Beim Full Spin Festival treffen bekannte Physical Theatre Künstler auf heimische Talente und Folkwang-Studenten. 17 Produktionen bieten Vielfalt.

Akrobatisch, clownesk, tänzerisch und manchmal ganz schön abgehoben. Mit der fünften Auflage von Full Spin präsentiert sich das Physical Theatre wieder einmal mit allen Facetten. Vom 28. Juni bis zum 6. Juli zeigt das Internationale Physical Theatre Festival insgesamt 17 Produktionen im Maschinenhaus Essen, der Neuen Aula der Folkwang Universität der Künste und im Grillo- Theater

Erdacht wurde das Full Spin Festival von Fabian Sattler, Vorstand im Maschinenhaus Essen, und Thomas Stich, Leiter des Studiengangs Physical Theatre der Folkwang Universität der Künste. Mit dem bundesweit einzigen Studiengang für diese besondere, einst als Pantomime bezeichnete Bühnendisziplin ist Essen schließlich der perfekte Ort für ein Festival, das ganz auf die Kraft des Ausdrucks, der Bewegung, Bildkraft und auf die universelle Sprache des Körpers setzt.

Schräge Vögel: Mit wenigen Mitteln eine ganze Geschichte erzählen – das ist die Kunst des Physical Theatre.   
Schräge Vögel: Mit wenigen Mitteln eine ganze Geschichte erzählen – das ist die Kunst des Physical Theatre.   © Andre Symann

Mit dabei sind wieder international bekannte Künstler, aber auch kleinere Kompanien, die es zu entdecken gilt. Und vor allem finden in diesem Jahr die hier ansässigen Physical Theatre Künstler und Studierenden beim Full Spin Festival ihre Bühne. Sie treffen auf so populäre Vertreter wie Familie Flöz. Dabei werden mit unterschiedlichen Ausdrucksformen Themen von existenzieller Dringlichkeit ohne große Worte berührt: Was können zwei Physical Comedians über die Absurditäten eines Büroalltags erzählen? Wie schafft es eine Tänzerin, durch Sprache, Bewegung und Sounds die extremen Stereotypen von Männern aus sozial benachteiligten Schichten zu dekonstruieren? Wie tief reichen die Blicke in die Zerbrechlichkeit menschlicher Leben, wenn die Familie Flöz die Tore einer fiktiven Pflege- und Heilanstalt öffnet? Was für eine Atmosphäre entsteht, wenn nur sechs Besucher um einen Tisch sitzen und ein Performer mit Gegenständen alte Erinnerungen zum Leben erweckt und neue erschafft?

Manchmal verlieren die Akteure bei ihren artistisch-philosophischen Betrachtungen sogar den Boden unter den Füßen, wie der Schweizer Künstler Georg Traber, der zum Festivalauftakt am Freitag, 28. Juni aus simplen Holzstangen über Stunden einen Turm bauen lässt, bis diese „himmlische Sondierbohrung nach Erkenntnis“ buchstäblich abgebrochen wird. Mit den Ursprüngen und Auswirkungen des Lachens wiederum beschäftigt sich der Schauspieler Jos Houben, dessen Ausführungen über „The Art of Laughter“ am 30. Juni, 18 Uhr, im Grillo-Theater zu erleben sind (in englischer Sprache).

Großer Auftritt bei der Extraschicht

Mitreden und selbst ausprobieren dürfen teilweise auch die Besucher bei Nachgesprächen und Workshops. Einen großen Auftritt plant das Full Spin Festival auch am Tag der Extraschicht, der langen Nacht der Industriekultur. Das neu gegründete Physical Theatre Netzwerk will dann mit hier ansässigen Akteuren, Folkwang Studierenden und internationalen Künstler auf verschiedenen Bühnen, drinnen und draußen, Einblicke geben in das, was das Physical Theatre so faszinierend macht.