Essen. Bei der Entwicklung der Innenstadt fordert die Essen Marketing GmbH mehr Engagement der Einzelhändler. Aber auch städtische Ämter täten zu wenig.
Ein „Grünes Band“ mit einem Wasserlauf auf der Kettwiger Straße, ein umgebauter, weniger „kühl“ wirkender Willy-Brandt-Platz, eine Viehofer Straße als Gastromeile - das sind einige, zum Teil nicht mehr ganz taufrische Ideen der Essen Marketing GmbH, um die Innenstadt weiterzuentwickeln. Mit dem Projekte-Paket der EMG soll sich am heutigen Mittwoch der Rat der Stadt beschäftigen. Dass etwas passieren muss, darin sieht sich Geschäftsführer Richard Röhrhoff noch einmal durch die Online-Umfrage auf der städtischen Webseite bestätigt, in der jüngst rund 4722 Bürger eine teils sehr kritische Meinung zur Innenstadt äußerten.
Aufenthaltsqualität wird kritisiert
Die Umfrage bestätigt im Großen und Ganzen die Erkenntnisse einer Studie des „Rheingold“-Instituts, das 70 Bürger in vertiefenden Interviews zum Image und zu konkreten Problemen des Essener Stadtkerns befragten. Bemängelt werden konkrete Missstände wie mangelnde Sauberkeit, ein eingeschränktes Sicherheitsgefühl und das Fehlen von öffentlichen Toiletten. Viele Essener vermissen aber vor allem Aufenthaltsqualität und so etwas wie einen emotionalen Wärmestrom, der schwer zu fassen und vermutlich noch schwerer herbeizubauen ist. Doch genau hier will Röhrhoff ansetzen. „Die Umfrage hat uns noch einmal bestätigt, dass unsere eigene Analyse richtig ist.“
Eine Zukunft als reine Einkaufsstadt sieht Röhrhoff nicht, vielmehr müsse sich das Zentrum ein gutes Stück neu erfinden. Ein Hebel dafür sei die Gastronomie, die sich gut entwickle und die auch von den Bürgern in Umfragen noch die besten Noten erhält.
Beim Thema Sauberkeit will Röhrhoff differenzieren: „Die Innenstadt ist nicht im engeren Sinne dreckig, an vielen Stellen aber ungepflegt, und das wird dann als Schmutz empfunden.“ Das Problem wachse noch, wenn nicht viel los ist. „Dann sehen Sie jeden Fleck.“ Auch deshalb seien Events wie Essen Original, die viele Menschen anlocken, so wichtig. „In der Innenstadt muss möglichst immer etwas los sein.“
Von der Stadt und den städtischen Ämtern würde sich der EMG-Chef mehr Engagement wünschen. „Mir dauert vieles viel zu lang. Bis da mal jemand mit einem Hochdruckreiniger kommt, ist manchmal ein halbes Jahr vergangen.“ Allerdings ist Röhrhoff auch betrübt und verärgert über das geringe Engagement der privaten Hauseigentümer und der Immobiliennutzer. „Vor allem von den großen Einzelhändlern kommt zu wenig.“ Viele gebärdeten sich „wie Trittbrettfahrer, die nur fordern, aber wenig zum Gelingen beitragen“, kritisiert Röhrhoff.
Jahrzehntelang hätten die Immobilieneigner gut verdient, inzwischen würden die Mieten aber in der Innenstadt stark sinken. „Statt dem Pferd nun endlich mal Futter zu geben, reiten sie es weiter, obwohl es immer müder wird.“ Wenn es nicht bald zu einem Ruck käme, zu einer großen gemeinsamen Anstrengung, könne es zu spät sein. „Dann verlieren alle.“ Auch die Politik will Röhrhoff auf das große Ziel verpflichten, die Innenstadt weiterzuentwickeln. „Ich würde mir wünschen, dass dabei nicht zu viel Kleinklein betrieben wird.“ Hier eine Toilette, dort eine Ruhebank - das genüge einfach nicht. Es geht um mehr - eben um Emotionalität.
Hoffnung verbindet sichmit der neuen City-Managerin
Große Hoffnung setzt der EMG-Chef auf die neue City-Managerin Svenja Krämer, die zentrale Aufgaben von EMG-Geschäftsführer Dieter Groppe übernimmt, der bald in Ruhestand geht. „Sie soll noch einmal mit aller Kraft die Einzelhändler bearbeiten.“ Das Gefühl, gemeinsam in einem Boot zu sitzen und nur gemeinsam weiterzukommen, müsse in Essen dringend wieder wachsen. Früher sei es kein Problem gewesen, für die Lichtwochen 500.000 D-Mark von Gewerbetreibenden einzuwerben. „Heute sind wir froh, wenn es 30.000 Euro sind.“ Was ebenfalls wichtig sei: wenn die Bürger, neben Kritik zu äußern, auch gut über ihre Innenstadt sprächen. Denn es gäbe eben auch viel Positives. „Wir wissen, dass die Essener stolz sein wollen auf ihre Stadt.“
Burgplatz soll wieder grüner werden
Einigen Bedarf an Veränderungen sieht die Essen Marketing GmbH bei den Plätzen in der Innenstadt. So soll der Burgplatz „grüner“ werden und stärker zum Aufenthalt im Sinne einer ruhigen Oase einladen - was vor der letzten Umgestaltung vor rund zehn Jahren durchaus der Fall war.
Auch beim Willy-Brandt-Platz soll es mehr Grün und mehr Stadt-Möblierung richten. Auf dem Marktplatz will die EMG einen hochwertigen Markt etablieren, der Kennedyplatz hingegen soll bleiben wie er ist und weiter als Veranstaltungsort dienen.