Essen. Ein zentral gelegenes Baudenkmal in Essen, das Herold-Haus am Kennedyplatz, öffnete zum „Tag der Denkmäler“. Warum Anette Block (66) vorbeikam.

Für ältere Essener ist es das „Herold-Haus“, für Leute unter 40 ist es das „Motel One“: Das markante Gebäude am Kennedyplatz öffnete am Sonntag zum „Tag des Denkmals“ – wie viele andere Gebäude im Stadtgebiet auch. Zum „Motel One“ kam ein ganz besonderer Gast: Anette Block (66) aus Freisenbruch wollte nachschauen, was aus ihrem alten Büro geworden ist.

Von außen: Das Herold-Haus am Kennedyplatz. Seit 2012 gibt es hier das „Motel One“.
Von außen: Das Herold-Haus am Kennedyplatz. Seit 2012 gibt es hier das „Motel One“. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

In der Hotel-Lobby: Das Design erinnert weitgehend an die Fünfziger Jahre, der Entstehungszeit des Gebäudes.
In der Hotel-Lobby: Das Design erinnert weitgehend an die Fünfziger Jahre, der Entstehungszeit des Gebäudes. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das „Herold-Haus“ am Kennedyplatz wurde Mitte der Fünfziger Jahre gebaut, über Jahrzehnte war es Sitz der Herold-Versicherung, früher gab es einen großen Neon-Schriftzug an der Dachkante. 1968 zog außerdem das Sozialamt ein, belegte mehrere der sieben Etagen. „Wir hatten hier nur ein paar Flure“, erinnert sich Anette Block: Sie hat in den Siebzigern und Achtzigern als Sachbearbeiter für den „Deutschen Herold“ gearbeitet. „Das war ganz schön ‘runtergekommen, und die Aufzüge, die alten Klapperdinger, wollte kaum einer benutzen.“

Das Haus stand lange leer

Die Versicherung zog aus, 2001 auch das Sozialamt, und dann stand das Gebäude lange leer. Der Schimmel breitete sich an den Wänden aus, denn Dach und Rohre waren undicht geworden. Doch unter anderem wegen seiner markanten Fassade aus Muschelkalkplatten und einem ausgesprochen schönen Treppenhaus gelang es der Stadt, das „Herold-Haus“ unter Denkmalschutz stellen zu lassen, das war 2010. Zwei Jahre später kam die Hotel-Kette „Motel One“ und zog ein. „Wir haben natürlich viel verändert, doch mit Denkmalschutz haben wir Erfahrung“, sagt jetzt Henning Eernste, der an der Rezeption des Hotels arbeitet.

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Auch gegenwärtig werde wieder im Hotel gearbeitet, Frühstücks-Bereich und Konferenzraum wurden kürzlich erneuert, doch man sieht dem Haus noch heute an, dass es mal ein Verwaltungsgebäude war: Die Flurtüren sind die alten, aus Drahtglas mit messingfarbenen Alu-Beschlägen, dann natürlich das Treppenhaus, und Zimmer 710, ganz oben, ist ein ganz besonderes: „Von dort haben Sie den perfekten Blick auf den Kennedyplatz“, wirbt Henning Eernste. Anette Block steht vor dem frisch gemachten Hotelbett an der dekorativen Mustertapete und sagt nur staunend: „Das war hier früher die Hausmeisterwohnung.“

Immer noch adrett und weitgehend unverändert: Das Treppenhaus im Herold-Haus.
Immer noch adrett und weitgehend unverändert: Das Treppenhaus im Herold-Haus. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Doch auch bei dem, was ganz neu eingerichtet worden ist, zum Beispiel in der Bar, soll man den Charme der Fünfziger Jahre noch erkennen können: An der Theke zum Beispiel könnte man spielend einen Film drehen, der früher spielt. Wand- und Fensterelemente im Erdgeschoss erinnern an das Treppengeländer aus Messing. „Das wurde bewusst so konzipiert, um den Charakter des Hauses zu betonen“, sagt Eernste.

Junge Gäste fragen nach der Geschichte des Hauses

Er erlebe es regelmäßig, dass auch jüngere Hotelgäste nach der Geschichte des Hauses fragten: „Zum Beispiel, weil die Mutter oder der Vater früher im Herold-Haus gearbeitet und ihnen erzählt haben, dass das gar nicht immer ein Hotel war.“ So lebt Stadtgeschichte weiter – an der Rezeption eines Hotels.