Essen-Ruhrhalbinsel. Nach 40 Monaten Bauzeit wird die Kampmannbrücke auf der Ruhrhalbinsel eröffnet. Für Bürger gibt es eine Eröffnungsfeier – und 2020 Restarbeiten.
Im Mai haben Bürger ihre neue Kampmannbrücke beim Richtfest erstmals betreten, nun sind sie zur offiziellen Eröffnung eingeladen: Am Freitag, 20. Dezember, wird die Verbindung auf der Ruhrhalbinsel nach 40 Monaten Bauzeit freigegeben. Nach der symbolischen Freigabe soll ab dem späten Nachmittag der Verkehr zwischen Kupferdreh und Heisingen über die Brücke rollen.
Auflagen und Beleuchtung für die Kampmannbrücke
Die Kampmannbrücke befindet sich im Überschwemmungsgebiet und in unmittelbarer Nähe zur Heisinger Ruhraue. Diese ist als FFH-Gebiet eingestuft, das sind spezielle Schutzgebiete der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, einer Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union. „Dadurch müssen und mussten hohe Auflagen, wie beispielsweise der Bau von einem Amphibientunnel im Bereich der Wuppertaler Straße, eingehalten werden“, erklärt die Stadt.
Ganz konkrete Auflagen gelten auch für die Straßenbeleuchtung: Diese muss jährlich in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober von 22.30 bis 5 Uhr abgeschaltet werden. Das Amt für Straßen und Verkehr hat sich im Sinne des Naturschutzes im Laufe der Bauphase dazu entschlossen, auf der neuen Kampmannbrücke noch weiter zu gehen und die Beleuchtung nach neuestem technischen Standard einzurichten.
Die neu installierten Leuchten werden nun laut Stadt grundsätzlich nur bei Bedarf in Betrieb gehen und ansonsten ausgeschaltet bleiben. Dafür ist die Beleuchtung mit Radarsensoren ausgestattet, die erst bei Bewegungen das Licht einschalten. Dabei werden nicht sofort die Lampen im gesamten Bereich eingeschaltet, sondern nur die im Verlauf notwendigen Leuchten - je nach Bedarf für Fußgänger und/ oder Fahrzeuge.
Im oben genannten Zeitraum muss diese Beleuchtung weiterhin auch bei Verkehr abgeschaltet bleiben. Diese umweltsensitive Beleuchtung werde zu Beginn des nächsten Jahres einsatzbereit sein.
„Die Bauabnahme ist am 9. Dezember erfolgt, und es gab grünes Licht“, berichtet Stadtsprecherin Jasmin Trilling zu den letzten Vorbereitungen vor der Eröffnung der Schrägseilbrücke. Das 173 Meter lange Bauwerk gilt für Bezirksbürgermeister Manfred Kuhmichel auch als ein äußeres Zeichen der Verbundenheit auf der Ruhrhalbinsel und rein optisch als Landmarke. An dem „Brückentag“ wird er diese Verbindung um 15 Uhr mit Oberbürgermeister Thomas Kufen sowie Baudezernentin Simone Raskob einweihen.
Informationen zum Bauwerk und zur Geschichte der Brücke
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„Der Dank gilt allen Beteiligten vom Schlosser über den Bauleiter bis zu den Verantwortlichen der Stadt, von der Idee bis zur Wirklichkeit“, sagt der Bezirksbürgermeister. Beteiligt sind an der Eröffnung auch die Bürgerschaften aus Kupferdreh und Heisingen. „Auf Kupferdreher Seite werden wir ein Zelt aufstellen, in dem es von Seiten der Stadt Informationen und unser neues Buch zur Geschichte der Brücke geben wird“, kündigt Jürgen Gentzmer an, zweiter Vorsitzender der Kupferdreher Bürgerschaft.
Wer Auskunft über 125 Jahre Historie der Kampmannbrücke haben möchte, dem wird Autor Johann Rainer Busch Rede und Antwort stehen: Er hat die Geschichte von der ersten Kampmannbrücke – errichtet 1895 vom gleichnamigen Kupferdreher Schnapsbrenner – bis zur heutigen, modernen Stahlkonstruktion aufgeschrieben. Vor Ort wird auch Andreas Kordt sein, der als städtischer Projektleiter verantwortlich für die Schrägseilbrücke ist.
Kosten liegen bei insgesamt 14,3 Millionen Euro
Bevor die Bürger bei der Einweihung das 14,3 Millionen teure Bauwerk mit seinen zwei Fahrspuren und dem Geh- und Radweg betreten werden, werden sie sich jeweils auf beiden Seiten sammeln. „Wir werden ein Flatterband spannen, das dann durchtrennt wird, damit die Heisinger und Kupferdreher aufeinander zulaufen können“, beschreibt Henner Höcker, Vorsitzender der Heisinger Bürgerschaft die Idee. Dabei kennt er aus überlieferten Erzählungen noch die Zeiten, wo sich die Menschen aus den benachbarten Stadtteilen nicht immer ganz so friedlich begegneten, verrät er augenzwinkernd.
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Einige Restarbeiten werden laut Stadt nach der offiziellen Eröffnung noch voraussichtlich bis zum Frühjahr 2020 andauern. Dazu zählen der Bau der Bushaltestellen sowie der endgültigen Entwässerungsanlagen. Auch im Bereich Erdbau und Begrünung wird noch einiges zu erledigen sein. Dann wird auch die historische Tafel der Bürgerschaft Kupferdreh zur Kampmannbrücke angebracht werden.
Manche hätten sich rote Farbtupfer an der neuen Bücke gewünscht
Heute schon sind sich alle Beteiligten vor allem einig darüber, dass die neue Kampmannbrücke wunderbar gelungen ist. Auch wenn mancher die provisorischen, roten Stützelemente gern als farbliche Dauerlösung erhalten hätte – Henner Höcker zählt nicht dazu. „Ich bin froh, wenn ich die Brücke endlich mit meinem Fahrrad nutzen kann“, sagt er und spricht damit für zahlreiche Nutzer auf der Ruhrhalbinsel (mit rund 55.000 Einwohnern), die auf die Eröffnung warten.
Bis dahin gab es so manche Verzögerung (sechs Monate waren es bei der Bauzeit), Baukostenerhöhung, riesige Auflagen wegen des Naturschutzes und Überlegungen, wie die neue Brücke aussehen soll. Nun ragen die imposanten Pylonen von der Wasseroberfläche gemessen 27 Meter in die Höhe, von denen sich die bis zu 60 Meter langen Stahlseile bis zum Brückengeländer ziehen. Genau in der Mitte der Ruhr-Überführung werden die Beteiligten aus dem Rathaus, der Politik und von den Bürgerschaften die Bürger am 20. Dezember auf ihrer neuen Kampmannbrücke erwarten: mit Bergbauorchester und Häppchen.
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