Essen. Am Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen erstrahlt auch Essen in der Kampagnen-Farbe Orange: vom Dom bis zum Doppelbock.
Wenn am 25. November der Dom, das Riesenrad am Burgplatz, der Zollverein-Doppelbock, die Stauder-Brauerei, die Funke Medienzentrale und andere markante Essener Gebäude in warmem Orange erstrahlen, hat das nichts mit den Lichtwochen zu tun – sondern ist Teil einer weltweiten Kampagne. Der 25. November ist Internationaler Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, schon vor 20 Jahren wurde er von den Vereinten Nationen ausgerufen. Mit der Kampagne „Orange your City“ soll auf Tag und Thema aufmerksam gemacht, ein Zeichen gesetzt werden. „Man braucht immer Bilder, um Aufmerksamkeit zu erzeugen“, sagt Irene Wiese-von Ofen.
Die ehemalige Essener Bau- und Planungsdezernentin ist seit 1963 Zonta-Mitglied – aktuell im Vorstand des Zonta Clubs Essen I – und in dem Netzwerk berufstätiger Frauen auch international aktiv. Es gebe natürlich längst Bilder, etwa von den jungen Mädchen in Nigeria, die von der islamistischen Terrormiliz Boko Haram entführt wurden, oder von den Jesidinnen, die als Sklavinnen verkauft würden. Bilder aus gewaltsamen Konflikten, aus fernen, archaischen Gesellschaften.
Gewalt gegen Frauen: „Bei uns verschwinden die Fälle hinter dem Vorhang des Privaten“
Tatsächlich sei Gewalt gegen Frauen auch hierzulande weit verbreitet, vor allem im häuslichen Bereich. „Bei uns verschwinden die Fälle hinter dem Vorhang des Privaten.“ Was auch daran liege, dass noch immer viele Gewaltopfer die Schuld bei sich suchten. Mit der Kampagne „Zonta Says No“ („Zonta sagt Nein“) zeige man auch jenen Frauen, „die in Glück, Zufriedenheit und Gleichstellung leben“, wie groß das Spektrum von Gewalt sei; und: „Es passiert auch hier.“
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Und so nehmen an der weltweiten Kampagne auch 130 deutsche Zonta-Clubs teil, darunter die beiden Essener Clubs. Der Zonta Club Essen I unterstützt seit langem das Essener Frauenhaus, Club II fördert u.a. die Mädchen-Anlaufstelle „Die Perle“ und das Café Schließfach, das drogenabhängige, sich prostituierende und wohnungslose Frauen betreut.
Am 23. November werden die beiden Zonta-Clubs gemeinsam mit allen Essener Frauen-Organisationen und der Gleichstellungsstelle der Stadt das Thema Gewalt gegen Frauen in die Innenstadt tragen. „Wir werden uns gegen den Weihnachtsmarkt behaupten“, kündigt Irene Wiese-von Ofen an. Wie schon im Vorjahr, als sie auf der Kettwiger Straße in der Höhe des Burgplatzes 152 Paar blutroter Schuhe platzierten. Jedes stand für eine Frau, die im Vorjahr in Deutschland von ihrem Partner getötet worden war.
Oranges Licht rund um den Erdball
Gleichsam als Erste Hilfe für Frauen, die sich bedroht fühlen oder bereits gewalttätige Übergriffe erleben, wird dann ein Flyer mit allen Notfallnummern von der Polizei über Beratungsstellen bis zum Frauenhaus verteilt. Außerdem liefert der Aktionstag die Informationen und Hintergründe zu „Orange your City“, erklärt, warum zwei Tage später „das orangene Licht wie die aufgehende Sonne zum Strahlen kommt“, wie es Irene Wiese von-Ofen formuliert. Startend in Sydney rund um den Erdball.
Die globale Dimension ist auch den Essenerinnen wichtig: Das Frauen-Netzwerk Zonta, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, fördert nicht nur lokale Projekte und Anliegen. Von den Schutzhäusern für Frauen, die nach den Gewalttaten im Jugoslawienkrieg gebaut wurden, bis zu Projekten gegen Kinderehen oder gegen die Beschneidung von Frauen reicht die Förderanliegen, in die Zonta hohe Spendensummen steckt.
Nicht nur das Elend zeigen, sondern auch die Erfolgsgeschichten
Mehr als um akute Nothilfe gehe es um eine langfristige Bewusstseinsveränderung: Zonta wolle Regierungen, staatliche Stellen und gesellschaftliche Wortführer überzeugen. „Es muss im jeweiligen Land akzeptiert werden.“ Gleichzeitig sollen die Frauen vor Ort ermächtigt werden, ihre Rechte einzufordern, indem ihnen Schulbesuch und Berufsausbildung ermöglicht werden. „Es ist nicht damit getan, dass Elend der Frauen zu beklagen, man muss die Bildung der Mädchen verbessern“, betont Irene Wiese-von Ofen. Ginge es nach ihr, sähe man nicht immer wieder die Fotos von den Kindern auf den Müllkippen Afrikas – sondern die von jungen Frauen, die es geschafft haben. Bilder, die die Aufmerksamkeit auch einmal auf die Erfolge lenken.