Düsseldorf. Die Ex-Landesministerin möchte mit Michael Roth aus Hessen die „Doppelspitze“ der SPD bilden. Aber ihr Fraktionschef möchte die SPD auch führen.
Die frühere NRW-Familienministerin Christina Kampmann überrascht die Landespolitik mit ihrer Ankündigung, gemeinsam mit dem Europa-Staatsminister Michael Roth aus Hessen für den Bundesvorsitz der SPD zu kandidieren. Es ist das erste Duo, das offen erklärt, die SPD als „Doppelspitze“ anführen zu wollen.
Die 38-jährige Landtagsabgeordnete aus Bielefeld gehörte zwischen 2013 und 2015 als Abgeordnete dem Bundestag an und wurde dann in NRW Familienministerin im Kabinett von Hannelore Kraft. In der kurzen Amtszeit von eineinhalb Jahren gelang es ihr allerdings kaum, eigene Akzente zu setzen. Im Landtag kümmert sich die Ostwestfälin besonders um ein Thema, das sie schon im Bundestag beschäftigt hatte: die Digitalisierung. Nach der verlorenen Landtagswahl wollte Kampmann stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende werden, dieses Amt ging aber an eine Mitbewerberin aus Ostwestfalen: Regina Kopp-Herr.
Als Standesbeamtin weiß Kampmann, wie wichtig ein Ja ist
Auf ihre Kandidatur angesprochen erklärte Kampmann in einem Interview, sie habe früher als Standesbeamtin gearbeitet. „Daher weiß ist, wie wichtig es ist, in den richtigen Situationen Ja zu sagen“, meinte sie scherzhaft. „Wir wollen eine SPD, die mitten im Leben steht und auf der Höhe der Zeit ist“, schrieben Kampmann und ihr Mit-Kandidat Michael Roth in das Bewerbungsschreiben an die SPD-Mitglieder. Die Partei müsse zum Beispiel beim Klimaschutz „lauter und unbequemer“ werden. Michael Roth (48) ist Bundestagsabgeordneter und seit 2013 Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt.
Aus NRW hatte vor Christina Kampmann nur SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty durchblicken lassen, dass er womöglich für den SPD-Bundesvorsitz kandidiert. Der Chef der NRW-SPD, Sebastian Hartmann, hatte zuletzt eine eigene Kandidatur für dieses Amt ausgeschlossen und sich gleich auch von Kutschatys Ambitionen auf den SPD-Vorsitz distanziert.
Machtkampf in der NRW-SPD erzürnt die Genossen in Wesel
Der schwelende Machtkampf zwischen Hartmann und Kutschaty irritierte in dieser Woche nicht nur die SPD-Fraktion im Landtag. Am Mittwoch beschwerte sich der Chef der SPD Wesel, Ludger Hovest, per Brief bei Hartmann und Kutschaty. „Werte Genossen, beendet sofort eure öffentliche Personaldiskussion und euren Streit oder macht euch vom Acker“, schreibt Hovest. Der Weseler hadert mit einem möglichen Linksruck in der Landes-SPD und warnt die beiden führenden Köpfe in der Landespartei: „Die CDU rückt erkennbar nach rechts. Die Mitte ist frei, dort gehört die SPD hin.“