Essen. Beim Zombiewalk wie bei der Kündigung der alten Marktstände sah die Essen Marketing GmbH nicht gut aus. Der SPD-OB-Kandidat will das ausnutzen.

Wenn es stimmt, dass Kommunikation bei Vorhaben aller Art die halbe Miete ist, dann war es keine gute Woche für die Essen Marketing GmbH. Erst das Theater mit dem Zombie-Walk, bei dem die EMG nicht sehr souverän wirkte. Und dann gleich das nächste Verlierer-Thema: Der Plan, die seit Jahrzehnten etablierten Verkaufsstände von der Kettwiger Straße zu verbannen, wurde von vielen Bürgern als allzu rabiat empfunden.

Der Zombie-Walk ist ein karnevaleskes Event, das dank der im besten Fall phantasievollen Horror-Verkleidungen einen gewissen Unterhaltungswert besitzt. Events wiederum sind für die EMG erklärtermaßen ein Mittel, um die Innenstadt zu beleben und im Gespräch zu halten. Da verwundert es schon, warum EMG-Chef Richard Röhrhoff und seine Leute keinen Weg fanden, den sicherlich nicht gerade pflegeleichten Veranstalter Dirk Bußler durch die Bürokratie zu leiten.

Die Kündigungen sind in der Sache vertretbar - besonders am Baedekerhaus muss Besseres her

Als langfristig wichtiger und auch politisch folgenreicher könnte sich die zweite Kommunikations-Panne erweisen. Die Art wie langjährig engagierte Händler und Budenbetreiber von ihren Plätzen auf der Kettwiger Straße vertrieben wurden, wirkte herzlos und schlecht erklärt. Das gilt, obwohl die Kündigungen in der Sache durchaus vertretbar sind. Die Fett-Düfte am stimmungsvollsten Ort der Innenstadt zwischen Burgplatz und Baedekerhaus zeugten immer schon von wenig Niveau, und der Obst-Stand Richtung Willy-Brandt-Platz hatte eine Neigung zur eigenmächtigen Ausdehnung.

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Im Grundsatz dürfen mobiler Obst- und auch Blumenverkauf gerne weiterhin sein, wobei es angemessen kleine Marktstände bleiben sollten. Wenn die Rede davon ist, stattdessen nun feste Pavillons zu bauen, zuckt man unwillkürlich zusammen. Das soll dann schöner aussehen und die Kettwiger Straße aufwerten? Schwer zu glauben. Bitte keine Experimente ästhetischer Minderleister, davon hat die Innenstadt schon mehr als genug.

Interessant ist, dass sich die Innenstadt-Zukunft schon jetzt zu einem Politikum entwickelt. Der OB-Kandidat der SPD, Oliver Kern, hat bei Facebook die Wut vieler Bürger über das Handeln der EMG registriert und müht sich, diese nach Kräften zu mehren.

SPD-OB-Kandidat will versuchen, Kufens Popularität zu erschüttern

Ziel des Angriffs ist nur vordergründig der EMG-Chef. Kern will verständlicherweise alles Geeignete nutzen, um die Popularität von OB Thomas Kufen auf die Probe zu stellen und möglichst zu mindern. Solange die SPD-Ratsfraktion – wie im Fall Innenstadt-Entwicklung – mit der CDU im selben Boot sitzt, wirkt da allerdings manches widersprüchlich. Dass man das Kleingedruckte in der entscheidenden Ratsvorlage nicht gelesen haben will, klingt peinlich.

Kufen wiederum hat ein gutes Gespür für Gefahren auf der emotionalen Ebene und war beim Zombiewalk wie bei den Marktständen um konstruktive Töne bemüht. Mit dem Auftreten seines Schützlings Röhrhoff wird er derzeit nicht ganz zufrieden sein. Und die Debatte um die Innenstadt-Entwicklung wie auch der Vorwahlkampf haben gerade erst begonnen. WAZ-Newsletter- Verpassen Sie keine Nachrichten aus Essen