Essen. . Die Badesaison im Seaside Beach am Baldeneysee startete früh. Wegen des strikten Warnsystems gab es seither kaum Badetage, klagt der Betreiber.

Nach einem Supersommer im vergangenen Jahr erlebt die Badestelle am Seaside Beach in Essen jetzt einen durchwachsenen Saisonstart. Das liege zwar auch am mittelprächtigen Wetter im Mai, sagt Holger Walterscheid, der das Seaside Beach betreibt. Doch das strikte Frühwarnsystem verschärfe das Problem: Oft müsse er die Badestelle wegen drohender Verunreinigungen schließen, was bei seinen Besuchern für Unmut sorge.

Am vergangenen Wochenende (15./16. Juni 2019) etwa, als Sonnenschein und Wärme zeitweise viele Besucher in die Anlage am Seeufer lockten, war das Baden dort durchgehend verboten. „Da mussten wir ein paar Leute aus dem Wasser holen, die das missachteten“, erzählt Walterscheid. Eine seiner Mitarbeiterin sei angemacht worden: „Ihr macht ja nur an ein paar richtig guten Tagen auf.“

Nach Starkregen drohen Verunreinigungen des Wassers

Tatsächlich sei das Schwimmen seit dem frühen Beginn der Badesaison im April 2019 bestenfalls an acht bis zehn Tagen erlaubt gewesen. Allerdings liege es keineswegs in seinem Ermessen, das Badevergnügen freizugeben oder nicht. Vielmehr müsse die Badestelle nach starken Regenfällen gesperrt werden, weil dann Abwasser in den See gelangt und die hygienischen Qualitätsstandards nicht mehr garantiert werden könnten. „Nach dem Regen wird zwei Tage gewartet, dann noch mal gemessen und entschieden, ob wir wieder öffnen können“, sagt Walterscheid. Da davon auch seine Personalplanung abhänge, sei es für ihn wichtig, so früh wie möglich informiert zu werden, wenn eine Schließung drohe. Er könne ja nicht jedem Niederschlag ansehen, „ob der schon als Starkregen zählt“.

Daher ärgerte sich Walterscheid, dass er nach den Regenfällen am vergangenen Mittwoch erst am Donnerstag informiert wurde, dass die Badestelle geschlossen werden muss. Noch am Montag (17. Juni) wartete er vergeblich auf die Freigabe durch die Stadt. „Dabei geht an so einem Tag hier ohne Unterlass das Telefon, weil die Leute wissen wollen, ob sie baden können. Es ist für meine Mitarbeiter kein Spaß, die Leute zu vertrösten.“

Besucher erwarten, dass man bei schönem Wetter schwimmen kann

Das Seaside Beach habe neben der Badestelle zahlreiche andere Freizeitangebote und sei auch gut gelaufen, als man nicht im See schwimmen konnte. Doch mit der Eröffnung des Schwimmbereichs 2017 sei eben eine „neue Erwartungshaltung“ entstanden. „Die Leute können schwer verstehen, warum das Baden bei uns so strikt gehandhabt wird.“ Er wundere sich selbst darüber, schließlich sähen die EU-Richtlinien für Badegewässer nur fünf Messungen pro Saison vor, „Hier haben wir das andere Extrem, dass praktisch täglich gemessen wird.“

Der von der Ruhr gespeiste Baldeneysee sei freilich mit „Badeseen in der Pampa“ auch nicht vergleichbar, erklärt Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Wenn bei starkem Regen viel Wasser ins Kanal- und Kläranlagensystem fließe, werde auch Abwasser in die Ruhr – und damit in den See – eingeleitet. Es brauche ein paar Tage, bis diese Verschmutzungen beseitigt seien. Für solche Gewässer sei laut EU-Richtlinie und der Badegewässer-Verordnung ein Frühwarnsystem zwingend vorgeschrieben. „Und die Stadt ist an der Badestelle für die Gesundheit der Badegäste verantwortlich“, betont Jasmin Trilling. „Nach starkem Regen kann die Badestelle mit Fäkalkeimen verschmutzt sein.“

Gesundheitsamt entscheidet, ob das Baden im See erlaubt ist

Daher meldeten die Messstationen automatisch die Werte an das städtische Gesundheitsamt: „Sind die Grenzwerte überschritten, drücken die Mitarbeiter auf einen Knopf und auf unserer Homepage erscheint sofort, dass das Baden verboten ist.“ Ebenso schnell werde das Seaside Beach informiert. Allerdings, das räumt Trilling ein, habe es am vergangenen Mittwoch ein technisches Problem bei der Messstation gegeben - die Daten seien erst mit eintägiger Verspätung weitergegeben worden. Eine weitere Verzögerung habe es zu Christi Himmelfahrt wegen des Feiertags gegeben; so etwas sei natürlich unglücklich. Selbstverständlich werde man mit Walterscheid, der sich mit einer Beschwerde an die Stadt gewendet hatte, sprechen, sagt Jasmin Trilling. „Aber wir müssen eben darauf achten, dass die Grenzwerte eingehalten werden.“

Die allerdings sind keineswegs in Stein gemeißelt: Während die erste Badesaison 2017 mit knapp 50 Badetagen zu Ende ging, war diese Zahl im vergangenen Jahr schon am 23. Juli erreicht. Das lag nicht allein am Supersommer 2018. Vielmehr hatte man nach Auswertung der Messergebnisse 2017 das Frühwarnsystem nachjustiert: Das Badeverbot wird seither bereits weniger rasch ausgelöst.