Essen. . Die Stadtverwaltung will die Digitalisierung gemeinsam mit der Wirtschaft voranbringen. Denn es gibt viel zu tun – nicht nur beim freien W-Lan.

Die Stadt Essen will eine „Smart City“ werden. Was heißt, sie will? Sie hat gar keine Wahl, denn die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran, in der Arbeitswelt, im Privaten und auch im öffentlichen Leben.

In Essen leuchten „smarte Straßenlaternen“. Wilder Müll und Dreckecken können Bürger der Stadtverwaltung bequem per „Mängel-Melder“ melden. Über die schnellste Verbindung von Bus und Bahn informieren sich Kunden der Ruhrbahn mit der „Zäpp“, der Fahrplan-App auf dem Smartphone.

„Wir haben schon sehr viel“, sagt Stadtdirektor Hans-Jürgen Best. „Besser gesagt, wir ahnen es.“ Im Rathaus geben sie es gerne zu: Der Verwaltung fehlt noch der Überblick, was sich in Essen bereits alles tut in Sachen Digitalisierung. „Wir sind noch in der Jäger- und Sammlerphase“, sagt Best. Dass es sinnvoll wäre, die Fäden zusammenzuführen, sich zu vernetzen, davon sind die Verantwortlichen überzeugt.

Die Universität Duisburg-Essen erstellt eine digitale Landkarte

Die Stadt will diesen Weg gehen. Ein erster Schritt: Der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und strategisches Management an der Universität Duisburg-Essen wurde mit einer Bestandsaufnahme beauftragt. Im Sommer sollen die Experten um Professor Frederik Ahlemann eine „digitale Landkarte“ für die Stadt Essen vorlegen.

Mehr noch: „Wir wollen auch über den Tellerrand gucken“, sagt Jochen Sander von der städtischen Holding EVV. Wie arbeiten die anderen? Wie weit sind andere Städte? Was könnte Essen übernehmen? Wo liegt Essen vorne? EVV-Geschäftsführer Lars-Martin Klieve könnte sich nach eigenen Worten vorstellen, dass dies im Bereich Gesundheitswirtschaft der Fall ist.

Wie man die Digitalisierung gemeinsam voranbringt, darüber will sich die Stadt mit der heimischen Wirtschaft verständigen. Rund 150 Vertreter verschiedener Branchen kommen dazu Mitte Juni in der Messe Essen zusammen. Vom Bund winken Fördergelder in Millionenhöhe. Das Bundesinnenministerium hat einen Topf mit 750 Millionen Euro gefüllt und sucht 50 Modellkommunen mit eigener Digital-Strategie. „Wir wollen uns bewerben“, kündigt Jochen Sander an.

Das freie W-Lan lässt noch auf sich warten

Noch klingt vieles nebulös. An praktischen Anwendungen wird im Hintergrund gearbeitet: Parkgebühren sollen sich in naher Zukunft per Handy zahlen lassen. „In zwei bis drei Jahren“ sollen Architekten und Bauherren Bauanträge auch online einreichen können, kündigt Stadtdirektor Best an. „Auch die Online-Bestellung eines Parkausweises ist kein Hexenwerk“, sagt Oberbürgermeister Thomas Kufen. Was haben die Bürger davon? Diese Frage stehe bei der Digitalisierung über allem, ohne dass die Verwaltung auf den persönlichen Kontakt zum Bürger verzichten könne und wolle.

Nicht nur was das Bestellen von Parkausweisen angeht, sind andere Kommunen bereits weiter. Freies W-Lan im öffentlichen Raum lässt in Essen weiter auf sich warten. Im Mai wird die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) berichten, wie es weitergeht, so Kufen. Kritik von frustrierten Eltern hagelte es zuletzt, als „Little Bird“, das städtische Online-Portal zur Vergabe von Kita-Plätzen, zusammenbrach. „Wir müssen daran arbeiten“, sagt der OB.