Essen. Im Stadion Essen hat es erstmals eine Hochzeit gegeben. Oberbürgermeister Kufen traute ein Paar, bei dem es an der Hafenstraße gefunkt hatte.
Erstmals hat es im Stadion Essen an der Hafenstraße eine Hochzeit gegeben. Oliver Leuschner und Jessica Leuschner, geborene Reichelt, gaben sich am Mittwoch das Ja-Wort in der Sparkassen-Lounge. Heiraten im Stadion ist seit etwa einem Jahr möglich.
Weil es die erste Vermählung im Stadion war, nahm Oberbürgermeister Thomas Kufen die Trauung vor. Kufen hatte vor drei Jahren eine Fortbildung absolviert, um offiziell Ehen schließen zu können. „Ich finde, das gehört zum Amt dazu“, findet er.
Es ist rot-weiße Romantik hoch über dem grünen Rasen: Rote Blumendeko an weißen Stühlen, rotes Scheinwerferlicht an weißen Wänden, und aus den Lautsprechern ertönt dezent „Wenn du lachst“, ein Liebeslied, gesungen von Helene Fischer. An einem Großbildschirm an der Wand sehen wir Bilder von Oliver und Jessica: Im Urlaub in den Bergen, gemeinsam im Fitness-Studio, zusammen auf Zollverein. Später sagt Schlossermeister Leuschner (44) ohne Zögern „Ja“, als der Oberbürgermeister ihn fragt, ob er „aus eigenem, freien Entschluss“ die Ehe eingehen will mit Jessica. Das gleiche fragt Kufen die Braut (30), auch die antwortet laut und vernehmlich.
Allein im Sani-Raum: Wie es anfing
Auf den Tag genau vor sechs Jahren hatte es bei beiden gefunkt – an der Hafenstraße, im Sanitätsraum. Beide arbeiteten damals für den Arbeiter Samariter Bund (ASB) als Rettungskräfte. Die Geschichte geht so: Er hatte sich extra noch auf die Liste eingetragen, weil er gesehen hatte, dass sie Dienst hatte. Und dann spielte RWE gegen Fortuna Köln, ganz schlechter Kick, es endete null zu vier, die Fans sauer, alle Rettungssanitäter sollten plötzlich ‘raus – allein zurück blieben Oliver und Jessica. „Da hab’ ich sie geküsst“, sagt der Bräutigam und lächelt. Seitdem sind sie ein Paar, im November 2018 machte er ihr einen Antrag auf Mallorca.
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Jessica trägt ein weißes Brautkleid mit roter Jacke und roten Schuhen. „Ich bin RWE-Fan, seit ich Kind bin, habe in den Jahren der zweiten Liga auch freiwillig als Ordner im Stadion gearbeitet, das war damals noch die Hafenstraße.“ Ihr Vater Jürgen ist Mitglied im Verein seit 56 Jahren. Oliver kann nach eigenem Bekunden „nicht so viel mit Fußball anfangen, ich bin mehr beim Motorsport“ Doch dass die beiden im Stadion heiraten wollten, dort, wo alles angefangen hat: „Diese Idee hatten wir relativ schnell.“
Immer wieder Anfragen ans Stadion
Die Stadt ist bemüht, die Zahl der so genannten „Außentraubereiche“ zu vergrößern – also Schauplätze für Eheschließungen, die nicht das Standesamt sind. Seit Jahren sind zum Beispiel Vermählungen auf Schloss Borbeck beliebt; neu hinzugekommen sind das Alte Rathaus Heisingen, das Stadion und der „Weiße Saal“ in der Philharmonie. „Wir hatten immer wieder vereinzelte Anfragen“, berichtet Markus Kunze, Sprecher der städtischen Tochterfirma GVE, die das Stadion betreibt.
Wo man in Essen heiraten kann
Hier können Essener die Ehe schließen: Im Standesamt im Gildehof-Center, Hollestraße, außerdem in den Alten Rathäusern Kettwig, Kray und Heisingen. Auch auf Schiffen der „Weißen Flotte“ kann geheiratet werden, im Schloss Borbeck, im „Weißen Saal“ der Philharmonie, in einem Bergebunker auf Zeche Zollverein sowie im Stadion Essen.
Mehr Infos und Online-Terminreservierung: traukalender.essen.de
Die Paare müssen allerdings für die Kosten aufkommen – am 2. Oktober heiratet noch ein weiteres Paar im Stadion. Was bedeutet, dass die Tagesmiete für die Sparkassen-Lounge im Stadion, an diesem Tag etwa 900 Euro, aufgeteilt wird. „Der Preis variiert aber, je nachdem, welche Services man dazubucht. Letztendlich ist der Preis immer auf Anfrage“, sagt Kunze.
Was der Oberbürgermeister dem Paar rät
Wie auch immer: Oberbürgermeister Thomas Kufen gibt Jessica und Oliver Leuschner mit auf den Weg, dass sie jetzt „eine lange Reise antreten“ werden, mit Höhen und Tiefen, „und dann, wenn’s mal nicht ganz so gut läuft, dann denkt an den 2. Oktober.“ Und schließt die Vermählung mit einem Gedicht von Erich Fried: „Was es ist“. Jede Strophe endet so: „Es ist, was es ist, sagt die Liebe.“ – „Bewahren Sie sich diese gemeinsame Liebe“, sagt Kufen, „einen besseren Ratschlag gibt es eigentlich nicht.“