Essen-Rüttenscheid. Das Krupp-Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid ist eine von zwei Kliniken in ganz Deutschland, die die seltene Krankheit „Moyamoya“ therapiert.
„Moyamoya“ - wer das zum ersten Mal hört, der denkt eher an eine Südseeinsel. In Wahrheit verbirgt sich hinter dem exotischen Begriff jedoch eine äußerst seltene Erkrankung, bei der beide Halsschlagadern so verengt sind, dass sie nicht mehr in der Lage sind, das Gehirn mit genügend Blut zu versorgen. Mit der häufigen Folge, dass es zu lebensgefährlichen Hirnblutungen kommt. Genau das ist Alexander Altintzoglou passiert. Doch der 69-Jährige hatte großes Glück: Er wurde im Rüttenscheider Alfried-Krupp-Krankenhaus behandelt und operiert. Das ist neben der Berliner Charieté deutschlandweit die einzige Klinik, die Patienten mit Moyamoya therapiert.
Auch interessant
„Vor zwei Jahren hatte ich eine Hirnblutung mit schlaganfallähnlichen Symptomen. Die Ärzte haben als Ursache das Moyamoya-Syndrom entdeckt und mich sofort ins Alfried-Krupp-Krankenhaus überwiesen“, erzählt Alexander Altintzoglou, „das hat mir das Leben gerettet.“ Denn hier fand er Spezialisten – nicht nur für Moyamoya, sondern für all seine Erkrankungen: Der ehemalige Informatiker leidet auch unter Vorhofflimmern und musste deswegen blutverdünnende Mittel einnehmen. „Das hat natürlich die Situation noch verkompliziert“, sagt der Neurologe Markus Krämer. Der leitende Oberarzt ist einer der wenigen, der sich mit dieser kaum geläufigen und häufig unerkannten Moyamoya-Erkrankung auskennt.
Mit einem Hirn-Bypass wurde die Engstelle überbrückt
Zunächst einmal wurde Altintzoglou vom Neurochirurgen Frank Diesner operiert. „Ich habe beidseits einen Hirn-Bypass gelegt, habe dafür die Engstelle mit der Schläfenarterie überbrückt“, erklärt der Oberarzt. Auch er ist in Sachen Moyamoya ein Spezialist, ist im Alfried-Krupp-Krankenhaus der einzige, der diese seltene Operation durchführen kann. „Fühlen Sie mal“, sagt Alexander Altintzoglou und zeigt auf seine Schläfen: Für den Eingriff wurde ihm oberhalb beider Ohren jeweils ein Stück Schädelknochen weggenommen.
Nach der erfolgreichen Operation widmete sich noch eine weitere Spezialistin dem Patienten: Damit Alexander Altintzoglou keine blutverdünnenden Mittel gegen sein Vorhofflimmern mehr einnehmen muss, hat ihm die Kardiologin und Leiterin der Abteilung für Elektrophysiologie, Ute Ruprecht, mittels eines Herzkatheters ein Schirmchen eingesetzt. „Das sitzt vor dem Herzohr und sorgt dafür, dass kein Gerinnsel mehr ins Blutsystem kommt“, erklärt die Ärztin.
Dem Tode näher als dem Leben
Eigentlich hätte nun alles gut sein müssen für den 69-Jährigen, der mit seiner Frau, den beiden Kindern und Enkelkindern seinen verdienten Ruhestand genießen wollte. Doch noch ein weiteres Mal schlug das Schicksal zu: „Ich wurde vor einem Jahr plötzlich immer schwächer, bekam schlecht Luft, konnte kaum mehr laufen und war auch nicht mehr richtig bei mir“, erzählt er. Vertrauensvoll wandte er sich an Ute Ruprecht, und „wir stellten schnell fest, dass sich seine Herzsituation verschlechtert hatte, er unter dauerhaftem Vorhofflimmern litt mit einer hohen Herzfrequenz“, erklärt sie. Das führte dazu, dass der Körper nur noch unzureichend mit Sauerstoff versorgt wurde. „Ich war dem Tode geweiht“, sagt Alexander Altintzoglou und seine Stimme bricht, „und zum zweiten Mal haben mir die Ärzte, allen voran Dr. Ruprecht, mein Leben gerettet.“
Auch interessant
Dieses Mal konnte Ute Ruprecht mittels eines Verödungsverfahrens das Vorhofflimmern beseitigen – und damit auch die extreme Herzschwäche. „Das ist uns Gott sei Dank wunderbar gelungen“, freut sich die Herzspezialistin. Mittlerweile ist die Herzleistung von Alexander Altintzoglou fast wieder normal. Der hat sein neues Leben genutzt und war im Sommer erst einmal sechs Wochen lang mit seiner Frau in Griechenland unterwegs. Mit dem Wohnmobil. Und der 70. Geburtstag wird in der Karibik gefeiert.