Essen. . Eine der letzten noch nicht umgenutzten Hallen auf Zollverein wird umgebaut. „The Mine“ soll eine Restaurant-Lücke schließen.
Früher haben sie ihre Bütterkes mitgebracht zur Schicht und die Graupensuppe im Henkelmann warm gemacht. Zollvereiner waren Selbstversorger. Dann kam das Ende des Bergbaus und mit Claus Dürscheidt und dem Casino Zollverein ein Gastronomie-Pionier, der Kohle und gehobene Küche mühelos in Verbindung brachte. Was bislang fehlte, war eine bodenständige Alternative mit mittlerem Anspruch. Nun wird es sie bald geben.
Wer hier bislang mittags auf einen Salat, ein Schnitzel oder ein Stück Torte einkehren wollte, der tat sich schwer. Bei mehreren hunderttausend Besucher im Jahr ein Manko, das auch Stiftungs-Vorstand Hans-Peter Noll gestern monierte: „Wir brauchen dringend weitere Gastronomie auf Zollverein.“
Ab dem nächsten Frühjahr will Yavuz Ilbay die lange Durststrecke endlich beenden und die ehemalige Fördermaschinenhalle 4 bewirtschaften. Eines der letzten noch nicht umgenutzten Gebäude auf dem Standort befindet sich seit der Zechenschließung vor 32 Jahren trotz diverser Nutzungs-Planungen im Dornröschenschlaf.
Der neue Pächter, der in Hattingen bereits die Fabbrica betreibt und der mit seiner inzwischen beneluxweiten Döner-Produktion bald auch in die USA expandieren will, startet ab 2019 in Halle 4 „The Mine“. Für den Gastronomen, der seit 1994 in Deutschland unterschiedliche gastronomische Formate bedient, ist die ehemalige Maschinenhalle gleich gegenüber der Kohlenwäsche die Zollverein-Adresse mit der „besten Lage“.
Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes kostet 3,3 Millionen
Das Lokal im Untergeschoss bietet einen Kneipenbereich mit Außenterrasse und Blick aufs Ruhr Museum, wofür ein Teil des Gebäudes eine gläserne Außenfront bekommt. Weitere Anbauten haben überhaupt erst möglich gemacht, dass das denkmalgeschützte Gebäude nun über Küche, Sanitärräume und Lüftungsanlagen verfügt, die alle Auflagen erfüllten. Das ausgebaute Obergeschoss kann auch als Saal für Familienfeste, Betriebsfeiern und andere Events genutzt werden. Auch das Catering-Geschäft will Ilbay nicht brach liegen lassen.
Der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes kostet 3,3 Millionen, die teils durch öffentliche Gelder, teils über einen Kredit abgedeckt werden. Auch Ilbay will noch einmal 500.000 Euro dazuschießen. Denn den kurdisch-armenisch-stämmigen Gastronomen begeistert der Ort wie seinen Betriebsleiter Birol Karakoc, dessen Vater auf Zollverein noch viele Jahre lang eingefahren ist. Entsprechend emotional sieht der gelernte Hotelfachmann aus Oberhausen, der im Sheraton und anderen Häusern gearbeitet hat, seinen neuen Arbeitsplatz.
Auch kulinarisch soll der Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft gelingen – mit klassische Ruhrgebiets-Spezialitäten wie Currywurst und Pommes, aber auch mit Schnitzel und mediterranen Gerichten. Neben dem Mittagsbuffet soll auch eine kleine Tageskarte für Abwechslung sorgen.
Wöchentlicher Single-Abend als Programm-Extra
Anders als der Betreiber der benachbarten „Butterzeit“, der schon seit längerem über Kreuz mit der Stiftung Zollverein liegt und über dessen Zukunft nach Auskunft von Noll derzeit unter der gemeinsamen Verabredung von Stillschweigen verhandelt wird, soll „The Mine“ auch am Abend bis 22 Uhr geöffnet haben und das Gelände damit stärker beleben. Gute gastronomische Erfahrungen hat Ilbay auch mit einem „Single“-Abend gemacht, den er künftig einmal in der Woche auf Zollverein anbieten will.
Die lange Wartezeit soll sich am Ende gelohnt haben: „Ein Bergwerk ist schnell geschlossen, neues Leben zu initiieren, ist nicht so einfach“, sagt Noll. Und einen guten Gastronomen zu finden, das sei „heute keine Selbstverständlichkeit mehr“.