Essen. . Die Geno-Bank geht unter die Vermieter: Sie hat 60 Millionen Euro in neue Mietshäuser gesteckt. Wo diese entstehen, stellte die Bank jetzt vor.
- Die Geno-Bank will in den nächsten Jahren 100 Millionen in neue Mietshäuser investieren
- Für 60 Millionen hat sie bereits sechs Objekte gekauft, davon vier in Essen
- Sie liegen in Bredeney, Fischlaken, Rüttenscheid und Burgaltendorf
Wohin mit dem ganzen Geld? Eigentlich wäre das vor einigen Jahren eine Luxus-Frage für Banken gewesen. Doch in Zeiten historisch niedriger Zinsen sind die Geldhäuser gezwungen, sich nach alternativen Anlagen für ihr eingesammeltes Geld umzusehen.
Die Geno Bank hat vor einem Jahr einen eher ungewöhnlichen Weg beschlossen. Rund 100 Millionen Euro sollten in den nächsten zwei bis drei Jahren in neue Mietwohnungen investiert werden.
Dem Ziel ist die Geno Bank binnen zwölf Monaten schon recht nah gekommen: Sechs Neubau-Objekte für rund 60 Millionen Euro hat die Genossenschafts-Bank bereits gekauft. Zwei Weitere für 14 Millionen Euro seien ausverhandelt, sagte am Donnerstag der Vorstandsvorsitzende, Heinz-Georg Anschott.
In Essen liegen vier der sechs Mietobjekte mit insgesamt 144 Wohnungen, die restlichen in Mülheim. Sie sollen bis 2019 bezugsfertig sein. Dass es sich um ein durchaus beachtliches Wohnungs-Paket handelt, das die Geno Bank aufgekauft hat, zeigt dieser Vergleich: In Essen wurden zuletzt jährlich etwas über 800 Wohnungen fertiggestellt.
Wohnungen in Bredeney, Fischlaken, Rüttenscheid und Burgaltendorf
Da die Bank ausschließlich in guten Lagen ihr Geld anlegen will, konzentrieren sich die Wohnungen auf den Süden der Stadt. So werden in der Baumstraße 8 bis 24 in Rüttenscheid insgesamt 56 Wohnungen entstehen, in Bredeney in der Frankenstraße 29 Wohnungen, am Scheppener Weg in Fischlaken 18 Wohnungen sowie in der Alten Hauptstraße in Burgaltendorf weitere 41 Wohnungen. Wo sich das fünfte Projekt befindet, dazu gab es noch keine Angaben. Baustart in Fischlaken war bereits, in wenigen Tagen geht es an der Frankenstraße und der Alten Hauptstraße los.
Die Wohnungen werden barrierefrei bzw. barrierearm und hochwertig ausgestattet sein. Das wird auch seinen Mietpreis haben. Die Wohnungen in Fischlaken sollen im Schnitt zehn Euro Kaltmiete für den Quadratmeter kosten, in Burgaltendorf liegt der durchschnittliche Mietzins bei 9,50 Euro. In Rüttenscheid jedoch werden die Mieter höhere Preise zahlen müssen.
Hohe Kaufpreise drücken Margen – vor allem in Rüttenscheid
Die Bank verspricht sich rund vier Prozent Rendite im Jahr. Das ist deutlich mehr, als sie zur Zeit mit risikoarmen Anleihen erzielen würde, geschweige denn, wenn sie Anlagegelder zur Europäischen Zentralbank gibt. Dann werden sogar Strafzinsen fällig.
Die Einnahmen aus den Vermietungen sollen langfristig das einbrechende Zinsgeschäft der Bank zumindest teilsweise kompensieren. In fünf Jahren, so rechnet die Bank, werden rund 15 Prozent ihrer Erträge aus dem Vermietungsgeschäft kommen. „Für uns ist das ein Mittel, uns breiter aufzustellen“, unterstrich Anschott.
Die Bank sucht derweil weitere Mietwohnungs-Objekte – wohlwissend, dass das schwieriger wird. Dabei spielt nicht nur die generelle Knappheit an Grundstücken für den Wohnungsbau eine Rolle, sondern auch die Preisentwicklung. „Die Margen verfallen“, sagte Anschott. Besonders in Rüttenscheid, wo das Geldhaus gern weitere Projekte erwerben würde, seien die Preise zuletzt weiter gestiegen, teils so stark, dass es sich wirtschaftlich für die Bank nicht mehr gerechnet habe. „Und die Dynamik wird zunehmen“, glaubt Anschott. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, dass die Bank noch weitere Mietobjekte erwerben kann.
Um eine schnelle Vermietung macht sich Anschott dagegen keine Sorgen. Die Nachfrage nach Mietwohnungen sei gut, weil es in Essen in diesem Segment nicht genügend Angebote gebe. Auch will die Geno Bank bei der Vermietung teils neue Wege gehen: Sie will Häuser bevorzugt Mietergemeinschaften anbieten. Somit könnten Mieter zusammen mit Familien und Freunden einziehen und so ihr soziales Wohnumfeld mitbestimmen.
Geno Bank steigert Kreditgeschäft vor allem mit Firmen
Den Verlauf des Geschäftsjahres 2016 bezeichnet Geno-Bank-Chef Heinz-Georg Anschott als erfreulich. Vor allem im Kreditgeschäft mit Firmenkunden hat das Genossenschafts-Institut um sieben Prozent auf 300 Millionen Euro kräftig zugelegt und sieht hier auch künftig Zuwachs. Zusammen mit den Privatdarlehen hat die Bank 431 Millionen Euro an Krediten in den Büchern – ein Plus von drei Prozent.
Wenn es nach Anschott ginge, dürfte es auch gern noch mehr sein. Denn auf der anderen Seite haben sich die Einlagen der Kunden noch stärker nach oben bewegt. Das heißt: Die Geno Bank nimmt mehr Geld ein, als sie derzeit an Krediten ausgibt. Alternative – noch dazu risikoarme – Anlagen zu finden, ist in der Niedrigzinsphase schwer. Auch deshalb investiert die Bank jetzt in den Mietwohnungsbau.
Immerhin haben die Geno-Bank-Kunden fast die Hälfte ihres Geldes in Wertpapieren angelegt. 424 Millionen Euro stecken in Aktien & Co, was der Bank wiederum gute Provisionen einbringt. Dennoch liegt mit 465 Millionen Euro ein beachtlicher Teil auch auf Konten, Sparbüchern etc.
Unterm Strich erwirtschaftete die Bank 2016 einen Gewinn nach Steuern von 3,3 Millionen Euro und somit etwas mehr als im Vorjahr, als es 3,2 Millionen waren. Die Dividende für die genossenschaftlichen Anteilseigner soll wieder bei 2,75 Prozent liegen. Rund 21 500 Genossen zählt die Bank. 2,75 Millionen Euro will der Vorstand dagegen in die Rücklagen stecken und so das Eigenkapital weiter stärken.