Essen. . Ein halbes Dutzend der 84 Grundschulen haben sogenannte „Whiteboards“. Doch Geld dafür gibt es nicht – das müssen die Schulen selbst aufbringen.

Etwa ein halbes Dutzend der 84 Essener Grundschulen sind mittlerweile mit elektronischen Unterrichtstafeln ausgestattet, die die herkömmliche Kreidetafel ersetzt haben. Tendenz: Stark steigend – auch wenn dafür kein Geld da ist.

Rund 36.000 Euro haben die drei interaktiven Boards gekostet, die jetzt in der Grundschule im Nordviertel hängen – sie sehen aus wie große Fernseher, haben eine berührungsempfindliche Oberfläche und sind, so sagt Schulleiterin Betül Durmaz, ein echter Segen: „Die Kinder sind sehr viel aufmerksamer. Sie können auch Inhalte aus dem Schulbuch viel effektiver vermitteln, weil Sie damit sicherstellen können, dass alle zur gleichen Zeit dasselbe sehen.“ Stimmt: Mathestunde in der 1c, Lehrerin Irena Richter projiziert eine Seite aus dem Schulbuch an die Tafel. Es geht um Mengen; die Kinder sollen nach vorne kommen und einkreisen, was mehr ist: Drei oder vier Sterne? Drei oder fünf Boote?

Umgang mit der Digital-Tafel gehört zur Lehrerausbildung

Mit dem Finger ziehen sie Runden, eine schwarze Spur bleibt am Bildschirm stehen. „Die Arbeit mit dem Smartboards motiviert die Kinder“, stellt die Lehrerin fest, und Schulleiterin Betül Durmaz betont: „Der Umgang mit dem Smartboards ist mittlerweile Bestandteil der Lehrer-Ausbildung. Schon deshalb sind wir als Schule auf moderne Technik angewiesen.“ Bezahlt hat die Geräte übrigens die Vonovia-Stiftung. „Gerade Brennpunkt-Schulen“, findet die Schulleiterin, „sollten besonders gut ausgestattet sein.“

Das sieht Mechthild Bönte von der Karlschule in Altenessen genauso: „Ohne Sponsoren wären wir aufgeschmissen.“ Drei Jahre lang sammelte die Schule Geld, um alle acht Klassenzimmer mit elektronischen Tafeln auszustatten. Die Erlöse wurden gesammelt bei Sponsorenläufen, dem Stadtteilfest, bei Martins-Umzügen., „Es gab bei manchen älteren Kollegen durchaus Vorbehalte“, erinnert sich die Schulleiterin. „Doch die waren schnell verflogen.“ Denn ein Smartboard erweitere nicht nur die Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung, sondern ersetze auch Beamer, Overhead-Projektor und eine Computer-Ecke im Klassenzimnmer.

Schulen müssen Kosten selbst tragen

Manche Grundschule ließ sich bei der Anschaffung digitaler Tafeln von der örtlichen Bezirksvertretung helfen, doch den Großteil der Investitionskosten müssen Schulen derzeit immer selbst erwirtschaften: Nach Angaben des Fachbereichs Schule würde es mehr als vier Millionen Euro kosten, alle Grundschulen mit Smartboards auszustatten – dieses Geld ist derzeit in keinem Haushalt veranschlagt.

„Es bleibt nur ein Werkzeug und ersetzt nicht den guten Unterricht“, betont Stefan Weiffenbach, Leiter der Grundschule Haarzopf. Dort sorgte der Förderverein dafür, dass alle 16 Klassenzimmer in den Jahren 2016 und 2017 mit zeitgemäßer Technik ausgestattet wurden. Eine einzige Kreide-Tafel auf Rollen gibt es auch noch im Gebäude: „Die brauchen auch noch“, sagt Weiffenbach, „aber nur für die Reihe ,Schule vor 100 Jahren’“.