Essen. Der Limbecker Platz polarisiert bis heute. Kritiker Eckhard Brockhoff meint, das Center hat Essen geschadet. Der Handelsverband hält dagegen.

Als der Limbecker Platz 2008/2009 eröffnet wurde, da sprach Essens damaliger OB Wolfgang Reiniger im Vorfeld von einem „Jahrhundert-Bauwerk“. Mit dem Bau des größten innerstädtischen Einkaufszentrums in Deutschland verknüpfte sich nicht weniger als die Hoffnung, dass damit das Comeback der Einkaufsstadt Essen verbunden sein werde. Diese Erwartung hat sich allenfalls in Teilen erfüllt. Was allerdings auch zehn Jahre nach der Eröffnung anhält und womit wohl damals kaum jemand gerechnet hätte: Das Center polarisiert bis heute.

Makler Eckhard Brockhoff gehörte schon damals zu den Kritikern und sagt bis heute: „Das Einkaufszentrum hat der Essener Innenstadt nicht gut getan. Es würde ihr besser gehen, wenn es den Limbecker Platz nicht gegeben hätte.“ Seit der Eröffnung des Centers habe Essen deutlich zuviel Einzelhandel. Die Zahl der Läden in der Innenstadt stieg 2009 sprunghaft von 700 auf rund 900.

Immobilienmakler Eckhard Brockhoff.
Immobilienmakler Eckhard Brockhoff. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Darunter habe, so Brockhoff, vor allem die Kettwiger Straße gelitten, die damit in eine Wettbewerbssituation mit dem Einkaufscenter geriet. Dadurch seien die Mieten auf der Kettwiger weiter gefallen, hätten sich heute in manchen Läden gegenüber damals gar halbiert. „Die Folge ist, dass die Eigentümer der Häuser nicht mehr investieren. Die werden dadurch noch mehr vergammeln“, meint Brockhoff. Er glaubt, dass der Einzelhandel in der Innenstadt heute besser dastünde ohne Limbecker Platz. „Weil die Leute ihr Geld dann in der Fußgängerzone ausgeben würden.“

Brockhoff: Läden im Limbecker Platz brachten Essen kein Alleinstellungsmerkmal

Kritik übt Brockhoff außerdem an den Läden im Limbecker Platz. Das Shopping-Center habe es nicht geschafft, sich von anderen Centern abzuheben und damit Essen ein Alleinstellungsmerkmal zu geben. „Es wäre bei der Eröffnung vor zehn Jahren wichtig gewesen, ein Angebot zu bieten, das sich von der Innenstadt beziehungsweise anderen Städten abhebt“, meint Brockhoff. Er setzt dabei auch ein Fragezeichen hinter den geschäftlichen Erfolg. Im Schnitt zählt das Center 50.000 Besucher am Tag. Das ist die Zahl, die das Centermanagement herausgibt und das damit nach offiziellem Bekunden auch sehr zufrieden ist. Doch Brockhoff verweist auf seine Beobachtungen, dass das Center zwar mit Menschen gefüllt ist, doch diese kaum mit „Tüten in der Hand“ zu sehen seien, so der Makler.

Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes.
Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Gar so düster sieht der Einzelhandelsverband die Entwicklungen der Essener Innenstadt in den vergangenen zehn Jahren nicht. „Essen hatte vor der Eröffnung des Limbecker Platzes mit Kaufkraftabflüssen zu kämpfen“, erinnert Hauptgeschäftsführer Marc Heistermann an die Zeit davor. Centro, Rhein-Ruhr-Zentrum und Ruhrpark waren bereits eine starke Konkurrenz für die Essener Einkaufsstadt. „Das Abwandern an Kaufkraft konnte durch den Limbecker Platz gestoppt und sogar gedreht werden“, betont Heistermann.

Einzelhandelsverband sieht Limbecker Platz als Bereicherung

Zwar habe es durch den Limbecker Platz in der Anfangszeit negative Auswirkungen auf die restliche Innenstadt gegeben. Heistermann erinnert an den Umzug von C&A von der Kettwiger und Saturn aus der Rathaus-Galerie in den Limbecker Platz. Sie hinterließen zunächst große Leerstände. Doch die Probleme, mit denen heute die Kettwiger Straße zu kämpfen habe, wären auch ohne Limbecker Platz gekommen, glaubt er. Das habe mit den generellen Nöten des Einzelhandels zu tun. Bestes Beispiel dafür seien Insolvenzen wie die des Bekleidungshändlers Pohland.

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Heistermann erinnert stattdessen auch daran, dass der Limbecker Platz die Limbecker Straße massiv aufgewertet hat. „Da gab es damals nur Billigläden oder Leerstand.“ In der Folge hätten sich dort aber Marken angesiedelt, die es bis dato in der Stadt nicht gab. „Der Limbecker Platz gehört zum Gesamtpaket Innenstadt. Ohne das Center wären die Probleme heute noch größer“, meint der Verbandsvertreter.