Essen. Andrea Behrendt aus Potsdam sollte neue Chefin der Essener Denkmalpflege werden. Nun ist im Rathaus von „unüberwindbaren Hindernissen“ die Rede.

Schloss Baldeney statt Schloss Sanssouci? Die Überraschung war durchaus groß, als die Stadt im Juli diesen Jahres via Pressemeldung wissen ließ, wer die Nachfolge von Petra Beckers, der langjährigen Leiterin des Instituts für Denkmalschutz und Denkmalpflege, antreten wird. Die Wahl war auf Andrea Behrendt gefallen, Chefin der Unteren Denkmalbehörde in Potsdam, und als Stadtkonservatorin zuständig für das einzigartige Erbe, das die Preußenkönige der Nachwelt hinterlassen haben. Wer nimmt freiwillig davon Abschied? Die Antwort auf diese Frage muss offen bleiben, denn ob Andrea Behrendt ihre Stelle in Essen antreten wird, scheint mehr als fraglich.

Die Begründung lieferte der städtische Personaldezernent Christian Kromberg jüngst in nicht öffentlicher Sitzung des zuständigen Ratsausschusses: Zwischen der Stadt Essen und der designierten Denkmalpflegerin gebe es unüberbrückbare Hindernisse, die eine weitere Zusammenarbeit ausschließen, ließ der Beigeordnete die staunenden Ratsvertreter wissen und blieb, wie Teilnehmer übereinstimmend berichten, dabei hinreichend unkonkret. Auf Nachfrage der Redaktion hieß es von Seiten der Stadt mit Verweis auf datenschutzrechtliche Gründe: Zu Personalangelegenheiten gebe es keinen Kommentar.

Im persönlichen Gespräch konnte Andrea Behrendt „besonders überzeugen“

Das Zerwürfnis kommt für Außenstehende so plötzlich wie unerwartet, hatte Andrea Behrendt sich doch unter 20 Bewerbern durchgesetzt. In einem persönlichen Gespräch habe sie „besonders überzeugen“ können, heißt es in der Verwaltungsvorlage vom Juli, die dem Rat die Einstellung der Bewerberin als Städtische Oberbaurätin nahelegte. Eine Empfehlung, der die Versammlung folgte, ohne sich übrigens ein persönliches Bild von der Kandidatin gemacht zu haben. „Man vertraut darauf, dass diejenigen, die mit jemandem gesprochen haben, ein gutes Votum getroffen haben“, erklärt dazu ein Ratsmitglied.

An der fachlichen Eignung von Andrea Behrendt bestand jedenfalls kein Zweifel. Auch in Potsdam hatte man die studierte Architektin unbedingt als Nachfolgerin des langjährigen Landeskonservators Andreas Kalesse haben wollen. Eine erste Ausschreibung hatte die Stadt Potsdam laut Medienberichten eigens gestoppt, weil Behrendt, seinerzeit noch Leiterin des Amtes für Bau- und Kunstpflege Verden der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, nicht bereit gewesen sei, ihren Beamtenstatus für ein Angestelltenverhältnis aufzugeben. Die Ausschreibung wurde daraufhin überarbeitet. Behrendt erhielt den Zuschlag und blieb Beamtin.

Der Reiz Potsdams mit seinen Schlössern und Gärten war nicht von langer Dauer

Die Märkische Allgemeine zitiert die frisch Gekürte mit folgenden Worten: „Auf die neue Aufgabe freue ich mich sehr. Die Leitung der Unteren Denkmalschutzbehörde in der Stadt der Schlösser und Gärten mit dem sehr großen Denkmalschutz ist eine inhaltlich enorm reizvolle Aufgabe.“

Der Reiz war offensichtlich nicht von langer Dauer. Gerade mal vier Monate im Amt bewarb Behrendt sich schon wieder auf eine neue Stelle in Essen. Das findet mancher erst im Nachhinein merkwürdig.

Die Potsdamer Stadtverwaltung soll von den Wechselabsichten kalt erwischt worden sein, schreibt die Märkische Allgemeine. „Die Kunde erreichte das Rathaus via Pressemitteilung aus Essen.“

Worin genau die unüberbrückbaren Hindernisse bestehen, die einen Amtsantritt Behrendts im hiesigen Institut für Denkmalpflege unwahrscheinlich erscheinen lassen, bleibt offen. Ob sie wirklich alles auf den Kopf stellen wollte, wie jemand behauptet, der nahe dran ist?

Möglicherweise bedarf es ihrer Dienste auch nicht mehr. Denn wie zu hören ist, denkt man im Rathaus über eine Neuorganisation des Denkmalbereichs nach. Ob es ein eigenständiges Institut wie bisher bleiben muss, sei nicht ausgemacht. Zufall oder nicht?

Was würde Andrea Behrendt dazu sagen? An ihrem Arbeitsplatz in Potsdam ist sie derzeit zu erreichen. Die Landeskonservatorin sei krankgeschrieben. Der Hinweis der Stadt Essen auf ein „laufendes Personalverfahren“ lässt genügend Spielraum für Spekulationen. Möglicherweise ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen.