Essen. . Klima-Protest „Fridays for Future“: Zahl der Schüler sinkt. Das liegt aber nicht am verstärkten Druck des Schulministeriums, erklären die Macher.
Zehn Wochen nach dem Start der regelmäßigen Schüler-Demonstrationen für einen besseren Klimaschutz („Fridays for Future“) scheint die Bewegung in Essen erstmals zu erlahmen. Die Zahl der Teilnehmer lag am 1. März bei gerade mal nur noch 70 Jugendlichen – vor Wochen waren es noch 250.
Fünf Polizei-Motorräder, Streifenwagen, zwei Kleinbusse – die Polizei hat wieder ein großes Aufgebot aufgefahren am Freitagmittag auf dem Willy-Brandt-Platz. Bescheiden nimmt sich dagegen das Häuflein von Jugendlichen aus, die mit Fahnen und Transparenten für einen besseren Klimaschutz protestieren.
Viele Schüler machten mit Krankmeldungen mit
Mitte Dezember war die europaweite Bewegung in Essen gestartet. Viele Schüler ließen sich von ihren Eltern krankmelden und gingen demonstrieren. Mitte Februar griff das NRW-Schulministerium durch, ermahnte die Schulleitungen mit Verweis auf die bestehende Schulpflicht, unentschuldigtes Fehlen zu ahnden.
„Eine solche Empfehlung habe ich nicht gebraucht – unentschuldigtes Fehlen ist immer schon unentschuldigtes Fehlen“, sagt Felicitas Schönau, Leiterin des Gymnasiums Werden. Sie ist der Meinung, dass ein Besuch der Klimaproteste entweder als Bestandteil einer Unterrichtsreihe stattfinden kann, dann offiziell in Begleitung von Lehrern – oder als Privatangelegenheit der Schüler. „Aber dann bitte nachmittags oder am Wochenende.“
Schüler kommen aus Oberhausen und Velbert
Der verstärkte Druck des NRW-Ministeriums auf die Schulen scheint zu wirken: Am Freitag ist kaum noch ein Essener Schüler unter den jungen Demonstranten, die vom Willy-Brandt-Platz in Richtung RWE-Turm laufen und später die nördliche Innenstadt umrunden.
Sondern: „Wir haben heute schulfrei, ganz sicher“, betonen Tobias (15) und Nico (14) aus Oberhausen. „Wir haben die Zeit genutzt, um extra hier zu demonstrieren.“ Ansonsten ist in Mannschaftsstärke noch eine Waldorfschule aus Velbert angetreten, mit Lehrern in Begleitung: „Wir haben heute eine Klima-Konferenz veranstaltet, und nach Schulschluss sind wir nach Essen gefahren“, berichtet ein Lehrer. So gesehen: Kein Verstoß gegen das, was die Landesregierung den Schulen vorschreibt.
Demo fängt extra mal um zehn, mal um zwölf Uhr an
Wieso sind heute so viel weniger Demonstranten hier als sonst? Die Organisatoren haben eine ganz eigene Erklärung: „Es ist die Zeit der Abi-Vor-Klausuren, da können viele nicht“, sagen Jurek Macher (20) und Timo Förster (20), die den Zug heute anleiten. „Wir sind ganz sicher, dass beim nächsten Mal wieder mehr Schüler dabei sind.“ Und dass die Demo gegen die Schulpflicht verstößt? „Darüber sollten wir weniger reden, sondern mehr darüber, dass Schüler mit ihren Forderungen gehört werden müssen. Schließlich geht es hier um die Zukunft.“ Und außerdem: Man habe die Anfangszeit der Freitags-Demo extra schon wechselnd angesetzt. Mal zehn, mal zwölf Uhr. „Damit nicht immer die gleichen Fächer versäumt werden.“