Essen. Will Essens SPD-Chef Thomas Kutschaty Bundesvorsitzender werden? Noch zögert er mit der Kandidatur und will wissen, „wo mich die Partei sieht“.
Er hat keinen Urlaub gebucht, aha. Wer mag, kann das als Indiz dafür nehmen, dass da in den nächsten Tagen oder Wochen doch noch was kommt. Will Thomas Kutschaty nun Bundesvorsitzender der SPD werden, oder will er es nicht? Sechs Wochen vor Bewerbungsschluss heißt seine offizielle Antwort immer noch: vielleicht.
Nachfragenden Journalisten kommt er mit einem abgewandelten Spruch von John F. Kennedy. „Jetzt gilt die Devise ,Was kann ich für die Partei tun?’“, und diese Frage stellt sich der 51-jährige Rechtsanwalt nach eigenem Bekunden nicht nur selbst, er stellt sie auch den Parteifreunden: „Wo sehen die Leute meinen Platz?“ – Die Antwort darauf entscheide am Ende darüber, ob er seinen Hut nun in den sozialdemokratischen Ring wirft oder nicht.
Thomas Kutschaty als SPD-Vorsitzender? – Genosse: „Ich frage mich, ob er das wirklich ernst meint“
Immerhin, die örtlichen Genossen hat Kutschaty mit seiner Ankündigung, oder besser: Andeutung („Ich habe keine Kandidatur angemeldet, sondern nur nicht ausgeschlossen“) verblüfft, manchen auch irritiert zurückgelassen: „Ich frage mich, ob er das wirklich ernst meint“, sagt ein namhafter Genosse skeptisch.
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Andere loben seinen Vorstoß als ebenso geschickten wie mutigen Versuch, der Sozialdemokratie zu helfen und ein klein wenig auch sich selbst: „Thomas hat sich verdient darum gemacht, dass sich mal jemand aus der Deckung getraut hat.“ Dass sich in sozialdemokratischen Krisenzeiten nicht nur alle wegduckten auf der Suche nach Bewerbern für „das schönste Amt neben Papst“, wie Franz Müntefering es einst formulierte. Zwei Wochen später legte Sigmar Gabriel nach, mit deftigeren Worten, versteht sich.
Das wichtigste Ziel für die Genossen hat er schon erreicht
Und dann kamen die ersten Kandidaten. Seither fragen sich manche, ob Kutschaty nicht schon das wichtigste Ziel erreicht hat. Und ob eigene Ambitionen überhaupt noch im Mittelpunkt stehen.
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Fragen konnten sie ihn in üblicher Runde nicht: Bei der Essener Vorstandssitzung im Juli war der Vorsitzende nicht mit dabei, die nächste gibt es erst am Tag nach Bewerbungsschluss, am 2. September. Einer Kandidatur muss dies aber selbstredend nicht im Wege stehen. SPD-Unterbezirke, die seine Bewerbung unterstützen – fünf an der Zahl müssen es mindestens sein – „gibt es genug“, betont Kutschaty ja selbst.
An einer Mit-Kandidaten wird es am Ende nicht scheitern, sagt Kutschaty
Und die Mitbewerberin an seiner Seite? Auch „daran wird’s nicht scheitern“, meint er. Möglich wäre zwar auch eine Solo-Bewerbung, aber ein Tandem, Mann und Frau, das sei in Berlin schon „erwünscht“.
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Allein: Aus NRW gibt es schon ein Pärchen, mit dabei Christina Kampmann, Kutschatys Ex-Kollegin am NRW-Kabinettstisch. Und auch seine klare ablehnende Haltung zur Großen Koalition auf Bundesebene hat Kutschaty nicht exklusiv: Das sehen auch Nina Scheer und Karl Lauterbach so, die ihre Bewerbung bereits abgegeben haben.
Die Entscheidung? „Fällt sicherlich nicht in der letzten Woche“
Weitere Kandidaten werden wohl folgen, man will sein Pulver trocken halten, auch Thomas Kutschaty möchte das. Wann er sich in der Frage der Kandidatur zum SPD-Vorsitz entscheidet? „Sicherlich nicht erst in der letzten Woche“, sagt er da.
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Es gilt für ihn ja am Ende auch auszuloten, was das Berliner Getümmel für die Spitzenkandidatur, besser gesagt: für seine denkbare Spitzenkandidatur zur Landtagswahl in NRW bedeutet. Das Frühjahr 2022 ist schließlich nicht mehr so weit.
Um selbst der Herausforderer Nr. 1 zu werden, muss der Ex-Justizminister am Ende kein Kandidat für den SPD-Bundesvorsitz werden. Es reicht, dass es lange so aussieht, als ob.