Essen. Das explosionsartige Wachstum der Elodea ist bislang ausgeblieben. Der Ruhrverband zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass dies so bleibt.
Das für diese Jahreszeit übliche rapide Wachstum der als „Wasserpest“ bekannten Wasserpflanze Elodea lässt in diesem Jahr im Baldeneysee auf sich warten. Lediglich im Bereich des Stauseebogens in Heisingen seien größere Flächen bedeckt. „Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben. Bleiben die Temperaturen hoch, kann sich die Elodea explosionsartig vermehren“, sagte Norbert Jardin, Technischer Vorstand des Ruhrverbandes, am Donnerstag vor Vertretern der Presse.
Dass sich Jardin mit einer Prognose zurückhält, hat einen Grund: Im vergangenen Jahr lag der Chef des Essener Wasserversorgers mit seiner Einschätzung komplett daneben. Auch damals hatte der Ruhrverband erwartet, dass sich die Elodea weniger stark ausbreiten würde. Es kam anders. Aufgrund des nicht enden wollenden Sommers mit hohen Temperaturen und anhaltender Trockenheit, fuhr der Ruhrverband beim Abmähen der Wasserpflanze sogar eine Rekordernte ein. 762 Tonnen wurden eingesammelt, teilweise waren dafür zwei Mähboote zeitgleich im Einsatz.
Der Ruhrverband geht davon aus, dass das Frühjahrshochwasser die jungen Pflanzen herausgerissen hat.
In diesem Sommer besteht aus Sicht des Ruhrverbandes jedoch Anlass für vorsichtigen Optimismus. Denn erstmals seit dem Jahr 2000 gab es an der Ruhr wieder stärkere Hochwässer. Gleich drei Mal trat der Fluss über die Ufer, das letzte Mal am 17. März, als 400 Kubikmeter pro Sekunde flussabwärts strömten. Dr. Petra Podraza, Expertin für Wasserpflanzen beim Ruhrverband, geht davon aus, dass junge Elodea-Gewächse von der starken Strömung mitgerissen wurden. Da durch das starke Hochwasser außerdem der Untergrund des Sees aufgewühlt wurde, habe sich das Wasser im Baldeneysee stark eingetrübt. Die Elodea mag das nicht. Denn um zu wachsen, benötigt sie neben Wärme vor allem genügend Licht.
Ein flächendeckendes Wachstum der Elodea gibt es in diesem Jahr bislang nur im Kemnader See. Im Hengsteysee und im Harkortsee seien nur wenige Pflanzen aufgetaucht.
In der Kemnade ist ein Mähboot seit gut einer Woche bereits im Einsatz. Eine ebenfalls wild wuchernde Laichkraut-Art erschwert allerdings die Arbeiten, da sich das Mähwerk zusetzt. Warum das Kraut so stark wächst, ist den Experten beim Ruhrverband noch ein Rätsel. Das Kraut ist auch im Baldeneysee aufgetaucht, allerdings in geringem Maße. Beruhigend für Segler und Ruderer: Da die Pflanze sehr biegsam ist, wird der Wassersport nicht beeinträchtigt. Der Elodea ist da weniger zurückhaltend, wie die vergangenen Jahre gezeigt haben. Im ersten Halbjahr 2019 gingen alle Veranstaltungen hingegen wie geplant über die Bühne, berichtete Hans-Walter Fink von der Interessengemeinschaft Baldeney. Nach den Sommerferien geht es mit der traditionsreichen Essener Segelwoche weiter. „Wir hoffen, dass wir Sie nicht brauchen“, sagte Fink an die Adresse des Ruhrverbandes.
Rollenpflücker und Armleuchteralgen sollen der Elodea beikommen
Der forscht weiter, wie der Elodea beizukommen ist. Denn mit dem Abmähen verhält es sich wie im heimischen Garten: Die Pflanze wächst nach. Im vergangenen Oktober wurde deshalb ein so genannter Rollenpflücker, der die Elodea bei der Wurzel packt, ausprobiert. Jahreszeit und Pflanzenwachstum waren jedoch bereits so weit fortgeschritten, dass die Pflanzenstängel einfach abbrachen, die Wurzeln blieben im Erdreich.
Der Test soll deshalb wiederholt werden.
Auf zwei Testfeldern haben Taucher zudem Armleuchteralgen gepflanzt. Sie wachsen maximal kniehoch und sollen der Elodea keinen Platz zum Wachsen lassen. Im Dortmunder Phoenixsee hätten sich die Armleuchteralgen bereits bewährt, so Dr. Podraza. Allerdings handelt es sich bei dem künstlichen See nicht um Fließgewässer wie die Ruhrstauseen. Dort dürfte die „Wasserpest“ Ruhrverband und Wassersportler weiter beschäftigen.