Essen. Mit über 260 zusätzlichen Brief- und Paketboten in der Niederlassung Essen reagiert die Post auf Qualitätsprobleme. Auch neue Maschinen gekauft.
Die Deutsche Post DHL will ihre Brief- und Paketzustellung auch in Essen verbessern und investiert in Maschinen und zusätzliches Personal. So sollen im Zustellbezirk mit den ersten beiden Postleitzahlen 45, zu dem Essen als größte Stadt gehört, bis Ende des Jahres 260 neue Briefträger und Paketboten eingestellt werden. „Wir wollen die Qualität auf der letzen Meile signifikant erhöhen“, teilte die Deutsche Post mit.
Auch in die automatisierte Briefverarbeitung investiert die Post. Wie das Unternehmen mitteilte, werden im Briefzentrum an der Daniel-Eckardt-Straße in Vogelheim sechs zusätzliche Gangfolge-Sortiermaschinen aufgestellt. Sie sollen Briefe künftig passgenau für „die Gangfolge“ des Briefträgers vorbereiten, sagte eine Unternehmenssprecherin. Bislang würden viele Briefe noch in einem Zwischenschritt in den Zustellstützpunkten per Hand sortiert. „Künftig soll der Briefträger nur noch seine Tasche nehmen“, sagte die Sprecherin. Für die neuen Maschinen gibt das Unternehmen eine einstellige Millionensumme aus.
Obwohl die Handsortierung dann fast vollständig wegfällt, werden die Briefträger zwar nicht früher starten können, aber es sollen vor allem Fehler vermieden werden. Die Post will damit erreichen, dass es zu weniger Fehlleitungen und somit Verzögerungen bei der Briefzustellung kommt. Die Reklamationen sollen sinken.
Beschwerden von Postkunden deutlich gestiegen
Zuletzt nämlich waren die Beschwerden von Kunden der Deutschen Post bundesweit signifikant gestiegen. Allein im ersten Quartal 2019 gingen rund 4000 Beschwerden beim Konzern ein. Zwei Jahre zuvor waren es noch 6100 im ganzen Jahr gewesen. Auf der anderen Seite hatte die Post das Briefporto zum 1. Julikräftig um 10 auf 80 Cent erhöht.
Der Postleitzahlenbereich 45
Zum Postleitzahlenbereich 45 gehören neben Essen der Kreis Recklinghausen, Gelsenkirchen, Mülheim, Hattingen/Sprockhövel
Rund 800.000 Briefe kommen täglich für diesen Bereich an. Diese werden im Briefzentrum Essen verarbeitet und auf die einzelnen Zustellbezirke verteilt.
Dennoch ist die Gewerkschaft Verdi skeptisch, ob die Neueinstellungen ausreichen, die Qualität nachhaltig zu verbessern. „Die 260 zusätzlichen Briefzusteller und Paketboten in der Niederlassung in Essen sind zwar ein richtiger Schritt“, sagte Dirk Kriegel, Fachbereichsvorsitzender im Verdi-Bezirk Ruhr West. Allerdings sei dies bei knapp 1600 Brief- und Paketboten auch „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“.
Nach seiner Darstellung gebe es im Brief- und Paketgeschäft große Probleme mit Krankheitsausfällen. Der Druck auf die Zusteller sei in den vergangenen Jahren gewachsen, weil die Zustellbezirke immer größer wurden. Gerade neue Beschäftigte könnten dies kaum schaffen. Krankheit oder gar Jobabbruch seien die Folge. Laut Deutscher Post sollen die zusätzlichen Mitarbeiter vor allem bei Krankheitsausfällen und Sendungsspitzen aushelfen. Einen entsprechenden Mitarbeiter-Pool hat die Post bereits aufgebaut.
Paketboten bei der DHL gehören wieder zum Haustarif
Trotz des umkämpften Arbeitsmarktes im Logistikbereich - auch in Essen - ist die Deutsche Post zuversichtlich, dass sie genügend Bewerber in den kommenden Monaten findet. „Wir punkten mit unserem guten Ruf als Arbeitgeber, mit unseren Sozialleistungen, den Gehältern und guten Arbeitsbedingungen“, sagte die Unternehmenssprecherin. Die neuen Stellen würden schließlich nach Tarif vergütet. Seit wenigen Wochen gehören dabei auch die DHL-Paketboten wieder in den Haustarif der Deutschen Post. Diese waren vor einigen Jahren in ein billigeres Tochterunternehmen DHL Delivery ausgegliedert worden. Dieses Kapitel sei seit 1. Juli beendet, bestätigt Kriegel.