Essen. . Nadine Engel ist die neue Leiterin der kostbaren Osthaus-Sammlung im Museum Folkwang. Die Verknüpfung mit der Gegenwart ist ihr ein Anliegen
Ein Lieblingsbild? Da muss Nadine Engel schon jetzt überlegen. Denn obwohl die Nachfolgerin des langjährigen Kustos Mario-Andreas von Lüttichau ihr neues Amt als Leiterin der Sammlung 19./20. Jahrhundert erst im September offiziell antritt, hat sie die kostbare Osthaus-Sammlung schon jetzt voll und ganz in ihr Herz geschlossen.
Da sind die Meisterwerke von van Gogh, Gauguin, Cezanne, „und die Expressionisten sind unglaublich“, schwärmt Nadine Engel. Da sind die Surrealisten und Paul Klee, über den sie schon in der Pinakothek der Moderne gearbeitet hat.
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In München hat die Kunsthistorikerin nicht nur ihr Volontariat an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen absolviert, sondern einige Zeit auch als Mitarbeiterin einer Galerie gearbeitet, die sich nicht nur der Kunst der 1950er Jahre, sondern auch der historischen Aufarbeitung gewidmet hat.
So ist sie stetig gewachsen, die Lust an der Forschung und Vermittlung, die sie im Museum Folkwang nun mit Begeisterung praktizieren will. „Wir sind Hüter von Schätzen, aber auch die Verknüpfungsstelle zwischen den Menschen und den Schätzen“, sagt Nadine Engel über ihren Beruf, den sie als „Traumberuf“ versteht.
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In einem Museum zumal, das nicht nur über weltberühmte Meisterwerke von Monet bis Matisse verfügt, sondern als einziges Museum bundesweit diesen von Karl Ernst Osthaus begründeten Schatz auch bei freiem Eintritt zeigt.
Bezüge zu unserer heutigen Zeit herstellen
„Folkwang ist für mich Offenheit in alle Richtungen, in alle Epochen, in alle Gattungen, in alle Denkweisen“, lobt Engel den interdisziplinären Ansatz, den sie in ihrer Arbeit mit der Sammlung verstetigen will. Da geht es um die Frage der künftigen Präsentation, um das wichtige Feld der Provenienzforschung, aber auch das Thema Ausleihe und Austausch mit anderen Museen.
Neugierig, publikumszugewandt und ein wenig intuitiver – so will Engel die Sammlung weiter ins Bewusstsein der Besucher rücken und „Bezüge zu unserer heutigen Zeit herstellen“.
Ob das nun immer auf dem klassischen Wege des Museumsbesuchs gelingt oder auch mal mit Hilfe einer App oder einer Internet-Galerie – für die neue Sammlungs-Leiterin ist beides möglich. „Für mich wird das Erlebnis des Originals dadurch nicht geschmälert, es ist eine andere Art der Wahrnehmung. Ich bin der Meinung, dass man dadurch auch Schwellenängste abbauen kann.“
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Engel selbst kommt aus einem kunstaffinen Haus. Der Vater war Dombaumeister in Mainz, Künstler und Architekten waren daheim häufige Gäste. „Als Kind habe ich es gehasst, aber wir mussten an jeder Kirche anhalten“, erinnert sich Nadine Engel lachend. Heute sind die Schätze der vergangenen Jahrhunderte für sie ein spannendes Arbeitsfeld – und ab September sogar ein echter Traumberuf .