Essen. „Neue“ Welten“ im Museum Folkwang. Im Masken-Raum wird ein Plakat zwischen Meisterwerken von Picasso bis Beckmann zum besonderen Hingucker.

Wolf Dietrich Blank hat einen Blick für Suchende. Seit fast zehn Jahren gehört er zum Volunteers-Team im Museum Folkwang. Die kulturelle Helfer-Truppe ist eine der langlebigen Ideen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010. Als das große Fest zu Ende war, blieben Leute wie Blank trotzdem bei der Sache. Seither steht der 78-Jährige einige Male im Monat im Foyer des Museum Folkwang bereit, wenn Besucher Fragen haben, Orientierung suchen. Dass mit der Neusortierung der Sammlung mehr Fragen aufkommen als gewöhnlich, versteht sich. Und wer sich über das neue Konzept der Hängung informiert, der findet in Blank einen engagierten Fürsprecher. Vor allem der Raum „Maschka mit Maske“ hat es dem Essener angetan.

„Jetzt sind die Leute gefordert, neu zu sehen“

„Das Vorhaben, aus allen Themenbereichen etwas zu zeigen, das ist hier hundertprozentig gelungen“, lobt das langjährige Mitglied des Kunstring Folkwang: „Man erkennt die Vielseitigkeit des Museums.“

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Schon Blanks Eltern waren im Kunstring Folkwang wie die Großeltern auch. Seine Großtante war eine geborene Goldschmidt, die Familie überließ dem Kunstmuseum Anfang des 20. Jahrhunderts das Haus an der Bismarckstraße als neues Domizil. Versteht sich, dass Blank die Geschicke des Hauses bis heute mit großem Interesse begleitet.

Ein besonderer Rhythmus kennzeichnet die versetzte Hängung der Arbeiten im Masken-Raum.
Ein besonderer Rhythmus kennzeichnet die versetzte Hängung der Arbeiten im Masken-Raum. © André Hirtz / Funke Foto Services | André Hirtz

Ihn begeistert das Konzept der „Neuen Welten“. Natürlich hört Blank auch mal kritische Stimmen, die sich die „alte Ordnung“ zurückwünschen. „War ja immer schön: Erst zu den Impressionisten, weiter zu den Expressionisten“, beschreibt Blank die Macht der visuellen Gewohnheit. „Aber jetzt sind die Leute gefordert, neu zu sehen.“ Claude Cahuns „Selbstporträt mit Opernmaske“, Pablo Picassos „Femme au corsage bleu“, eine jahrhundertealte Gesichtsmaske aus Japan und der farbschillernde „Othello“ von Frieder Grindler formieren sich da in einem Raum rund um einen alten „Star“ der Sammlung : Edouard Manet „Portrait de Faure dans le rôle d’Hamlet“.

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„Das Dollste, das hier hängt, ist das Plakat“, findet Blank. Dabei, verrät Kuratorin Nadine Engel, sei über Grindlers Blickfang für ein Ballett des vor kurzem verstorbenen Johann Kresnik am meisten diskutiert worden. Dass sich die Schätze des Deutschen Plakatmuseums nun inmitten der Gemälde wiederfinden, findet Blank gut. „Auch die grafischen Arbeiten kommen sonst ja viel zu wenig ans Tageslicht“, findet der 78-Jährige.

Blick in „Neue Welten“

Das Museum Folkwang präsentiert seine kostbare Sammlung seit Ende Juni in neuer Hängung. Entstanden sind 24 Räume, die medien- und epochenübergreifend konzipiert sind. Malerei und Fotografie, Skulptur und Grafik, Weltkunst und Plakat treten in Dialog.

Vincent van Gogh, Paul Cézanne und Otto Dix trifft man nun in neuer Nachbarschaft. Diese neuen Bezüge wollen wir in einer kleinen Sommerserie vorstellen. Und ausgewählte Besucher um ihren Blick in die „Neuen Welten“ bitten.

Zur ungewöhnlichen Mischung kommt im Maskenraum eine ungewöhnliche Hängung, bei der jeder Gattung ein Mittelplatz eingeräumt wird, erklärt Nadine Engel, Sammlungsleiterin 19./20. Jahrhundert den Rhythmus der versetzten Bilder und stellt gleich noch eine Frage in den Raum: „Was sagen Sie zum hochgehängten Picasso, darf man das?“,„Ideal, dass er so hängt“, findet Blank. „Weil man mehr zu ihm aufschaut, man wird sofort fixiert.“ Ein neuer Blickfang in „Neuen Welten“.