Essen. Eine Bank als Wohnungsvermieter? Die Geno Bank Essen ist diesen ungewöhnlichen Schritt gegangen. Nun hat sie Zwischenbilanz gezogen.

Die Geno Bank ist mit ihrem Gang ins Immobiliengeschäft mehr als zufrieden. Sie profitiert dabei nicht zuletzt von einem knappen Wohnungsmarkt in Essen und den steigenden Mieten. Die von ihr bislang vermieteten Wohnungen in Essen und Mülheim würden rund zwei Prozent höhere Mieterträge erzielen als ursprünglich geplant. „Dass der Wohnungsmarkt so anziehen würde, konnte keiner ahnen. Aber umso besser“, sagte der Vorstandsvorsitzende des genossenschaftlichen Instituts, Heinz-Georg Anschott. Bislang hat die Bank rund 190 Wohnungen, die teilweise noch im Bau sind, vermietet. Die Durchschnittsmiete liege bei 11,30 Euro für den Quadratmeter kalt.

Heinz-Georg Anschott, Vorstandsvorsitzender der Geno Bank in Essen
Heinz-Georg Anschott, Vorstandsvorsitzender der Geno Bank in Essen © WAZ | STEFAN AREND

Vor vier Jahren hatte sich die Geno Bank zu diesem für eine Bank eher ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Die Führung beschloss, 100 Millionen Euro in den Kauf von Wohnungen zu investieren. Die Mieteinnahmen daraus sollen perspektivisch die rückläufigen Einnahmen aus dem Zinsgeschäft kompensieren. „Das Immobiliengeschäft verspricht uns stabile Erträge“, so Anschott. So geht die Geno Bank von Mieterträgen von rund 4,3 Millionen Euro pro Jahr aus. Deutlich sichtbar würden die Einnahmen erstmals in den Bilanzen 2019 und 2020. Die Rendite aus dem Vermietungsgeschäft soll bei über 4 Prozent liegen. Wenn sie das Geld ihrer Kunden derzeit beispielsweise in risikoarme Bundesanleihen anlegen würde oder zur Europäischen Zentralbank geben, würde sie durch Minuszinsen Geld verlieren.

Wohnungen der Geno Bank liegen im begehrten Essener Süden

Die bisherigen Erfahrungen scheinen den Kurs der Bank zu bestätigen: Insgesamt zwölf Mietobjekte mit insgesamt 295 Wohnungen kaufte sie seit 2015 in Essen und Mülheim auf. Vertragspartner sind mehrere Bauträger, die ganze Neubauprojekte an die Geno Bank veräußerten. Fertig gestellt sind mittlerweile 126 Wohnungen, berichtet Anschott. Mit den 56 Wohnungen an der Baumstraße in Rüttenscheid folgt demnächst das größte Einzelprojekt. Bis Ende des Jahres sollen zehn der zwölf Anlagen fertiggestellt sein. Letztes Projekt wird das mittlerweile begonnene am Meckenstocker Weg in Bredeney sein. Dort gab es zuletzt juristische Auseinandersetzungen, u.a. weil Anwohner Verkehrsprobleme befürchten.

Die Objekte in Essen, die die Bank gekauft hat, liegen im gefragten Süden der Stadt, wo auch entsprechend hohe Mieten zu erzielen sind. „Wir haben bewusst in solche Lagen investiert, um das Risiko für uns gering zu halten“, meint Anschott. Mit einer langfristigen Vermietungsquote von 97 Prozent rechnet die Bank. „Um die Vermietung machen wir uns keine Sorgen. Das Angebot wird in Essen auch in Zukunft eher bei Eigentumswohnungen liegen.“ Mietwohnungen dagegen bleiben seiner Meinung nach auch weiterhin knapp, die Nachfrage dafür aber hoch.

Geno Bank will es bei den 100 Millionen Euro für Wohnungen belassen

Geschäftszahlen und Wohnungsbestand

Von den zwölf Wohnbauprojekten sind fertig gestellt: Frankenstraße 355 -357 in Bredeney, Alte Hauptstraße in Burgaltendorf, Scheppener Weg in Fischlaken, Baumstraße in Rüttenscheid und zwei Objekte in Mülheim. Es folgen noch: Frankenstraße 166, Humboldtstraße in Haarzopf, Bachstraße in Kettwig sowie zwei Objekte in Mülheim. Alle Wohnungen, die bereits in der Vermietung sind, hat die Geno Bank auf ihrer Internetseite genobank-immobilien.de zusammengestellt.

Die Geschäftszahlen der Geno Bank 2018: Die Bilanzsumme betrug 927 Millionen Euro, der Jahresüberschuss blieb in etwa auf Vorjahresniveau und betrug 1,47 Millionen Euro. Provisions- und Zinsüberschuss (ohne Sonderfaktoren) sanken zum Vorjahr leicht.

Die Bank hat 21.200 Mitglieder, die an dem genossenschaftlichen Institut beteiligt sind. Sie bekommen derzeit auf ihren Anteil eine Verzinsung von 2,5 Prozent.

Laut Anschott sei die Bank im Jahr 2015 allerdings gerade noch rechtzeitig in das Geschäft eingestiegen. „Heute würden wir die Immobilien für diese Preise nicht mehr bekommen.“ Auch das Bauen sei seither deutlich teurer geworden. Allerdings hatte sich das Institut dagegen mit Festpreisen gewappnet.

Wie lange die Bank indes im Vermietungsgeschäft aktiv bleiben wird, hängt nicht zuletzt von der Entwicklung der Zinsen ab. Sollten sich alternative Geldanlagen wieder mehr rechnen, könnte es sein, dass sich die Geno Bank von den Objekten wieder trennt. „Ich denke aber, diese Frage stellt sich in den nächsten Jahren nicht“, so Anschott. Nach seinen Prognosen soll das Immobiliengeschäft in Zukunft rund 15 Prozent der Erträge ausmachen und so die Rückgänge aus dem Zinsgeschäft kompensieren helfen. Mehr Geld als die 100 Millionen Euro allerdings wird die Geno Bank nicht investieren. „Dabei wollen wir es belassen“, unterstreicht der Vorstandsvorsitzende.