Essen. Stabwechsel bei der Kulturstiftung Essen. Oliver Scheytt übernimmt Amt von Henner Puppel. Förderung von Kultur und Wissenschaft bleibt Anliegen.

. Natürlich gibt es keinen besseren Ort für den Stabwechsel bei der Kulturstiftung Essen als die Essener Philharmonie. Mit dem frühzeitigen Versprechen, das Essener Konzerthaus – damals war die Standort-Debatte noch in vollem Gange – finanziell zu unterstützen, hat die Stiftung vor Jahren schon eine wichtige Wegmarke zur Realisierung dieses erfolgreichen Projekts gelegt. Und so traf man sich nun auch im Vorfeld des Konzertes des Jugendsymphonieorchesters, um den Wechsel an der Spitze dieser bedeutenden Förderinstitution zu feiern. Dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden und ehemaligen Chef der Essener Nationalbank, Henner Puppel, folgt Oliver Scheytt ins Amt. Der ehemalige Essener Kulturdezernent und Ruhr.2010-Geschäftsführer übernimmt damit den Vorsitz einer Stiftung, die sich in den vergangenen Jahren mit einigen Millionen um die Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft in der Stadt verdient gemacht hat. „Als mich Henner Puppel anrief, konnte ich gar nicht nein sagen, weil ich diese Institution so toll finde“, sagt Scheytt.

Förderung für stadtbildprägende Kunst und „Essen. Original“

Wie beglückend es sein kann, diese gemeinnützige, vom Bürgersinn getragene Privatinitiative zu leiten, ließ auch Henner Puppel in seiner Ansprache noch einmal anklingen. Rund eine halbe Million Euro konnte man in den Anfangsjahren jährlich zur Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft weitergeben. Allerdings leidet auch die Kulturstiftung Essen wie viele Anleger in jüngster Zeit unter der Niedrigzinsphase, die Kapitalerträge sind merklich geschrumpft, derzeit stehen jährlich rund 150.000 Euro zur Verfügung. Die Zeit der ganz großen Sponsorenpläne ist fürs erste vorbei. Gleichwohl hat die Kulturstiftung Essen in den vergangenen Jahren viel angestoßen. Internationale Kongresse und Stipendien im Medizinbereich gehören ebenso dazu wie renommierte Konzertreihen und stadtbildprägende Kunst. „Wir wollten gerne für eine Initialzündungen sorgen“, erinnert der Ehrenvorsitzende Wolfgang Ziemann. „Wir waren auch der erste große Förderer von Essen.Original.“ Die kraftvoll geschwungene Skulptur „Dynamik“ von Ladis Schwartz vor dem Steag-Gebäude steht ebenfalls für das Engagement der Kulturstiftung Essen genauso wie die ausgesprochen kontrovers debattierte „Spitzer-Spirale“ auf dem Kennedyplatz, die 1996 aufgestellt wurde.

Mit Blick auf die Stadt: Der neue Vorsitzende der Kulturstiftung Essen, Oliver Scheytt.
Mit Blick auf die Stadt: Der neue Vorsitzende der Kulturstiftung Essen, Oliver Scheytt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Damals hieß die Stiftung noch „Fördervereinigung für die Stadt Essen e. V.“, hervorgegangen aus dem bereits 1907 gegründeten Essener Verkehrsverein. 1921 übernahm dieser Stiftungsvorläufer auch Reisebüroaufgaben, die in den 1930er Jahren im „Essener Reisebüro“ gebündelt wurden, das dem Verein gehörte. Doch die Aufgaben eines Verkehrsvereins übernahmen später sukzessive andere, zunächst der städtische Verkehrsverein und später die Essen Marketing Gesellschaft. Und so wurde das Reisebüro Anfang der 1990er Jahre an die First-Gruppe verkauft und aus dem Essener Verkehrsverein die „Fördervereinigung für die Stadt Essen e.V.“, die 2004 dann zur Kulturstiftung Essen firmierte.

Scheytt will auch andere Partner „anstiften“

Mit den 16 Millionen Euro Eigenkapital hat sie in den vergangenen Jahren viel möglich gemacht im Bereich der Kultur, Kunst und Medizin. Festliche Konzerte in der Kreuzeskirche und die Ausrichtung des Deutschen Tanzpreis wurden damit ebenso unterstützt wie das Symposium Tanz der Folkwang-Universität oder Tagungen und Forschungsgeräte für das Uni-Klinikum. Auch die Philharmonie Essen gehört weiterhin zu den Empfängern, wenn sich die jährlichen Zuwendungen auch deutlich verringert haben. Statt der großen Player ist die Förderung kleinerer Projekte mehr in den Vordergrund geraten. „Dabei hatte ich gedacht, ein Amt zu übernehmen in dem man Geld ausgeben darf“, lächelt Scheytt, der sich angesichts der Begrenztheit der Mittel und der Vielfalt der Fördermöglichkeiten schon wieder etwas an sein Kulturdezernenten-Dasein erinnert fühlt.

Für die Zukunft hofft man wieder auf größere Zustiftungen in das Dotationskapital. Außerdem will Scheytt mit anderen Partnern in Essen den Austausch und das Miteinander suchen. „Dann ergeben eins und eins vielleicht nicht zwei, sondern drei oder vier“, erhofft sich der neue Stiftungs-Chef Mehrwert. Etwas in der Stadt bewegen, das funktioniere eben nicht nur mit Geld, sondern auch, „indem man andere anstiftet“, sagt Oliver Scheytt.