Essen. Neue Gastronomen auf Zollverein: Das Restaurant „The Mine“ erfüllt die umgebaute Halle 4 mit Leben. Joschi Krug leitet das „Bistro Schacht XII“.
Neue Gastronomen sorgen für frischen Wind auf der Welterbe-Zeche Zollverein. In dem letzten noch ungenutzten Gebäude am Standort Schacht XII hat jetzt das Restaurant „The Mine“ seinen Betrieb eröffnet, es soll eine große Lücke im gastronomischen Angebot des Touristenmagnets füllen. Gleich nebenan erfolgte im Sommer ein Pächterwechsel: Die frühere „Butterzeit“ heißt nun „Bistro Schacht XII“, Geschäftsführer ist der erfahrene Gastronom Joschi Krug.
Die Betriebsleitung von „The Mine“ liegt in Händen des gelernten Hotelfachmann Birol Karakoc (46), eines Oberhauseners, der zuletzt ein italienisches Restaurant in Hattingen hatte und von dort Luciano Gaspare als Küchenchef mitgebracht hat.
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Karakocs Vater war übrigens Bergmann unter Tage: auf Zollverein. Investor Yavuz Ilbay zählt weltweit zu den größten Produzenten von Dönerfleisch, außerdem betreibt er Restaurants im Rhein-Ruhr-Zentrum (Mülheim) und im Ruhrpark (Bochum), ferner eine Reihe von Imbissbetrieben.
In Halle 4 trifft gediegenes Interieur auf rauen und kolossalen Industriecharme
Das Restaurant auf Zollverein bietet im Erdgeschoss 80 Plätze, im Eventbereich eine Etage darüber 150 bis 180 und auf der Außenterrasse sogar 200. Der Umbau des Fördermaschinenhauses zum Restaurant trägt die Handschrift des Essener Architekten Heinrich Böll. Meterdicke Betonwände sind akkurat herausgeschnitten, damit reichlich Tageslicht ins Innere dringt.
Ähnlich wie im Restaurant Casino Zollverein spielt The Mine mit dem Kontrast aus rauem Industriecharme und gediegenem Interieur, etwa mit in Italien fabrizierten Tischen aus massivem Nussbaum und Parkettboden mit Landhausdiele Eiche natur. Die Stühle stammen aus einer türkischen Tischlerei, die Lampen aus China.
Der Restaurant-Name (The Mine = die Zeche) sei bewusst englisch ausgefallen, weil am Touristenstandort Schacht XII eine möglichst internationale Kundschaft angesprochen werden soll. Das Internationale findet sich auch in der Speisekarte wieder. Neben spanischen Tapas, italienischer Bruschetta und Pasta, amerikanischen Steak-Tellern und Burgern gibt es auch klassische deutsche Gerichte, Französisches (Käseplatte) sowie Orientalisches (Hummus). Die Mittagskarte – ausschließlich mit Gerichten unter zehn Euro inklusive Softdrink (z. B. The Mine Burger) – wechselt wöchentlich.
„Auf Zollverein Fuß zu fassen, war immer mein Traum“
Selbstständiger Gastronom seit bald 35 Jahren ist Joschi Krug, der in Gelsenkirchen aufgewachsen ist und aus seiner Liebe zu Schalke („Ich bin blau und weiß bis aufs Blut)“ kein Geheimnis macht. In der Nachbarstadt betreibt er das Tagungshaus „Lichthof“, fünf Jahre lang gehörte ihm das Klubheim auf Schalke und mit dem „Bistro Schacht XII“ (Halle 12) sei für ihn ein inniger Wunsch in Erfüllung gegangen. „Es war immer ein Traum von mir, auf Zollverein Fuß zu fassen.“
Nostalgische Gefühle verstärken dieses Glücksgefühl, denn sein Vater sei Bergmann auf Unser Fritz gewesen. „Schade, dass er nicht mehr erlebt, dass seine Sohn mit Gastronomie auf Zeche ist.“ Seit der Extraschicht am 29. Juni ist Krug Gastwirt auf dem Welterbe. „Wir sind sehr zufrieden“, lautet sein erstes Fazit. Zollverein sei sehr international und nie langweilig – „ein besonderer Standort eben“.
Ruhrgebietsklassiker wie Currywurst und ein täglich wechselndes Mittagsgericht
Neben Currywurst-Pommes-Mayo stehen im Bistro Pizza, Flammkuchen, Baguettes und Pide (türkische Pizza) auf dem Menüplan. Die aus Polen stammende Köchin Joana sorge obendrein für ein täglich wechselndes Mittagsgericht.
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Joschi Koch will das Profil des Bistros als Event-Location (Hochzeiten, Firmenfeiern, Geburtstage) schärfen und den Außenbereich weiter aufwerten. Auf die Terrasse (120 Plätze) mit acht großen Sonnenschirmen und neuem Mobiliar wird demnächst ein Grillwagen gesetzt, der Ruhrgebietsklassiker wie Currywurst, Frikadelle, Bratwurst anbietet. Im Inneren gibt’s auf zwei Etagen 90 Plätze. Besonders ins Augen fallen die großflächigen Schwarz-Weiß-Fotos, die aus dem Archiv des Ruhrmuseums stammen und viel Kohlenpott-Idylle aus den fünfziger und sechziger Jahren vermitteln.