Essen. . Die Stadt hat auf der neuen Kampmannbrücke am Baldeneysee Richtfest gefeiert. OB Kufen erinnerte an tragischen Tod eines Bauarbeiters.

Als Zimmermann Pantelis Chaitidis seinen Spruch beendet und sein Schnapsglas aus luftiger Höhe auf dem Beton zerschlägt, brandet Applaus auf: Unter regem Zuspruch der Bevölkerung feierte die Stadt am Montag Richtfest auf der neuen Kampmannbrücke. Ende des Jahres wird der 14,3 Millionen Euro teure Neubau am Eingang des Baldeneysees die Stadtteile Kupferdreh und Heisingen wieder miteinander verbinden. Oberbürgermeister Thomas Kufen sprach von einem der spektakulärsten Bauwerke der Stadt und fand: „Es ist eine sehr schöne Brücke geworden.“ Die Allermeisten unter den Anwesenden sahen das wohl genauso.

Die neue Kampmannbrücke ist eine weit sichtbare Landmarke

Schon aus der Ferne betrachtet bietet die neue Kampmannbrücke einen beeindruckenden Anblick. Die beiden 20 Meter hohen Pylone sind von den umliegenden Ruhrhöhen aus nicht zu übersehen. Manfred Kuhmichel, lange Jahre Landtagsabgeordneter und heute Bezirksbürgermeister für die Ruhrhalbinsel, nennt die Brücke deshalb zutreffend eine Landmarke. Zufriedene Gesichter am Montag, wo man auch hinsah. Das Richtfest sei ein schöner Tag. Auch weil die Zeiten, in denen nicht nur die Ruhrbahn-Busse einen weiten Umweg fahren müssen, bald ein Ende haben.

Eine Gedenktafel erinnert an den tragischen Tod des Bauarbeiters Adam Mieczyslav Januszewski. Die Witwe des Verstorbenen, Anja Januszewska (M.), war eigens aus Polen angereist.
Eine Gedenktafel erinnert an den tragischen Tod des Bauarbeiters Adam Mieczyslav Januszewski. Die Witwe des Verstorbenen, Anja Januszewska (M.), war eigens aus Polen angereist. © Christof Köpsel

In der allgemeinen Feierlaune versäumte Oberbürgermeister Kufen nicht an jenen schwarzen Tag zu erinnern, der die Arbeiten an der Kampmannbrücke überschattete. Anfang Mai vergangenen Jahres war der polnische Bauarbeiten Adam Mieczyslav Januszewski aus bis heute ungeklärter Ursache in die Ruhr gestürzt und ertrunken. Die Leiche wurde erst wenige Tage später im Baldeneysee entdeckt. An den 42-Jährigen wird eine Gedenktafel erinnern, die an einem der Brückenpylone angebracht wird. Zur Enthüllung der Tafel war Anna Januszweska, die Witwe des Verstorbenen, eigens aus ihrer Heimat angereist.

Es war ein trauriger Moment an einem Tag, der in die Chroniken von Kupferdreh und Heisingen eingehen wird. Der Brückenschlag zwischen beiden Stadtteilen findet eine Fortsetzung.

 Die alte Kampmannbrücke, erbaut 1950/51 erwies sich als dauerhaftes Provisorium.     
 Die alte Kampmannbrücke, erbaut 1950/51 erwies sich als dauerhaftes Provisorium.     © OH

Hermann Kampmann, Inhaber einer Brennerei auf der Kupferdreher Ruhrseite, war es, der 1895 die erste Brücke bauen ließ, im Volksmund bald „Kampmannsbrücke“ genannt. Die Flussquerung überdauerte fast ein halbes Jahrhundert – bis zur Sprengung der Möhnetalsperre im Kriegsjahr 1943. Die die dadurch ausgelöste Flutwelle riss die hölzerne Pontonbrücke mit sich, das Bauwerk zerschellte wenige hundert Meter entfernt an den Pfeilern der Eisenbahnbrücke über den Baldeneysee. Auf die erste Brücke folgten zwei Provisorien ein weiteres 1950/51, errichtet aus Beton und Stahl – und erbrachte den Beweis, dass Provisorien von hartnäckiger Dauer sein können. Das „s“ in Mitten der Kampmannsbrücke war schon in den 1930er Jahren verloren gegangen, weiß der Kupferdreher Heimatforscher Johann Rainer Busch zu berichten. Auch der Neubau trägt den Namen Kampmannbrücke.

„Eine vergleichbare Brücke ist in Deutschland noch nicht gebaut worden.“

Die filigrane Konstruktion der Brücke wird erst vollends zur Geltung kommen, wenn die Pfeiler der alten Brücke abgetragen werden.
Die filigrane Konstruktion der Brücke wird erst vollends zur Geltung kommen, wenn die Pfeiler der alten Brücke abgetragen werden. © Christof Köpsel

Der Neubau hat so gar nichts gemein mit der bemitleidenswerten Konstruktion, die in ihren letzten Jahren nur noch wechselseitig befahren werden durfte, weil andernfalls die Standsicherheit infrage stand. Wie ein Flügel breitet sich die neue Brücke über die Ruhr aus. „Eine vergleichbare Brücke ist in Deutschland noch nicht gebaut worden“, versichert Bauleiter Andreas Behnke und verweist auf die Konstruktion der tragenden Schrägseile, ein Thema für Brückenbaufeinschmecker. Diese ermöglichte eine schlanke, und trotz 320 Tonnen verbauten Stahl und Betons filigran anmutende Form. Gerade mal 60 Zentimeter dick ist die Brückenplatte, was sonst nicht möglich gewesen wäre, weiß Rainer Wienke vom Amt für Straßen und Verkehr. Letzterer wird auf zwei Spuren fließen. Fußgänger und Radfahrer teilen sich einen 3,50 Meter breiten Weg. Und auch das ist neu: Mit einer Durchfahrtshöhe von 4,50 Metern wird die Kampmannbrücke für die Weiße Flotte Baldeney zum Tor für die Fahrt weiter die Ruhr aufwärts.

Ihre ganze Wirkung wird die 173 Meter lange Brücke erst im Laufe des Mai entfalten, wenn die Pfeiler der alten Brücke abgetragen werden. Asphalt, Beleuchtung und Straßenbau auf beiden Ufern folgen. Zum Ende des Jahres soll die neu Kampmannbrücke für den Verkehr freigegeben werden.

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