Essen. Mehr als 2600 Essener Kinder gehen nicht in eine Kita, sondern zu einer Tagesmutter. Das Diakoniewerk vermittelt seit zehn Jahren Plätze.
In zehn Jahren hat sich das Diakoniewerk zum zweitgrößten Anbieter von Plätzen in der Kindertagespflege entwickelt. Die meisten Tagesmütter und -väter im Stadtgebiet werden weiter durch den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF, heute CSE) vermittelt, doch das Diakoniewerk begleitet rund 260 Männer und Frauen, die derzeit mehr als 840 Kinder betreuen.
„Dabei dachten alle damals, dass das nur ein vorübergehendes Phänomen ist und in fünf Jahren wieder verschwunden sein wird“, berichtet Ulrich Leggereit, Geschäftsbereichsleiter des Diakoniewerks.
Knapp 3000 Kita-Plätze fehlen in Essen: „Auch bei uns laufen viele verzweifelte Eltern auf, die einen Betreuungsplatz für ihr vier- bis sechsjähriges Kind suchen“, erzählt Teamleiterin Anja Wolff. Weil die Nachfrage so groß ist, wird auch beim Diakoniewerk der Bereich „Kindertagespflege“ wachsen, prognostiziert Anja Wolff. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig – wie meistens in der Kindertagespflege – bei den so genannten U3-Kindern, also den Kindern zwischen einem und drei Jahren. Maximal fünf Kinder dürfen von einer Tagesmutter oder einem Tagesvater betreut werden, etabliert haben sich beim Diakoniewerk die sogenannten „Großtagespflegen“: Sie nehmen bis zu neun Kindern auf und werden zwei Tagesmüttern oder -vätern betrieben – in einem früheren Ladenlokal oder einer großen Wohnung.
Oft sind es Paare, die als Vater und Mutter Großtagespflegen betreiben „Das ist eine Form der Betreuung“, berichtet Anja Wolff, „die von den Eltern sehr geschätzt wird.“ Schon 60 so genannter Großtagespflegen werden vom Diakoniewerk betreut; „das ist unser Alleinstellungsmerkmal“.
Mehr als 2600 Essener Kinder sind bei Tageseltern
Im vergangenen Kita-Jahr, das im August endete, waren mehr als 2600 Kinder in Essen bei einer Tagesmutter oder einem -vater untergebracht; die überwiegende Mehrheit (mehr als 2200 Kinder) sind dabei unter drei Jahren. Die Zahl der Kinder in Essen, die in eine Kita gehen, lag bei rund 18.600.
Die größten Verbände, die in Essen Betreuungsplätze bei einer Tagesmutter oder einem -vater vermitteln, sind die CSE (früher SkF), das Diakoniewerk und schließlich die Arbeiterwohlfahrt (AWo). Die Tageseltern sind nicht bei den Verbänden angestellt, sondern arbeiten freiberuflich.
So, wie die Zahl der betreuten Kinder von null auf mehr als 840 in zehn Jahren anwuchs, so stieg auch die Zahl der Mitarbeiter im Diakoniewerk, die die Tagesmütter und -väter betreuen: Der Geschäftsbereich besteht mittlerweile aus elf Vollzeitstellen. Die Mitarbeiter kümmern sich auch um Rekrutierung und Qualifikation neuer Tageseltern. „Bei der letzten Infoveranstaltung kamen 60 Interessierte, 30 haben sich beworben und 16 konnten wir nehmen“, erzählt Anja Wolff. Darunter seien mittlerweile auch regelmäßig Männer – wenn auch noch in der deutlichen Minderheit. Wer Tagesvater oder -mutter werden will, durchläuft ein Qualifizierungsprogramm, das 300 Stunden umfasst. „Nicht selten“, sagt Anja Wolff, „sind auch gelernte Erzieher dabei, die aus dem Kita-Beruf aussteigen wollen.“