberechnungen ist nicht die Stadt Essen, sondern das Eisenbahnbundesamt. Ob die Behörde in diesem konkreten Fall tätig wird, bleibt offen. Die nächste Lärmkartierung steht 2021 an.