Essen-Frintrop/Bedingrade. Vor 121 Jahren wurde der Wasserturm, Essen-Frintrops Wahrzeichen, gebaut. Nun wird er abends angestrahlt. Die Farben wechseln je nach Temperatur.

Der Frintroper Wasserturm wird nun Abend für Abend in ein stimmungsvolles Licht getaucht. Beschwingt und fröhlich verfolgten am Donnerstag rund 100 Frintroper und Bedingrader, wie die drei LED-Scheinwerfer bei Anbruch der Dunkelheit eingeschaltet wurden. Je nach Temperatur strahlen sie das Frintroper Wahrzeichen jetzt in abgestuften Farbtönen zwischen Polargrün (unter 0 Grad) bis zu Knallrot (über 15 Grad) an.

Die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft hat zugesagt, die Stromrechnung zu übernehmen. „Ich hoffe, sie legen es nicht auf die Wasserrechnung um“, sagt Oberbürgermeister Thomas Kufen in seiner launigen Begrüßungsrede. 21 Frintroper Geschäftsleute sorgen als Sponsoren aber dafür, dass die Mitglieder des Stadtteilentwicklungsprozesses nicht auf den Kosten sitzenbleiben.

Drei Studenten und ein Enkel stehen in Essen-Frintrop im Mittelpunkt

Erstrahlt nun abends in vielen Farben: Der Frintroper Wasserturm.
Erstrahlt nun abends in vielen Farben: Der Frintroper Wasserturm. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Im Mittelpunkt des Abends standen aber andere Akteure. Neben den beiden Initiatorinnen Hannelore Heck und Gisela Holzauer waren das die drei Absolventen des Hans-Sachs-Berufskollegs in Oberhausen Alexander Thelen (25), Fabian Schmitz (25) und Alexander Fiesser (23) sowie Rainer Koehne (76), der Enkel des Wasserturm-Erbauers Hermann Koehne.

Idee zur Beleuchtung kam im Stadtteilentwicklungsprozess

Die Idee, den Wasserturm zu beleuchten, entstand im Rahmen des Stadtteilentwicklungsprozesses. Dieser wurde vor zwei Jahren ins Leben gerufen, um das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern sowie bereits aktiven Akteuren in Frintrop und Bedingrade zu stärken.

Erst kurz vor dem Startschuss der Beleuchtungsaktion bescheinigte das Umweltamt die Unbedenklichkeit hinsichtlich des Vogelschutzes.

Der Wasserturm wird nun an jedem Sommerabend von 22 bis 24 Uhr sowie im Winterhalbjahr von 17 bis 24 Uhr beleuchtet.

Die drei Studenten hatten im Rahmen einer Technik-Arbeit das Beleuchtungskonzept entwickelt und sie damit auch erfolgreich abgeschlossen – was ihnen einen Sonderapplaus einbrachte. „Ursprünglich hatten wir eine wetterabhängige Steuerung geplant, doch das haben wir bald verworfen und haben uns für eine Steuerung je nach Temperatur entschieden“, erläuterten sie. Etwas versteckt am Sockel des Wasserturms misst ein Sensor die Wärmegrade und steuert so die beiden Strahler sowie den „Bodenspot“, der den Baum vor dem Eingang beleuchtet.

Beste Wünsche für den Frintroper Wasserturm für die nächsten 100 Jahre

Ein Mann im wilhelminischen Zeitgeist: Hermann Koehne aus Frintrop (1860 - 1937) war der Bauherr des Wasserturms Essen-Frintrop.
Ein Mann im wilhelminischen Zeitgeist: Hermann Koehne aus Frintrop (1860 - 1937) war der Bauherr des Wasserturms Essen-Frintrop. © Rainer Koehne

Nicht weniger stolz als die drei Studenten war Rainer Koehne, der die Zuhörer mit in die Gründerzeit im Wilhelminischen Kaiserreich nahm. Mit 26 Jahren hatte Hermann Koehne (1860-1937) als Bahnmeister der Königlich Preußischen Eisenbahn und „typischer Vertreter dieses Zeitgeistes“ den Güterbahnhof in Frintrop-Dellwig mit aufgebaut. Wenige Jahre später gründete er sein eigenes Baugeschäft und war z. B. am Bau der Pfarrkirche St. Josef beteiligt.

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Den Wasserturm zur Versorgung der Werke in Gladbeck errichtete Herrmann Koehne dann im Jahr 1897 im Auftrag der Firma Thyssen. Schließlich wurde der „Selfmademan“, der nur über einen Volksschulabschluss verfügte, mit dem Bau der Staumauer des Baldeneysees beauftragt. Einen Wunsch äußerte Rainer Koehne am Ende seine Rede: „Nachdem dieser Wasserturm vor über 100 Jahren einen Blitzeinschlag überstanden hat, sollte ihm seine solide Bauweise auch die nächsten 100 Jahre garantieren.“ Die Frintroper schlossen sich diesem Wunsch gerne an.