Essen. Essener Schulen erhalten aus dem Digitalpakt von Bund und Land rund 33 Millionen Euro. Doch das bringt Probleme mit sich, prognostizieren manche.
Die städtischen Schulen in Essen erhalten rund 33 Millionen Euro aus dem so genannten „Digitalpakt“ von Bund und Land. Damit sollen die Schulen fit gemacht werden für das digitale Zeitalter. Das klingt nach einer guten Nachricht, wird aber erhebliche Diskussionen und Probleme mit sich bringen. Denn in vielen Schulen ist unklar, welche Geräte überhaupt geeignet sind. Die Mittel für die digitale Ausstattung müssen aber schon bis Ende 2021 abgerufen werden.
Zwar haben viele Schulen ein Medienkonzept, das nötig ist für die Bewerbung um Fördergelder. Doch das ist erstens oft veraltet, und zweitens ist es mit Tablet-Computern oder digitalen Wandtafeln längst nicht getan: „Die Digitalisierung ist keine singuläre Infrastrukturmaßnahme“, heißt es in einer Vorlage, mit der sich der Schulausschuss in der kommenden Woche beschäftigen soll. Sondern „ein komplexer Schulentwicklungsprozess“, der auch den Unterricht und die Personalentwicklung an Schulen langfristig erheblich verändert.
„Man muss erst Erfahrung sammeln“, sagen Lehrer
„Man muss mit digitalen Lehrmitteln wie so genannten Smartboards erst Erfahrungen sammeln“, sagt zum Beispiel Thomas Reuter, Leiter des Carl-Humann-Gymnasiums in Steele. Er hat mittlerweile 16 Klassenräume mit Beamern ausgestattet, die der Ehemaligen- sowie der Förderverein der Schule bezahlt haben. Anfang dieses Schuljahres gibt es auch eine elektronische Wandtafel in einem Klassenzimmer, „doch eine solche Investition macht nur Sinn, wenn Lehrer daran arbeiten, die sich mit dem Stoff auch wirklich auseinandersetzen wollen.“ Auch viele andere Schulen sammeln bereits Erfahrungen mit digitalen Wandtafeln.
Immerhin: Die W-Lan-Qualität ist an vielen weiterführenden Schulen in Essen ist im Frühjahr erheblich verbessert worden, seitdem die Stadt neue Geräte für die Verbreitung von W-Lan („Access Points“) installiert hat. Das bestätigen viele Pädagogen im Stadtgebiet. Nur noch 5,7 Prozent der 193 Schul-Standorte sind noch nicht ans Breitband-Netz angeschlossen, das ein schnelles Internet überhaupt möglich macht.
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Jugendliche sollen ihre Smartphones einsetzen
Welche Geräte sind im Klassenzimmer überhaupt sinnvoll? Diese Frage ist vielerorts offen und muss schnell beantwortet werden. „Digitale Tafeln sind sehr mächtig“, sagt jemand, der sich mit der Materie auskennt. „Es verändert komplett den Unterricht und benötigt dauerhafte Begleitung.“ Auch Tablet-Computer in Klassensatz-Stärke, die die Stadt bereits seit 2016 an die Grundschulen ausgibt, fordern den langfristigen Einsatz von Lehrern, die offen sind für neue Lehrmethoden. In vielen weiterführenden Schulen wird derzeit über den Einsatz von Bildschirmen nachgedacht, die wie ein großes Smartphone funktionieren und angeschlossen werden können an die Smartphones von Schülern. „Die Idee, dass Jugendliche ihre eigenen Geräte für die Recherche und das Lernen im Unterricht benutzen, findet viel Anklang“, heißt es von Praktikern.
In der Schulverwaltung gibt es manche fachkundige Mitarbeiter, die bezweifeln, dass die Schulen gerüstet sind für den digitalen Wandel – nicht in Sachen Technik, sondern in Sachen Umdenken: „In manchen Schulen glauben immer noch einige, dass es bloß mit neuen Geräten getan ist. Doch dann fängt die Arbeit erst an.“ Auch Enttäuschungen seien programmiert: „Das Geld aus dem Digitalpakt muss auch für Verkabelung und andere Infrastruktur verwendet werden, das kommt nicht komplett in den Klassen an.“