Essen. „I was a Robot“ im Museum Folkwang: Science Fiction-Schau zeigt mit Comic und Plakat, wie Populärkultur das Verständnis von Robotern geprägt hat.
Sie heißen mit Vornamen Paul, haben einen mechanischen Arm und ein elektronisches Auge. Und ihre skizzenhaften Kompositionen, die sie aufs Blatt werfen, wirken in ihrer leicht krakeligen Unperfektion schon wieder alles andere als „maschinell“. Im Atelier des französischen Künstlers Patrick Tresset ist die Zukunft schon eingezogen, beziehungsweise der Roboter. Auch das Museum Folkwang bereitet den Menschmaschinen nun die große Bühne. „I was a Robot“ beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Rollen und verschiedenen Blickwinkeln auf die künstlichen Kreationen – zwischen seelenloser Hilfsmaschine und Handlanger, zwischen optimistischer Zukunftsvision und Schreckensvorstellung.
„Sie werden in dieser Ausstellung kein einziges Werk der bildenden Kunst sehen“, sagt Museumsdirektor Peter Gorschlüter. Alle der 250 populärkulturellen Ausstellungsstücke stammen aus dem Maison d’Ailleurs, das seit den 1970ern eine der bedeutendsten Science Fiction-Sammlungen weltweit zusammengetragen hat – vom Comicheft-Umschlag bis zum Schallplatten-Cover, vom Metropolis-Filmplakat bis zur futuristischen Saugroboter-Verheißung aus den 1970ern. Die künstlerische Beschäftigung mit dem Roboter beginnt in Deutschland sogar schon früher. Der legendäre Ausstellungsmacher Harald Szeemann stellt ihn bereits 1967/68 ins Museum und widmet ihnen auf der documenta 5 (1972) eine eigene Sektion.
Menschmaschinen, Puppen-Automaten, Cyborgs: In acht Themenräumen vom Thema „Künstliche Intelligenz“ bis zum „Cyberpunk“ fächert das Museum Folkwang die Welt des Roboters in Film, Kunst, Literatur und Leben auf und dokumentiert, wie die Populärkultur unser Verständnis von Robotern geprägt hat. So bunt und fantastisch, wie die Welt der Comics, Magazine, Science Fiction-Streifen und Computerspiele nun mal ist. Aber auch so humorvoll, hintergründig und poetisch, wie sie ihre Schöpfer immer wieder als Spiegel unserer eigenen Ängste, Sehnsüchte und Visionen angelegt haben.
Ausgestellte Cover des „Magazine of Fantasy und Science Fiction“ präsentieren den humanoiden Roboter in den 1960ern noch als schöngeistige Blechmaschine, die ein verdörrtes Stück Erdkruste an der Staffelei in eine romantische Parklandschaft verwandelt. In der Verfilmung nach Isaac Asimovs Klassiker „I Robot“ sieht die heile Maschinen-Welt 2004 freilich ganz anders aus, wenn umprogrammierte Roboter plötzlich zur ferngelenkten Waffe werden.
Infos zur Ausstellung
Die Ausstellung „I was a Robot. Science Fiction und Popkultur“ ist bis zum 15. März 2020 im Museum Folkwang zu sehen. Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 18 Uhr, Do/Fr bis 20 Uhr. Eintritt 5/erm. 3,50 Euro.
Zur Ausstellung ist ein Katalog in der Edition Folkwang/Steidl erschienen. 144 S., 20 €.
Öffentliche Führungen gibt es am 13. u. 27. Oktober, 10. u. 24. November, sowie am 8. u. 22. Dezember jeweils 12 Uhr. Kostenfrei mit Eintrittskarte.
Fortschrittsglaube und Weltuntergangshysterie
So beamt uns die Ausstellung durch die Geschichte des Roboters, vom frühen Maschinenzeitalter bis in die digitale Gegenwart, spiegelt die wechselvolle Beziehung von Mensch und Maschine zwischen ungehemmtem Fortschrittsglauben und ängstlicher Weltuntergangshysterie. Denn ob der Roboter nun Freund oder Feind des Menschen ist, das sieht man im Laufe der Jahrhunderte immer wieder anders. Besteht die wichtigste Eigenschaft Anfang des 20. Jahrhunderts noch darin, keine Seele zu haben, nehmen die künstlich geschaffenen, wesen- und willenlosen Helfer bald auch bedrohliche Züge an. Im Perry Rhodan-Universum werden sie zu Kampfmaschinen auf zwei Beinen, die pflichtgetreu da ihren Roboter stehen, wo es für lebende Soldaten zu gefährlich wird, während ein Utopia-Heftchen mit einem noch artig händeschüttelnden Robo-Mann schon 1961 vor den Gefahren einer künstlich kreierten Übermacht warnt: „Die menschliche Willensfreiheit in Gefahr“ .
Auch im Weltraum werden die zwei Seiten der Menschmaschinen-Medaille beleuchtet. George Lucas „Star Wars“-Saga macht sie mit der hellen und der dunklen Seite der Macht zum Thema und kreiert mit seinem exzentrischen R2-D2 sogar einen Roboter mit Niedlichkeitsfaktor. Das Gegenteil zu den Marvel-Helden, den Terminatoren und Kampfapparaten, die in den vergangenen Jahrzehnten aufgetreten sind.
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Dass uns die so futuristischen Wesen angesichts von Digitalisierung, Körperimplantaten und künstlicher Intelligenz dabei immer näher rücken, mag die Gruppe „Kraftwerk“ schon 1978 vorausgesehen haben: „Wir sind die Roboter“ klingt wie der Soundtrack zum Thema, das das Museum Folkwang mit der Ausstellung „Der montierte Mensch“ ab November noch intensiver beleuchten will.