Essen. Auf www.essen.de sind in einer Online-Umfrage Bürger-Meinungen zum Image der Stadt Essen und zur Innenstadt gefragt. Start eines neuen Formats.
Essen und die Probleme der Innenstadt - ein brennendes Thema, zu dem die Stadt nun auch die Meinung der Bürger wissen will. In einer Umfrage, abrufbar auf der Internet-Seite der Stadtverwaltung, ist ein Fragenkatalog aufgelistet, in dem es zunächst um das Image der Stadt Essen generell geht, bevor dann speziellere Fragen zur Innenstadt gestellt werden, etwa zu Sauberkeit, Sicherheit, Gastronomieangebot und vielem mehr.
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Das Format will die Stadt künftig öfter anbieten, um die Bürger an Planungen und Veränderungen zu beteiligen, betont Stadtsprecherin Silke Lenz. Dabei gehe es weniger um Repräsentativität als vielmehr um das Erfragen von Stimmungen und Trends.“ Zum Image der Stadt wie auch zur Situation des Stadtkerns habe so gut wie jeder Bürger eine Meinung, sodass man für den Anfang diese eher breit gelagerten Themen gewählt habe.
Ergänzung der „Rheingold“-Erhebung der Essen Marketing GmbH
Die Umfrage ist mit der Essen Marketing GmbH abgestimmt, die dem Rat der Stadt im Herbst ein Konzept für die Weiterentwicklung des Stadtkerns vorlegen will. Eine Grundlage dafür ist der so genannte „Rheingold“-Prozess, bei dem im Auftrag der EMG 67 Personen an einer psychologisch gestützten Intensiv-Befragung teilnahmen. Die EMG sieht die Internet-Umfrage als hilfreiche Ergänzung. „Unsere repräsentativ gewonnenen Erkenntnisse sind dadurch nicht zu ersetzen, aber es kann nicht schaden, auch dieses Stimmungsbild bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen“, sagt EMG-Geschäftsführer Richard Röhrhoff. „Bürger zu fragen ist nie verkehrt.“
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Die Ergebnisse der Rheingold-Befragung seien eindeutig gewesen: Die Essener Innenstadt wecke keine emotionalen Bindungen, sie gelte als kühler, teils auch subjektiv als gefährlich eingestufter Ort und werde vielfach als reine Einkaufsstadt mit allerdings sinkendem Niveau empfunden. Die Intensiv-Befragungen zeigten eine bedenkliche Verengung auf das Thema Shopping, von einem pulsierenden Herz der Stadt könne keine Rede sein. „Ich würde schon gerne in die Innenstadt gehen, weiß aber nicht warum“, war laut Röhrhoff einer der zentralen Sätze. Dabei sehnten sich viele Essener nach einer Innenstadt, die als stimmungsvoller Treffpunkt dient, glaubt der EMG-Chef. „Mich würde sehr wundern, wenn die Internet-Umfrage ein vollkommen anderes Bild ergeben würde.“
Sinn und Ziel der Umfrage ist mehr Bürgerbeteiligung
Gleichwohl wäre das möglich, und auch damit müsste man dann leben. Stadtsprecherin Silke Lenz unterstrich, dass die Umfragen nicht wirkungslos verpuffen sollten. „Sinn und Ziel ist mehr Bürgerbeteiligung. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger öfter zu unterschiedlichen Themen befragen.“ Die Ergebnisse flössen in größere Beteiligungsprozesse und würden in jedem Fall veröffentlicht. Das heißt: Wenn Politik und Verwaltung Umfrageergebnisse ignorieren, wäre das begründungspflichtig, selbst wenn die Voten politisch natürlich keine Bindewirkung haben.
Alle Bürgerinnen und Bürger seien jedenfalls eingeladen, sich an der Online-Umfrage zu beteiligen, die auf der städtischen Internetseite www.essen.de zu finden ist. Zwar werden einige personenbezogene Basisdaten wie Geschlecht und Altersgruppe erfragt, die Stadt betont aber, dass der Vorgang anonym ist und keine personenbezogenen Daten gespeichert werden. Rückfragen sind beim Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen unter der Telefonnummer 88 12 306 oder per Mail unter Sabine.Wosnitzka@amt12.essen.de möglich.
Die einseitige Funktion der Essener Innenstadt
„Essen, die Einkaufsstadt“, heißt es bis heute auf dem Handelshof-Gebäude am Tor zur Innenstadt. Dem fühlte sich die Stadt über Jahrzehnte verpflichtet, zumal das Selbstbild vom Wiederaufbau bis in die 1980er Jahre durchaus funktionierte. Folge war, dass die einst sehr vielen Restaurants und Kneipen die Mieten nicht mehr zahlen konnten. Die City wurde zur Monokultur.
Spätestens mit der Krise des Einzelhandels durch Filialisierung und Einkaufszentren-Konkurrenz wurde die Einseitigkeit zum Problem. Die Klage, dass die Essener Innenstadt zuwenig Gastronomie habe, stimmt zwar mittlerweile nicht mehr, an den Image-Problemen hat sich aber wenig geändert, zumal die Themen Sauberkeit und Sicherheit als neue Probleme immer beherrschender wurden.