Essen. Die Diabetes-Ambulanz für Kinder am Elisabeth-Krankenhaus Essen hat geschlossen. Der Grund: Der Protest eines niedergelassener Arztes.

Jan (Name geändert) ist zwölf und leidet seit seiner Kindheit an Diabetes. Bislang wurde er in der Kinder-Diabetes-Ambulanz am Elisabeth-Krankenhaus behandelt. Dort bekam er seine Rezepte für Medikamente, dort wurde er regelmäßig durchgecheckt und nebenan verbrachte er auch schon mal einige Tage stationär in der Klinik, wenn die Krankheit vorübergehend größere Probleme bereitete. Damit ist es nun schlagartig vorbei. Im November wurde die so genannte Ermächtigungsambulanz geschlossen, weil ein niedergelassener Arzt Widerspruch eingelegt hat.

Nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung sieht dieser niedergelassene Arzt „offensichtlich noch Kapazitäten in dem Bereich“. Soll heißen: Er findet, dass die Behandlung junger Diabetes-Patienten in Essen auch ohne eine Ambulanz in einem Krankenhaus abgedeckt werden könne. Das sehen die Eltern der Kinder, die im Elisabeth-Krankenhaus betreut wurden, offensichtlich anders: „Viele haben sich schon bei der Kassenärztlichen Vereinigung beschwert“, sagt Jans Vater.

Vater eines erkrankten Sohnes in Essen: „Sie haben uns einfach weggeschickt“

Der Vater lobt die „Rundum-Versorgung in dem Krankenhaus“. „Wir haben uns immer sicher und gut betreut gefühlt und hatten für Notfälle sogar die private Handynummer der Oberärztin“, sagt der Vater. Manchmal bekomme sein Sohn Krampfanfälle, wenn er unterzuckert ist. Eine Epilepsie, die in Zusammenhang mit dem Diabetes stehe. In solchen Fällen sei er besonders froh gewesen, in dem Krankenhaus bekannt zu sein. „Und jetzt haben sie uns einfach weggeschickt.“

3000 Neuerkrankungen jährlich

Das Elisabeth-Krankenhaus hat sich schon seit einigen Jahren unter anderem auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes spezialisiert. Jedes Jahr findet ein großer Kinderdiabetikertag statt. Zuletzt war das am 7. Dezember der Fall.

Beim Diabetes Typ 1 zerstört das Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 3000 Kinder neu daran.

Dorothee Renzel, Sprecherin des zur Contilia-Gruppe gehörenden Elisabeth-Krankenhauses, bestätigt „eine vorübergehende Schließung der Ambulanz“. Mehr könne sie derzeit nicht sagen, da es sich um ein laufendes Verfahren handele.

Kassenärztliche Vereinigung rechnet mit einer endgültigen Entscheidung Anfang 2020

Die Kassenärztliche Vereinigung erklärt auf Anfrage dieser Redaktion das Verfahren. „Wir haben es mit einem Sonderfall zu tun. Am Elisabeth-Krankenhaus wurde eine Medizinerin ausnahmsweise ermächtigt, als Krankenhausärztin besondere ambulante Leistungen anzubieten.“ Alle zwei Jahre überprüfe eine Kommission, ob sich etwas an der Struktur verändert hat. Im September habe die letzte Prüfung stattgefunden und die Experten seien zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kinder-Diabetes-Ambulanz am Elisabeth-Krankenhaus weitergeführt werden solle – damit sei der niedergelassene Arzt nicht einverstanden.

Das Gesetz sehe vor, dass der Betrieb in solchen Fällen ruhen müsse, bis in zweiter Instanz eine definitive Entscheidung getroffen werde. „Wir rechnen mit dieser Entscheidung Ende Januar oder Anfang Februar 2020“, sagt Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Zu der Expertenkommission, die die Überprüfungen vornehme, zählten Vertreter der Ärzte und der Krankenkassen.

Lob für die Ambulanz am Elisabeth-Krankenhaus

Jan und sein Vater haben nun die Adressen von zwei niedergelassenen Ärzten bekommen, die Jan mit seinem Diabetes behandeln könnten. Glücklich macht sie das nicht. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagt der Vater. Kürzlich habe er einen Tag Urlaub nehmen müssen, weil mit einem neues Diabetes-Gerät etwas zu regeln war. „Mit Hilfe der Krankenhaus-Ambulanz wäre das alles ein Klacks gewesen. So aber nicht.“