„Neue Welten“: Mit einem 24-Stunden-Bürgerfest weiht das Museum Folkwang die neue Sammlungspräsentation ein. Das Café heißt nun „Edda“

Eine der augenfälligsten Veränderungen ist schon von der Bismarckstraße aus zu bemerken – das Folkwang sagt ade zu „Vincent und Paul“, dem nach den Museumsstars van Gogh und Gauguin benannten Restaurant. Die Neuordnung der hauseigenen Sammlung ist zugleich ein Neustart für die hauseigene Gastronomie, die zukünftig „Edda“ heißen soll, nach der altisländischen Heldensage, in der auch vom „Folkwang“ als Sitz der Götter die Rede ist. Auch die Gastronomie solle sich, genau wie das gesamte Museum „zur Stadt hin, zu den Menschen hin“ öffnen, wie Museums-Chef Peter Gorschlüter betonte, auch kulinarisch mit etwas populäreren Angeboten. „Das Museum“, so Gorschlüters Fundamental-Bekenntnis, „soll ein Ort des Austauschs und Erlebens, der Begegnung und Wahrnehmung sein.“

Dabei soll auch die neue Folkwang-App fürs Smartphone helfen: Hier können „User“ auch schon daheim 60 Meisterwerke oder wahlweise auch zehn „Highlights“ der Sammlung „näher betrachten“ (sofern das auf den kleinen Bildschirmen möglich ist). Es gibt aber auch ein Vincent-van-Gogh-Special – und ab Ende Juli auch ein Special zur Provenienzforschung, die ja erstmals eine eigene Abteilung darstellt. Im Museum selbst führt einen die „Discovery“-Funktion zu einem Rundgang durchs Haus.

800 Gemälde, 65.000 Fotos,12.000 Grafiken und 350.000 Plakate

Die neue Sammlungspräsentation soll „neue Zusammenhänge entdecken“ lassen, sagt Peter Gorschlüter – und zugleich gibt sie Auskunft über die Entstehungsgeschichte der Sammlung, zu der ja auch noch weitere weitere 800 Gemälde, 65.000 Fotos,12.000 Grafiken und 350.000 Plakate im Depot gehören. So schnurrt für Gorschlüter im Saal „Stillleben mit Holzfigur“, der von der Kahrstraße aus einsehbar ist und mit Gemälden von Gauguin, Max Liebermann, Henri Matisse, Paula Modersohn-Becker, Emil Nolde und van Gogh so etwas wie eine kleine Leistungsschau des Folkwang für einen Raum darstellt, augenfällig zusammen, dass Karl Ernst Osthaus als Folkwang-Gründer in Hagen und Ernst Gosebruch als Chef des Städtischen Kunstmuseums Essen zwischen 1902 und 1914 moderne Kunst in seltenem Einklang ankauften. Die Vereinigung beider Sammlungen zum Folkwang Essen im Jahr 1922 war da nur konsequent.

Nicht minder inspirierend kommt im Raum „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“ die Plakatkunst zur Geltung: Neben der Original-Kampagne der damaligen Bundesbahn, die heute nur noch ironische Reaktionen auslösen würde, zeigt das Folkwang auch Varianten wie die mit Marx, Engels und Lenin, mit denen einst der Studentenbund MSB Spartakus für sich warb, oder die von Klaus Staeck, die Rüstungsfabrikanten unter dem Spruch „Alle reden vom Frieden. Wir nicht.“ In Kombination mit Oliviero Toscanis provokanter Werbekampagne aus den 90er-Jahren (Flüchtlinge von 1992!) und den berühmten„Campbell’s“- Dosensuppen von Andy Warhol wird die Bedeutungs-Bandbreite zwischen Kunst und Werbung noch einmal erweitert.