Essen. Die Steag baut das Fernwärmenetz aus und beginnt am Montag mit dem Bau der „Osttrasse“. 20.000 Haushalte sollen an das Netz angeschlossen werden.

Zu den zahlreichen Baustellen auf den Essener Straßen kommt ab Montag, 3. Juni, eine weitere hinzu. Und die hat es in sich: Die Steag beginnt an der Kleinen Stoppenberger Straße mit dem Bau einer 5,8 Kilometer langen Hauptleitung für das Essener Fernwärmenetz. Die so genannte Osttrasse soll die östlich der Innenstadt gelegenen Stadtteile für die Versorgung mit Fernwärme erschließen; sie führt vom Nordviertel bis nach Bredeney. Die Steag rechnet mit einer Bauzeit von 18 Monaten. Entlang der geplanten Trasse ist auf wichtigen Hauptverkehrsstraßen mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Auch Anwohner müssen mit Einschränkungen rechnen. „Das lässt sich leider nicht vermeiden“, bedauert Markus Manderfeld, Geschäftsführer der Steag Fernwärme Essen, und bittet um Verständnis.

Für die Steag ist der Bau der „Osttrasse“ zwingende Voraussetzung für den geplanten Ausbau des Essener Fernwärmenetzes. 19 weitere Stadtteile will das Energieunternehmen mit Fernwärme beliefern. Insgesamt 90 Kilometer Leitung sollen dafür in den kommenden 15 Jahren verlegt werden. 20.000 weitere Haushalte könnten dann versorgt werden. Die neue Haupttrasse ist dafür so etwas wie eine Hauptschlagader. Durch sie werden die Stadtteile Frillendorf, Kray, das Südviertel, Huttrop, Bergerhausen, Rüttenscheid, Stadtwald, die Margarethenhöhe und Bredeney ganz oder teilweise erschlossen.

Die neue Fernwärme-Hauptleitung wird in drei Bauabschnitten vom Nordviertel bis nach Rüttenscheid gebaut

Derzeit beschränkt sich das Fernwärmenetz noch im wesentlichen auf die Innenstadt und die nördlichen Stadtteile. Per Gestattungsvertrag erlaubt die Stadt Essen der Steag, das Netz nach Osten, Westen und Süden auszudehnen. Während in den westlichen Stadtteilen dafür erforderliche Leitungen bereits im Boden liegen, muss die Stadt das Erdreich im Osten aufreißen. Gebaut wird in drei Abschnitten: Der erste führt von der Kleinen Stoppenberger Straße bis zum Tunnel an der Burggrafenstraße. Von dort geht es mit dem zweiten Bauabschnitt weiter bis zur Töpferstraße/Ruhrallee. Der dritte Bauabschnitt endet an der Müller-Breslau-Straße in Höhe der Veronikastraße. Auf den Hauptverkehrsstraßen werden dann abschnittsweise zwei von vier Fahrspuren gesperrt.

Der CO2-Ausstoß im Osten der Stadt soll innerhalb von 15 Jahren um bis zu 30 Prozent sinken

20 Millionen Euro investiert die Steag in den Bau der Leitung. Acht Millionen Euro trägt das Land NRW, das dafür auf den Fonds der EU für regionale Entwicklung zurückgreift. Der Ausbau des Fernwärmenetzes sei auch ein Beitrag zum aktuell viel diskutierten Klimaschutz. „Mit dem Ausbau des Verteilernetzes werden wir den Ausstoß von CO2-Emissionen im Osten der Stadt perspektivisch um bis zu 30 Prozent senken“, sagt Steag-Geschäftsführer Markus Manderfeld. Dies entspreche etwa 11.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

Nach eigenen Angaben gewinnt die Steag derzeit ihre Fernwärme zu zwei Dritteln aus der Müllverbrennung, ein Drittel liefert das Steinkohlekraftwerk in Herne. Dieses soll bis zum Jahr 2023 um ein Gas- und Dampfkraftwerk „ergänzt“ werden, betont Manderfeld. In wieweit der Anteil der Steinkohle bei der Fernwärmegewinnung dann sinkt, bleibe abzuwarten. Spätestens 2038 soll das Kohlekraftwerk vom Netz genommen werden.