Essen. Die Stadt Essen will digitaler werden. Dafür haben die Stadtwerke nun ein eigenes Funknetz gekauft. Damit sind neue Services möglich.

Die Stadtwerke Essen wollen digitaler werden. Das Versorgungsunternehmen hat dafür jetzt ein schon bestehendes Funknetz im Stadtgebiet erworben und will dieses nun selbst weiter ausbauen. Damit könnten in Zukunft neue Dienstleistungen möglich werden.

Das Funknetz nennt sich Lorawan. Es kann im Gegensatz zu 5G-Mobilfunknetzen zwar nur kleine Datenmengen transportieren, dafür aber über weite Strecken. Es gilt als sehr robust und kann mit wenig Energie betrieben werden und ist somit kostengünstig. Bislang gehörte das bestehende Lorawan-Netz in Essen dem Software-Unternehmen Digimondo, das 2016 als Start-up im Eon-Konzern gegründet wurde. Die Stadtwerke Essen erwarben dessen Funknetz nun für einen niedrigen fünfstelligen Betrag. Genaue Zahlen nannten die Stadtwerke nicht.

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„Für uns ist das ein Mosaikstein, um digitaler zu werden“, sagte Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Noch sei das Netz nur ein „zartes Pflänzchen“, das jetzt aufgezogen werde. Es liegt vornehmlich im Innenstadtbereich. Um das Netz zu erweitern, wollen die Stadtwerke zunächst eigene Gebäude wie die Hauptverwaltung an der Rüttenscheider Straße nutzen, aber möglicherweise auch funktechnisch gut gelegene Standorte. Die Investitionen in weitere Sender seien überschaubar, betonte Pomplun.

Zähler können digital abgelesen werden

„Wir starten mit Pilotanwendungen für die Stadtwerke Essen, haben aber die Entwicklung möglicher Dienstleistungen fest im Blick“, erklärte Tobias Grau, Finanzchef der Stadtwerke, der im Unternehmen für das Thema Digitalisierung maßgeblich verantwortlich ist. So nutzen die Stadtwerke die Technik bereits, um beispielsweise Zähler digital abzulesen. So wurden in einem Feldversuch einige Gas- und Wasserzähler mit Lorawan-Funkmodulen ausgerüstet. Die Stadtwerke betreiben nach eigenen Angaben 92 000 Gas-Zähler in der Stadt.

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Künftig könnte dieser Anwendungsbereich erweitert, aber auch neue Services hinzu kommen, heißt es. Als Beispiele nannten die Stadtwerke Wasserstandsmessungen, eine Parkplatz- und Raumüberwachung oder eine Luftqualitätsanalyse. Ein großer Vorteil dabei sei, dass das Netz unabhängig vom Strom sei. Denn die Sensoren, die die Funksignale versenden, seien meist batteriebetrieben und hätten Laufzeiten von bis zu zehn Jahren.

Beitrag zur Digitalisierungsoffensive „Essen connected“

Die Stadtwerke sehen im Erwerb des Funknetzes einen Beitrag zur Digitalisierungsoffensive der Stadt namens „Essen connected“. In dieser Offensive, die federführend von der Stadtverwaltung und der Stadtwerke geleitet wird, haben sich mehrere Partner zusammengefunden. Mit dieser Vernetzung will Essen sich auf den Weg machen, eine „Smart City“ werden. Das heißt: In einer Stadt werden moderne Technologien aus den Bereichen Energie, Mobilität, Stadtplanung, Verwaltung und Kommunikation so miteinander verknüpft, dass sich die Lebensqualität für die Bewohner steigert. Viele deutsche Städte experimentieren bereits mit solchen Anwendungen. Essen galt bislang allerdings in diesem Bereich nicht als Vorreiter.