Essen/Mülheim. Eine Versammlung der Ruhrbahn hat am Donnerstag Chaos verursacht. In Essen sollen alle Linien wieder fahren, in Mülheim fällt die 102 aus.

Nachdem eine Betriebsversammlung der Ruhrbahn am Donnerstagvormittag für erhebliche Ausfälle und Verspätungen gesorgt hatte, sollen zumindest in Essen wieder alle Linien unterwegs sein. Das geht aus einer Mitteilung beim Kurznachrichtendienst Twitter hervor. Dabei kommt es nach Angaben der Ruhrbahn aber weiter zu erheblichen Verspätungen. In Mülheim fällt die Linie 102 komplett aus, auf den übrigen Linien kommt es ebenfalls zu Verzögerungen.

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"Es kommt bei Bussen und Bahnen vereinzelt zu Störungen und Wartezeiten bis zu 30 Minuten", teilte die Ruhrbahn am Donnerstagvormittag auf Nachfrage mit. Wie sich die Lage über den Tag entwickle, sei nicht abzuschätzen, hieß es: Das Fahrpersonal habe das Recht, selbst zu entscheiden, ob man die Betriebsversammlung besuche oder nicht, erläuterte eine Sprecherin. "Ersatzpersonal lässt sich deshalb kurzfristig nicht beschaffen".

Ruhrbahn-Kunde kritisiert: "Man erfährt ja nix"

Bei der Ruhrbahn wehrte man sich am Donnerstag gegen Kritik, dass das Unternehmen seine Kunden erst am Mittwochabend über die Betriebsversammlung informiert hatte. Man habe erst so spät von der Versammlung erfahren, sagte die Sprecherin.

Die Ruhrbahn informiert über Lautsprecher-Durchsagen und an ihren Info-Säulen über die Betriebsversammlung an diesem Donnerstag.
Die Ruhrbahn informiert über Lautsprecher-Durchsagen und an ihren Info-Säulen über die Betriebsversammlung an diesem Donnerstag. © Martin Spletter

Stevan Ivanovic steht um halb neun am Essener Hauptbahnhof und kommt nicht weg: "Die U-Bahn fährt nicht, und ob ein Bus fährt, weiß ich auch nicht." Er muss vom Stadtzentrum in den nördlich gelegenen Stadtteil Vogelheim, ein Geschäftstermin, aber: "Man erfährt ja nix." Tatsächlich ist auf den Ruhrbahn-Anzeigetafeln an diesem Morgen überall nur zu lesen: "Betriebsstörung" von 7 bis 18 Uhr, "erhebliche Ausfälle" sind angekündigt, Details: Fehlanzeige.

Linie U11 fährt nur sporadisch

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Tatsächlich fährt die U11, eine der zentralen Linien vom Essener Süden bis nach Gelsenkirchen, an diesem Morgen nur sporadisch; andere Ausfälle halten sich in den Morgenstunden offenbar in Grenzen. Die Mutter eines Jungen, der in die zehnte Klasse geht, beschwert sich: "Heute werden zentralel Prüfungen geschrieben in den ersten beiden Stunden. Hätte man da mal nicht eher Bescheid sagen können?"

Die Störung betrifft zudem nicht alle Linien. Laut Ruhrbahn sind in Essen folgende Buslinien nicht betroffen: 144, 162, 172, 174, 186 und 194. Weitgehend nach Fahrplan sollen in Mülheim diese Linien verkehren: 130, 134, 752, 753 und 901.

Demo gegen Sparpläne bei Ruhrbahn am Nachmittag in Mülheim

Das Kundencenter am Berliner Platz in Essen ist wie gewohnt von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Die Kundencenter am Essener und Mülheimer Hauptbahnhof sind nur eingeschränkt geöffnet: in Essen ab circa 13 Uhr und in Mülheim ab circa 12 Uhr.

Grund der Betriebsversammlung in der Sporthalle an der Mülheimer Südstraße sind die Sparpläne der Ruhrbahn in Mülheim, die unter anderem die Streichung der Straßenbahnlinie 104 von Mülheim nach Essen vorgesehen haben. Die Gewerkschaft Verdi hat zudem für diesen Donnerstag, 13. Juni, um 15 Uhr zu einer Demonstration auf dem Rathausmarkt in Mülheim aufgerufen. Mehr als 1000 Demonstranten werden laut Verdi erwartet.

Takt-Ausweitung in Essen und "Sparkeule" in Mülheim

Bei der Bezirksregierung Düsseldorf, zuständige Aufsichtsbehörde für Mülheim, stießen die Sparpläne jüngst auf Kritik: Mehr Straßenbahnen und mehr Kundenorientierung seien unausweichlich. Die "regionalplanerisch bedeutsamen" Straßen- und U-Bahn-Städteverbindungen nach Essen und Duisburg zu streichen, sei nicht zielführend, um notwendige Sparziele zu erfüllen, teilte die Bezirksregierung mit. Vielmehr sollten wenn, dann parallel verkehrende Bus- und Straßenbahn-Linien gestrichen werden. Zudem unterhalten die 2017 zur Ruhrbahn fusionierten Mülheimer und Essener Verkehrsbetriebe nach wie vor zwei Hauptwerkstätten für ihre Fahrzeuge; eine würde genügen, schlug die Bezirksregierung vor, mit Verweis auf längst vorliegende Gutachten zum Einsparpotential.

Bei der Ruhrbahn kritisierte Christian Boden, Sprecher der dortigen Verdi-Vertrauensleute: "Mit dem Fahrplanwechsel vom 9. Juni 2019 wurde im Essener Stadtgebiet auf mehreren Linien ein Fünf-Minuten-Takt eingeführt. Für das damit unterstützte ,Projekt zur Luftreinhaltung’ gibt es sogar Fördergelder vom Bund. Es passt einfach nicht zusammen, wenn in Mülheim die Sparkeule zuschlägt, während der ÖPNV in Essen modern und zukunftsfähig aufgestellt wird“.