Essen. . Der Deutsche Tanzpreis wird neu aufgestellt. Neben der Stadt fördern nun auch Land und Bund die Gala. Ehrung für Nele Hertling und Meg Stuart.

Der Spagat ist eine Übung, die man nicht nur als Tänzer, sondern bisweilen auch als Tanzverantwortlicher beherrschen muss. Will man die Tradition bewahren und gleichzeitig offen sein für das Neue, Zeitgenössische, dann muss man sich manchmal sogar ganz neu aufstellen. So sorgt die Verleihung des Deutschen Tanzpreises am 22. September dieses Jahres nach zweijähriger Pause für einen Neustart und gleichzeitig auch für eine Neuausrichtung der traditionsreichen Auszeichnung, die erstmals durch den Dachverband Tanz Deutschland verliehen wird anstelle des bislang federführenden Fördervereins Tanzkunst Deutschland.

Preis ist mit 20 000 Euro dotiert

Neu ist aber nicht nur die Organisationsform. Neben den etablierten Tanzeinrichtungen, den großen Compagnien mit ihren prominenten Protagonisten waren für 2018 erstmals auch alle Tanzschaffenden der freien Szene eingeladen, sich um die Ehrung zu bewerben. Rund 60 ganz unterschiedliche Vorschläge hat die achtköpfige Jury um den langjährigen Essener Aalto Ballettchef Martin Puttke, Tänzerin Brit Rodemund und Choreografin Helena Waldmann diskutiert. „Die Vielfalt des Tanzes hat sich wesentlich verändert, darauf muss auch der Deutsche Tanzpreis reagieren“, sagt Puttke.

Erhält den Deutschen Tanzpreis 2018: Die Dramaturgin und Tanz-Netzwerkerin Nele Hertling
Erhält den Deutschen Tanzpreis 2018: Die Dramaturgin und Tanz-Netzwerkerin Nele Hertling © dpa

Und so wird die Auszeichnung, die in diesem Jahr ins 35. Jahr geht und zum ersten Mal als dotierter Preis vergeben wird, ganz unterschiedliche Tanz-Persönlichkeiten auszeichnen. 20 000 Euro wert ist nun der Deutsche Tanzpreis, den die Berliner Dramaturgin Nele Hertling (84) für ihre Verdienste um den zeitgenössischen Tanz in Deutschland erhält. Hertling habe die Entwicklung des Tanzes über viele Jahrzehnte geprägt und schon in den 1970er-Jahren herausragende internationale Choreografen wie Merce Cunningham und Trisha Brown nach Deutschland geholt. Als kulturpolitische Netzwerkerin stärke sie zudem beharrlich die Position des frei produzierten Tanzes, heißt es in der Begründung der Jury, die sich im Zeitraum von fünf Jahren auch immer wieder selber erneuern will, um die Breite und Diversität der Szene zu spiegeln.

Diese Vielfalt macht sich auch in den weiteren Auszeichnungen deutlich. Während der Preis für eine herausragende Entwicklung im Tanz an das Ballett des Staatstheaters Nürnberg unter der Leitung des klassisch ausgebildeten Tänzers Goyo Montero geht, wird mit der amerikanischen Choreografin Meg Stuart eine herausragende Interpretin geehrt, die mit ihrer Company Damaged Goods eine ganz eigene Tanzsprache und einen anderen Umgang mit dem Körper als künstlerische Hülle geprägt hat. Dass Meg Stuart in Essen zudem ein häufiger Gast auf Pact Zollverein ist, eröffnet womöglich auch die Möglichkeit begleitender Aktionen neben einem bereits geplanten Symposium.

Dass die neuen Tanzpreis-Macher eben nicht auf den Bruch, sondern auf einen nahtlosen Übergang setzen, spiegelt auch die Tatsache, dass bei der gestrigen Pressekonferenz mit „Mister Deutscher Tanzpreis“ Ulrich Roehm, und dem ehemaligen Kulturdezernenten Andreas Bomheuer zwei Tanzpreis-Verfechter dabei waren, die sich intensiv für den Verbleib der bundesweit renommierten Auszeichnung in Essen engagiert haben.

So steht der Erfolg des alten „neuen“ Tanzpreises nun auf vielen Beinen, auch finanziell. Neben der Stadt Essen, die ihren Zuschuss auf 50 000 Euro erhöht, schießt das Land NRW künftig dieselbe Summe zu. Der Bund, so Michael Freundt vom Dachverband Deutscher Tanz, beteilige sich mit einer ähnlichen Förderung. Allerdings über den Umweg, den Dachverband Tanz Deutschland stärker zu bezuschussen. Der Preis soll weiterhin jährlich, ab sofort allerdings im Herbst verliehen werden. Ein Kuratorium wird die weitere Entwicklung begleiten.

Überlegungen, Preise auch nur für die Bereiche Tanzforschung und Tanzpädagogik zu vergeben, sind zunächst einmal vom Tisch.

Norbert Lammert übernimmt die Schirmherrschaft

Die Gala zur Verleihung des Deutsches Tanzpreises unter Schirmherrschaft von Norbert Lammert, Bundestagspräsident a. D, stellt die künstlerischen Beiträge in den Mittelpunkt.

Das detaillierte Programm wird im Mai bekannt gegeben. Der Ticketverkauf beginnt bereits am 19. April an den Kassen der Theater und Philharmonie. Infos: www.deutschertanzpreis.de