Essen. Der Krebstag am 9. Oktober zählt zu den wichtigsten Veranstaltungen dieser Art in Essen. Neue Behandlungen lassen schwer kranke Patienten hoffen.
Wenn er könnte, wäre Norbert Kaiser beim 11. Essener Krebstag dabei. Doch am 9. Oktober hat er bereits einen anderen Termin. Er wird in Behandlung sein. Seine Chemotherapie wird an diesem Tag fortgesetzt. Der 63-Jährige ist selbst Krebspatient.
Der Krebstag der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte gehört zu den größten Krebs-Veranstaltungen in Essen. Es ist auch ein Nachmittag für Ärzte, vor allem aber für Patienten und Angehörige. Sie werden in diesem Jahr aus erster Hand unter anderem erfahren, dass die Therapien immer genauer zugeschnitten werden. Denn so wie jeder Patient anders ist, ist auch jeder Krebs anders. „Wir können individueller und zielgerichteter ansetzen“, sagt Dr. Daniel Christian Christoph, Oberarzt der Klinik für Internistische Onkologie und Hämatologie mit integrierter Palliativmedizin.
Patientin mit Lungenkrebs lebt dank einer Immuntherapie derzeit beschwerdefrei
Er berichtet von einer älteren Patientin mit Lungenkrebs und Metastasen. Sie habe wenig Hoffnung gehabt, noch lange zu leben. Seit eineinhalb Jahren wird sie nun mit einer speziellen Immuntherapie behandelt. Das heißt: Alle drei Wochen bekommt sie eine Infusion mit Antikörpern. „Sie fühlt sich gut. Die Krankheit ist ihr kaum anzumerken“, sagt Christoph.
Seine Klinik wird bei dem Krebstag genauso vertreten sein wie die Urologie, die Chirurgie, die Thoraxchirurgie oder die Radiologie. Krebspatient Norbert Kaiser leidet an einer Leukämie, also an Blutkrebs. Pfingsten hatte er gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Er war mit Gartenarbeit beschäftigt. „Ich wollte Rollrasen verlegen. Dann hatte ich Schweißausbrüche und wurde schwach.“ Das ist nicht mehr mein Körper, habe er gedacht. Kurz danach bekam er die Diagnose – und war nur für einen kurzen Moment am Boden zerstört. „Ein sehr gutes Gespräch mit dem behandelnden Arzt hat mir Mut gemacht“, sagt der Frührentner, der viele Jahre im Bergbau gearbeitet hat.
Viele Krebserkrankungen haben mit Genveränderungen zu tun
Gäste aus Berlin beim Essener Krebstag
Der 11. Essener Krebstag findet am Mittwoch, 9. Oktober, von 16 bis 19 Uhr im Lighthouse, Liebigstraße 1, statt. Der Eintritt ist frei. Es geht um die präzise Diagnostik, um schonende Operationen und individuelle Medikamente. Das Motto heißt „Von der Speiseröhre über den Darm bis zur Prostata“.
Neben Experten der Kliniken Essen-Mitte werden auch Gäste der Berliner Charité erwartet. Es gibt Vorträge, eine Ausstellung und Gelegenheit, mit den Ärzten ins Gespräch zu kommen.
„Uns ist wichtig, dass die Patienten von uns direkt aufgeklärt werden und sich nicht über das Internet Informationen zusammensuchen“, sagt Dr. Mareike Dürholt, Oberärztin in der Hämatologie, internistischen Onkologie und Stammzelltransplantation. Auch dafür sei der Krebstag gedacht. Das Ziel der Behandlung im Falle von Norbert Kaiser formuliert Klinikdirektor Prof. Peter Reimer ganz klar: „Die Heilung“. Auch hier gilt: Die Therapie wurde speziell auf die Ansprüche des Patienten zugeschnitten.
„In fast allen Fällen lösen im Laufe des Lebens erworbene Genveränderungen die Krebserkrankung aus. Bei Herrn Kaiser waren die genetischen Veränderungen aus medizinischer Sicht günstig“, sagt Reimer, der es in seiner Klinik häufig mit flüssigen Tumoren zu tun bekommt, also mit solchen, die wie bei einer Leukämie im Blut auftreten.
Für den ehemaligen Bergmann beginnt bald die nächste Chemo-Etappe
Ex-Bergmann Norbert Kaiser wird im Evang. Krankenhaus Werden behandelt, das zu den Kliniken Essen-Mitte gehört. Gerade wurde er vorübergehend entlassen. Er durfte nach Hause, wird aber am 9. Oktober die vierte von fünf Chemotherapien bekommen. Er hat gelernt, damit umzugehen. „Ich muss da durch. Schließlich möchte ich geheilt werden“, sagt er.
Den Rollrasen hat Kaiser über die Pfingsttage trotz seiner körperlichen Beschwerden noch zu Ende verlegt. Nach Abschluss der Chemotherapie will er sich endlich etwas Erholung gönnen. „Wir planen einen Urlaub. Den hat sich auch meine Frau verdient. Meine Leukämie belastet sie sehr.“
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