Essen. Zum 15. Mal seziert das Festival Literatürk mit Lesungen, Gesprächen und Diskussionen die Einwanderungsgesellschaft. Prominente Autoren kommen.

„Irgendwas mit Heimat“ – so lautet das Thema des diesjährigen Literatürk-Festivals, das vom 11. bis zum 23. November mit 28 Veranstaltungen Licht in den Diskurs der oft missbrauchten Begriffe wie Heimat und Nationalität bringen möchte.

Was bedeutet Heimat? Was gehört zur Heimat? Ist der Begriff in einer globalisierten Einwanderungsgesellschaft nicht längst überholt und gehört abgeschafft? Zwischen diesen Fragen pendelt das Programm mit Lesungen, Begegnungen, Gesprächen, das die Initiatoren Fatma Uzun, Johannes Brackmann und Semra Uzun-Önder für das Festival zusammengestellt haben.

Anti-Heimatabend mit Thomas Ebermann und Thorsten Mense

„Wir haben lange darüber diskutiert, wie die Renaissance des Heimatbegriffs in Deutschland zu bewerten sei, ohne uns einig zu werden. Denn wo Heimat ist, scheint Dünkel nicht fern. Auf eines aber konnten wir uns einigen: Die Bedeutung und die Verwendung des Begriffs aus unterschiedlichen Perspektiven kritisch zu begleiten“, sagt Johannes Brackmann. Und wer wäre dafür besser geeignet als Autoren, die aus aller Welt kommen und in der Welt der Begriffe und der Sprache beheimatet sind?

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Auch der Bestsellerautor Feridun Zaimoglu ist Gast beim diesjährigen Literatürk-Festival.Foto: Christian Creon / FUNKE Foto Services
Auch der Bestsellerautor Feridun Zaimoglu ist Gast beim diesjährigen Literatürk-Festival.Foto: Christian Creon / FUNKE Foto Services

„Alle Lesungen und Veranstaltungen haben einen direkten Bezug zum Thema“, sagt Fatma Uzun. „Eure Heimat ist unser Alptraum“ heißt es zum Beispiel bei einer Lesung mit anschließendem Gespräch in der Casa des Grillo Theaters (12. November, 19.30 Uhr). 14 Menschen mit Migrationshintergrund erzählen aus ihrer Perspektive, wie sie Heimat empfinden. Oder was Heimatlosigkeit bedeutet. Und wie es sich anfühlt, als Bedrohung wahrgenommen zu werden.

Diskussion über lebenslange Rassismuserfahrungen

Ordentlich zur Sache wird es auch bei Thomas Ebermann, Publizist und Autor, und Thorsten Mense, Soziologe und Journalist, gehen: „Heimat – eine Besichtigung des Grauens“ nennen sie ihren Anti-Heimatabend am Sonntag, 17. November, 19 Uhr im Café Central des Grillo Theaters.

Typisch deutsch? fragen Ferda Ataman und Marvin Oppong im Gespräch über Zugehörigkeit und Rassismus (Samstag, 16. November, 19.30 Uhr, Kulturwissenschaftliches Institut). In ihrem Buch „Hört auf zu fragen. Ich bin von hier!“ schildert Ataman, wie sie immer wieder als Fremde wahrgenommen und mit Stereotypen konfrontiert wird. Seine lebenslangen Rassismus-Erfahrungen beschreibt Marvin Oppong in seinem sehr persönlichen Buch „Ewig Anders. Schwarz, deutsch, Journalist“.

Songs of Gastarbeiter und queerer Bauchtanz zur Eröffnung

Auch Bestsellerautor Feridun Zaimoglu kommt zur Literatürk und diskutiert mit Zafer Senocak über Deutschland und die Welt, über das Ich und das Wir, über die Heimat diesseits und jenseits der deutschen Literatur. „Heimat des Apfels Kern“ heißt der Abend am Samstag, 23. November, 19.30 Uhr, in der Zentralbibliothek.

„Aber wir haben auch leichte Abende, die satirisch und augenzwinkernd mit dem Thema spielen“, verrät Semra Uzun-Öder. So wird es bei der großen Eröffnung des mittlerweile 15. Literatürk-Festivals in der Zeche Carl einen Gazino Royal Abend geben: Mit „Songs of Gastarbeiter“, einem queeren Bauchtänzer und dem Musiker Elektro Hafiz wird die Vielfalt „kanakischen Kultur“ gefeiert. (Montag, 11. November, 19.30 Uhr).

Und mit ihrem Comedy-Programm „Ghettolektuell“ wird Idil Nunar Baydar als furiose youtube-Queen Jilet Ayse die Bühne des Mülheimer Ringlokschuppen rocken (Freitag, 15. November, 20 Uhr). „Das ist eines meiner Highlights, auf das ich mich besonders freue“, sagt Fatma Uzun.

Und über noch etwas freuen sich die drei Initiatoren: Ihr Festival ist zumindest für die nächsten drei Jahre finanziell abgesichert.

Festivalticket für alle Veranstaltungen

Der Vorverkauf für die das diesjährige Literatürk-Festival hat bereits begonnen: Karten gibt es unter www.literatuerk.com. Dort kann man auch das gesamte Programm einsehen.

Auf Anfrage gibt es auch ein Festivalticket zum Besuch aller Veranstaltungen zum Preis von 25 Euro das unter literatuerk@grend.de bestellt werden kann.

Zur Literatürk gehört auch ein spannendes Kinder- und Jugendprogramm.

Das Festival wird seit 2005 vom Land NRW im Rahmen der regionalen Kulturförderung Ruhrgebiet als Projekt mit unterschiedlichen Summen gefördert; ab 2019 fördert das Ministerium direkt das Festival. Seit 2016 erfolgte eine weitere Förderung durch die Stadt Essen/kommunales Integrationszentrum und seit 2017 auch durch die Kunststiftung NRW.