Essen. . Die IG Kindertagespflege in Essen kritisiert die Stadt. OB-Kandidat Kern (SPD) fordert „oberste Priorität“ für den Ausbau von Kita-Plätzen.

Die Interessensgemeinschaft Kindertagespflege in Essen kritisiert, dass die Stadt „zu wenig tut, die Rahmenbedingungen für ihre derzeit rund 780 aktiven Kindertagespflegepersonen zu verbessern“. Seit Jahren fordere die IG die Freigabe von Essensgeld und die Abschaffung der Regelung, nach der Tagesmüttern und -vätern Monat für Monat pauschal ein Zwölftel des Entgelts abgezogen wird.

Zwar begrüße die IG das vom Jugendhilfeausschuss beschlossene Programm zum Ausbau der Kindertagespflege. Aber die bürokratischen Hürden für eine Gründung seien zu hoch – etwa, wenn es um das Thema Baunutzungsänderung für angemietete Räumlichkeiten gehe. „Wie sollen unter diesen Umständen 320 neue qualitativ hochwertige Plätze geschaffen werden?“

Zudem bestätigt die IG das Stimmungsbild, das Eltern mit ihren Erfahrungsberichten in dieser Zeitung gezeichnet haben: Den Vertreterinnen der Kindertagspflege säßen „regelmäßig verzweifelte Mütter und Väter mit Tränen in den Augen“ gegenüber. „Auch wir spüren massive Existenzängste bei Eltern, die verzweifelt nach einem Betreuungsplatz suchen.“

SPD-OB-Kandidat Kern fordert höchste Priorität für Kita-Ausbau

Auch der SPD-Oberbürgermeisterkandidat Oliver Kern fordert, dass „die Schaffung von Kita-Plätzen wieder oberste Priorität“ haben muss. „Als Oberbürgermeister würde ich die frühkindliche Förderung zum ständigen Tagesordnungspunkt der Stadtspitze machen, bis sich die Situation für Kinder und Eltern endlich spürbar verbessert hat“, schreibt Kern in einer Stellungnahme.

Die Unsicherheit bei Betreuungs- und Bildungschancen belaste die Menschen und sei ein Wirtschaftsfaktor: „Kein Facharbeiter zieht mit seiner Familie in eine Stadt, in der die gute Betreuung und Beschulung seiner Kinder nicht gesichert ist.“

Oliver Kern ist gelernter Erzieher und Awo-Geschäftsführer

Neben der Schaffung von Kita-Plätzen müsse auch die Kindertagespflege stärker in den Fokus genommen werden. „Ich begrüße es ausdrücklich, dass das Jugenddezernat hier erste Schritte eingeleitet hat, um die Situation der Tageseltern zu bessern und mit zusätzlichen Plätzen noch in diesem Jahr eine Entlastung in der Betreuungssituation möglich zu machen. Auch dieser Weg muss fortgesetzt werden – mit Rückendeckung der gesamten Stadtspitze, insbesondere auch des Kämmerers.“

Oliver Kern ist gelernter Erzieher und derzeit Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, die zahlreiche Kitas anbietet. Zuvor war er Geschäftsführer des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten (VKJ) und leitete davor selbst Kindertagesstätten. (lh)