Essen. Neuer Ärger für Fridays for Future in Essen: Zwar darf ihr Streiktag nun am Willy-Brandt-Platz laufen. Doch die 257ers sollen wohl nicht spielen.

Das Hickhack um den Klimastreiktag am Freitag, 20. September, geht weiter. Erst sorgte es bei den Essener „Fridays for Future“-Aktivisten für Verdruss, dass sie auf den Weberplatz in der nördlichen Innenstadt ausweichen sollten. Nun dürfen sie ihre Bühne doch auf dem zentralen Willy-Brandt-Platz aufbauen. Doch den vorgesehenen Auftritt der 257ers müssten sie aus dem Programm streichen – aus Sicherheitsgründen, klagen sie.

Der geplante Klimastreiktag wird weltweit begangen und ist quasi ein Friday for Future in XXL. Die Essener Veranstalter haben neben einer Demo zum Energiekonzern RWE ein Bühnenprogramm mit Wortbeiträgen und Bandauftritten geplant, von 10 bis 22 Uhr. Als Schauplatz für das Ereignis hatten die Veranstalter den Willy-Brandt-Platz ins Auge gefasst. Doch Ende August hieß es, dass der belegt sei. Und auf dem Kennedyplatz werde am 20. September die „Arche Noah“ des gleichnamigen Integrations-Fests aufgebaut.

Bühne darf auf dem Willy-Brandt-Platz aufgebaut werden

An den etwas abseits gelegenen Weberplatz aber wollten die Aktivisten nicht umziehen, man suche einen prominenten Platz, um mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, erklärte dazu Dirk Bussler vom Organisationsteam. Am Montag (9. September) hieß es dann, der Klimastreiktag könne auf dem zentral gelegenen Burgplatz stattfinden. Details sollten bei einem Kooperationsgespräch am Mittwoch (11. September) geklärt werden.

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Bei diesem Gespräch, an dem Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt und die städtische Koordinierungsstelle „Veranstaltungen“ teilnahmen, erfuhren die Fridays-for-Future-Aktivisten dann, dass der Willy-Brandt-Platz doch verfügbar sei. „Die im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche geplante Veranstaltung entfällt“, bestätigt Stadtsprecherin Jasmin Trilling. So soll nun zwar die Demo um 10 Uhr noch am Burgplatz starten, die Bühne werde aber auf dem Willy-Brandt-Platz aufgebaut, erklärt Bussler.

Allerdings hätten die Vertreter von Ordnungsamt und Polizei gemahnt, ein Auftritt der bundesweit bekannten 257ers passe nicht in das geplante Format. Die Hip-hop-Band könne leicht 3000 Besucher anlocken, das sei nur möglich, wenn die Demo-Anmelder noch ein Sicherheitskonzept vorlegten. Das sei nicht mehr zu schaffen, sagt Dirk Bussler. „Das ist für uns extrem enttäuschend.“

Stadt sieht kein Problem mit einem Konzert im Rahmen einer Demo

Kurios nur: Jasmin Trilling bestreitet, dass es eine solche Ansage von der Stadt gegeben habe. „Wir fordern erst ein Sicherheitskonzept, wenn eine Veranstaltung den Rahmen einer Demo verlässt und kommerziell wird.“ Da der Klimastreiktag keine Einnahmen erzielen wolle, falle er unter das Versammlungsrecht. „Und auf einer Demo darf durchaus ein Konzert stattfinden, auch wenn dazu 3000 Leute kommen.“ Von Seiten der Stadt dürften die 257ers also auftreten.

Auch die Polizei betont, dass sie den Auftritt der 257ers keinesfalls verbiete: „Wir brauchen nur eine klare Ansage, mit wie vielen Teilnehmern die Anmelder rechnen“, sagt Polizeisprecherin Judith Herold. „Es macht halt einen Unterschied für unseren Einsatz, ob 500 oder 1500 Menschen erwartet werden.“ Ab einer bestimmten Größenordnung könne es auch für die Anmelder andere Pflichten geben, so müssten sie etwa Ordner bereitstellen.

Demo-Veranstalter fühlten sich unter Druck gesetzt

So sei das beim Kooperationsgespräch am Mittwoch jedoch nicht ‘rübergekommen, betont Dirk Bussler. „Es ist massiv auf uns Druck ausgeübt worden.“ Auch seine beiden Mitstreiter hätten den Eindruck gehabt, dass der Auftritt der 257ers wegen der möglicherweise hohen Besucherzahlen unbedingt verhindert werden sollte. Immer wieder sei nachgehakt worden, ob die Band nicht doch Geld bekomme und es sich damit um ein kommerzielles Konzert handle.

Gehört zu den Organisatoren des Klimastreiktages am Freitag, 20. September: Dirk Bussler vom Konsumreform-Shop in Essen.
Gehört zu den Organisatoren des Klimastreiktages am Freitag, 20. September: Dirk Bussler vom Konsumreform-Shop in Essen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Wenn dem Auftritt der populären Hiphopper ordnungsrechtlich nun doch nichts entgegenstehe, werde man weiter daran arbeiten – wie auch am restlichen Musikprogramm. Aber, so Bussler: „Am wichtigsten ist für uns die Botschaft, die von diesem Tag ausgehen soll.“