Essen. Das Jugendamt Essen sucht immer nach Pflegeeltern, die gern ein Kind aufnehmen möchten. Wer die Aufgabe annimmt, wird zur öffentlichen Familie.

In Essen lebten Ende des vergangenen Jahres 71 Kinder in einer Bereitschaftspflegefamilie und weitere 509 in Dauerpflegefamilien. Die 51 Bereitschaftspflegestellen sind praktisch immer belegt. Das Jugendamt sucht regelmäßig Menschen, die sich auf diese Aufgabe einlassen.

Sie werden von den Pflegekinderdiensten des Jugendamtes und des Wohlfahrtsverbandes CSE überprüft, vorbereitet und begleitet. Beim Pflegekinderdienst des Jugendamtes arbeiten über ganz Essen verteilt 19 Mitarbeiter, die Pflegefamilien in den jeweiligen Stadtteilen begleiten.

Der Jugendnotruf ist immer erreichbar

Pflegefamilien müssen sich mit den Auffälligkeiten, die die Kinder mitbringen können, auseinandersetzen. Sie müssen die leiblichen Eltern akzeptieren und Kontakte zu ihnen zulassen. Pflegefamilien sind „öffentliche“ Familien, die bereit sein müssen, dem Jugendamt jederzeit Einblick in ihr Leben zu gewähren. Auf diese Aufgabe werden sie in Gesprächen und in einem Gruppenseminar vorbereitet. Später ist für sie immer ein Mitarbeiter des Jugendamtes und nach Dienstschluss der Jugendnotruf (
0201-265050

) erreichbar.

Der Essener Kinderschutzbund hatte jüngst beklagt, dass Pflegefamilien bisweilen mit schwer belasteten Kleinkindern überfordert seien. Für diese sei die Kinderschutzbund-Einrichtung „Kleine Spatzen“ mit ihrem Fachpersonal besser geeignet. Für manche Kinder, die den engen Rahmen einer Familie nicht aushalten, könnten Häuser wie die „Kleinen Spatzen“ die beste Hilfe sein, sagt Jugendamtsleiter Ulrich Engelen.

Er betont aber, dass gerade kleine Kinder in „einem familienanalogen Setting untergebracht werden“ sollten. Das Fachpersonal in Einrichtungen wie den „Kleinen Spatzen“ lebe jedoch nicht im Haus. „Das bedeutet für die dort untergebrachten Kinder wechselnde Bezugspersonen, was die Situation für diese Kinder nach Trennung von der Herkunftsfamilie noch erschwert.“

Die Kinder bringen oft Auffälligkeiten und Defizite mit

Darum bemühe man sich um eine „passgenaue Zuordnung“ von Kindern und Pflegefamilien. Das sei allerdings schwer, wenn man das Kind und seine Probleme nicht kenne. In solchen Fällen könne es zu Krisensituationen kommen, besonders wenn die Kinder „ein hohes Maß an Auffälligkeiten und Entwicklungsdefiziten mitbringen“. Wenn keine Hilfe greife, müssten die Kinder umplatziert werden, „als letztes Mittel“.